Bayerns Interimscoach Dino Toppmöller: Maximal uneitel - maximal erfolgreich

Seit der Corona-Erkrankung von Julian Nagelsmann steht dessen Co-Trainer Dino Toppmöller im Fokus. In Zukunft kann er sich vorstellen, einmal als Chefcoach an der Seitenlinie zu stehen. In diesen Tagen schärft er sein Profil – und das unter extrem undankbaren Bedingungen.
Bernhard Lackner |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Vertritt aktuell Bayerns Cheftrainer Julian Nagelsmann: Dino Toppmöller
Vertritt aktuell Bayerns Cheftrainer Julian Nagelsmann: Dino Toppmöller © IMAGO / Michael Weber

München - Dino wer? So oder so ähnlich dürften die meisten Bayern-Fans reagiert haben, als am Mittwoch vergangener Woche plötzlich dieser drahtige Schlacks im Trainingsanzug vor dem Spiel bei Benfica Lissabon an den TV-Mikrofonen Rede und Antwort stand. Chefcoach Julian Nagelsmann fühle sich nicht gut, hatte der Klub kurz zuvor verlauten lassen. Er werde von Co-Trainer Toppmöller vertreten. Achso, DER Dino!

Wie mittlerweile bekannt ist, sollte der 40-Jährige nicht nur für diesen Mittwochabend im Rampenlicht stehen. Aufgrund der Corona-Infektion Nagelsmanns stand Toppmöller auch am Wochenende gegen die TSG Hoffenheim an der Seitenlinie. Wie schon drei Tage zuvor lieferten die Bayern auch gegen die Kraichgauer eine starke Leistung und setzten sich souverän mit 4:0 durch. Dass der Chefcoach fehlte, fiel dabei gar nicht groß auf.

Lesen Sie auch

Undankbare Aufgabe für Dino Toppmöller

"Er ist ein Mensch mit einem unglaublich großen Herz und viel Sachverstand", beschrieb Nagelsmann zuletzt seinen Assistenten: "Es ist keine leichte Situation für ihn, aber er meistert es gut." Tatsächlich schärft Toppmöller, Sohn des ehemaligen Bundesliga-Trainers Klaus Toppmöller, in diesen Tagen enorm sein Profil.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Trotz der guten Ergebnisse waren die vergangenen Tage für den 40-jährigen Saarländer schließlich einigermaßen undankbar. Dass er die Bayern in Lissabon als Chefcoach betreuen würde, erfuhr er erst wenige Stunden vor Anpfiff. Für inhaltliche und mentale Vorbereitung auf die Aufgabe blieb daher kaum Zeit. Sein zweites Spiel am Samstag gegen Hoffenheim wurde von der Impf-Debatte um Joshua Kimmich überschattet, auch Toppmöller musste in seiner Rolle als hauptverantwortlicher Trainer zu dem aufgeheizten Thema Stellung beziehen.

Ruhig und souverän: Toppmöller pariert auch schwierige Fragen

Die Fragen nach der Weigerung seines Mittelfeld-Stars gegen eine Impfung parierte der 40-Jährige dabei genauso souverän, wie er sich in den vergangenen Tagen immer gab, wenn er vor die Medien trat: ruhig, sachlich, unprätentiös und hochkompetent. Die allseits bemühten Fußballerfloskeln, um viel, aber eigentlich nichts zu sagen? Hörte man von ihm nicht. Ein bemerkenswertes Auftreten von jemandem, dem das ganz große Rampenlicht bislang eigentlich fremd war.

Schwierige Aufgabe: Dino Toppmöller musste am Samstag zum Impfstatus von Joshua Kimmich Stellung beziehen.
Schwierige Aufgabe: Dino Toppmöller musste am Samstag zum Impfstatus von Joshua Kimmich Stellung beziehen. © IMAGO / Jan Huebner

Bei den Bayern dürfte das hingegen kaum jemanden überraschen, schließlich ist Toppmöller im Trainerteam der Münchner alles andere als ein schnöder Hütchenaufsteller. Der 40-Jährige gilt als absoluter Taktik-Fachmann und fungiert nebenher noch als Übersetzer für die französischsprachigen Spieler beim Rekordmeister, zudem ist er für das Einstudieren der Standards zuständig.

Toppmöller: Ein Cheftrainer-Posten ist das klare Ziel

Auch als Chefcoach hat Toppmöller in der Vergangenheit bereits Erfahrung gesammelt. Zwischen 2016 und 2019 war er als hauptverantwortlicher Übungsleiter bei F91 Düdelingen angestellt. Was so mancher auf den ersten Blick belächeln mag, war tatsächlich eine große Erfolgsgeschichte. In seinen drei Jahren wurde er drei Mal Meister und gewann je zwei Mal den Pokal und den Supercup. Größter Coup war der Einzug in die Europa League. Zum Hintergrund: Beim luxemburgischen Knirps-Klub Düdelingen laufen überwiegend Spieler auf, die keine Profis sind und hauptberuflich ganz normalen Jobs nachgehen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

In Zukunft kann sich Toppmöller gut vorstellen, erneut als Cheftrainer zu arbeiten. "Dass ich irgendwann auch einmal hauptverantwortlich eine Mannschaft übernehmen möchte, ist schon mein Anspruch und mein Ziel", sagte der 40-Jährige im Interview mit dem "kicker". Aktuell fühle er sich in München "pudelwohl, und deshalb gibt es für mich gerade keinen Grund, etwas ändern zu wollen."

Nagelsmann dürfte die Worte seines Assistenten wohlwollend zur Kenntnis nehmen, in Toppmöller weiß er schließlich einen hochkompetenten, uneitlen Mann an seiner Seite. "Dino darf jetzt gern ein bisschen im Scheinwerferlicht stehen und seine Aufgabe sehr gut machen", sagte der Chefcoach zuletzt.

Nun, nach zwei Spielen unter dem Interimscoach stehen zwei Siege, 8:0 Tore und ein völlig neuer Bekanntheitsgrad dank sympathischer TV-Auftritte. Viel Luft nach oben ist nicht mehr.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.