Bayerns Javi Martinez: Der Null-Fehler-Mann

Er kam spät, aber gewaltig: Bayerns neuer Spanier Javi Martinez spielt gegen Mainz zwar nur eine Viertelstunde lang, die dafür aber sehr vielversprechend.
München - 75 lange Minuten musste der 40-Millionen-Euro-Einkauf Javi Martinez warten, bis es endlich für ihn losging. Gerade mal ein Viertelstündchen blieb also nur noch, um zumindest anzudeuten, dass er womöglich tatsächlich sein Geld wert sein könnte. Was dann folgte, war eine selten zu sehende Abfolge von richtigen Entscheidungen, gelungenen Aktionen, deren letzte auch noch in einem Treffer mündete: dem letzten und entscheidenden zum finalen 3:1, erzielt von Toni Kroos, vorbereitet von Bayerns neuem Spanier.
Eigentlich hatte man den teuersten Transfer der Bundesliga-Geschichte in Saisonspiel drei ja in der Start-Elf erwartet. Doch Bayern-Trainer Jupp Heynckes sagte vor der Partie lapidar: „Javier trainiert zwei Wochen mit der Mannschaft. Der Integrationsprozess muss noch abgestimmt werden. Er befindet sich noch in der Eingewöhnungsphase, muss sich erst an seine neuen Kollegen gewöhnen und an unsere Spielphilosophie. Und Luiz Gustavo hat zuletzt gut gespielt, deshalb habe ich keinen Grund gesehen, zu wechseln.“
Auch im Verlauf der zunächst so unbeschwerten Begegnung mit Mainz 05 gab es keinen Grund zum Wechseln. Schnell stand es durch die Treffer von Mario Mandzukic und Bastian Schweinsteiger 2:0, woraufhin sich die Mannschaft eine Verschnaufpause gönnte, die fast noch böse geendet hätte: Vorne wurden die vielen Chancen nicht verwertet, und hinten fing man sich einen unnötigen Elfmeter und somit den Anschlusstreffer zum 1:2 ein. Keine günstige Situation, um den Neuen zu bringen.
Heynckes riskierte es dennoch. Schließlich weiß er ja, was für ein Juwel ihm da nun zur Verfügung steht. Ausführlich hatte der Coach den Spanier gelobt. Vor allem beeindruckte Heynckes, dass der Spanier schon am ersten Tag die Vornamen aller Spieler, Trainer und auch die der Betreuer wusste. Und so schickte er den 24-Jährigen in dieses wackelnde 2:1, nahm den sehr aktiven Xherdan Shaqiri vom Platz, so dass Schweinsteiger auf die Zehner-Position und Toni Kroos auf den linken Flügel wechselte.
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Kaum war Martinez auf dem Platz, machte er keinen einzigen Fehler. Flankt, zweikämpft, doppelpasst, dribbelt, erobert Bälle zurück – alles mit Erfolg! Ein Null-Fehler-Mann. Fast logisch, dass ihm auch noch sein erster Assist gelang: 92 Minuten waren schon gespielt, als er von rechts mit gutem Auge den Kollegen Kroos in Schussposition entdeckt, den Ball punktgenau zu ihm rüber chippt, und Kroos mit genüsslichem Volley-Knaller das längst überfällige 3:1 markieren konnte.
Und Martinez? Ballte zwei Jubelfäuste, trabte zum Torschützen rüber, wurde unterwegs aber schon von den Gratulanten Boateng und Gustavo herzhaft beglückwünscht. Danach war Schluss, und es ging zum Jubeln vor die Südkurve.
Vor den Reportern gab sich der Neue demütig: „Ich muss noch warten, bis ich einen Stammplatz bekomme. Ich werde mich weiter anbieten und muss noch viel im Fitnessbereich arbeiten. Das ist jetzt quasi meine Vorbereitung, die ich in Bilbao nicht hatte.“
Vom Trainer gab's jedenfalls viel Lob: „Javi hat sich sehr gut vorn mit eingeschaltet, einen sehr intelligenten Fußball gezeigt und das 3:1 in genialer Manier vorbereitet.“ Das geht doch runter wie nichts! Martinez blieb bescheiden und meinte: „Es ist gut gelaufen für mich, und ich freue mich, dass ich zum Sieg beitragen konnte.“
Ein weiterer Grund zur Freude sei das Spiel am kommenden Mittwoch gegen den FC Valencia: „Schön, dass es gleich gegen ein spanisches Team geht“, sagte Martinez. Jupp Heynckes ließ sich natürlich nicht entlocken, ob er dem Neuen ein Champions-League-Debüt im Bayern-Dress von Anfang an gönnen wird. Mit Pokerface verwies er auf seine neu hinzugewonnenen Optionen und sagte: viel, aber eigentlich nichts.
Liga-total-Experte Thomas Berthold meinte zum Thema Martinez jedenfalls: „Man sieht schon seine Qualitäten. Wird Zeit, dass man ihn mal länger als nur eine Viertelstunde lang sieht.“ Jupp Heynckes wird die Botschaft sicherlich vernommen haben.