Bayerns amerikanischer Traum

Heute fliegt der FC Bayern für zwölf Tage in die USA, zur Vorbereitung auf die neue Saison – vor allem aber, um den Klub besser zu vermarkten: „Wer mit den Großen spielen will, muss in die Welt“
von  Maximilian Koch
Go West! Der FC Bayern bricht heute in die USA auf, mit dabei: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Trainer Carlo Ancelotti und Kapitän Philipp Lahm (v.l.). Arturo Vidal (2.v.l.) reist verspätet an.
Go West! Der FC Bayern bricht heute in die USA auf, mit dabei: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Trainer Carlo Ancelotti und Kapitän Philipp Lahm (v.l.). Arturo Vidal (2.v.l.) reist verspätet an. © dpa/AZ

Die Eroberungsreise in die USA endete für Karl-Heinz Rummenigge vor zwei Jahren bereits in München. Der Vorstandsboss des FC Bayern hatte kein Visum erhalten, ihm wurde wie einigen Mitarbeitern und Jugendspielern des Vereins die Einreise verwehrt. Verantwortlich dafür waren technische Probleme im Visa-System der USA. Go West? Ohne Kalle! Erst mit ein paar Tagen Verspätung reiste Rummenigge dem Team nach. In diesem Jahr haben sich die Bayern deshalb wohl doppelt und dreifach abgesichert, dass der wichtigste Mann des Klubs mit in den Lufthansa-Flieger LH2570 steigen darf, der an diesem Montag um 13.45 Uhr vom Münchner Airport in Richtung Chicago abhebt.

Die zwölftägige Tour (25. Juli bis 4. August) ist für Rummenigge und die Bayern von großer Bedeutung im Kampf um den US-Markt und Anteile in der Auslandsvermarktung. 15 000 Flugkilometer, Zeitverschiebung, etliche PR-Termine: Das alles ist nichts im Vergleich zum Nutzen, den sich der Klub von dem Trip erhofft. „Seit wir unser Büro in New York haben, wissen wir aus erster Hand, dass auch in den USA die Liebe zum Fußball immer größer wird“, sagt Rummenigge. 2014 hatten die Bayern ihr Office in der US-Metropole feierlich eröffnet, Ski-Star Maria Höfl-Riesch war mit nach New York gereist, es wurde Weißbier serviert, Thomas Gottschalk führte durchs Programm. „Die USA sind ein wichtiger Markt innerhalb unserer Internationalisierungsstrategie“, sagt Vorstand Jörg Wacker. In der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte er: „Wer mit den Großen spielen will, muss in die Welt.“ Bayerns amerikanischer Traum.

"Wichtig ist es, Kondition, Organisation und Taktik in so einer Phase zu verbessern“

Inwiefern solche Reisen auch sportlich sinnvoll sind – oder ob sie die Spieler nicht zusätzlich belasten, ist ein anderes Thema. „Es ist nicht einfach mit den vielen Terminen und den kräftezehrenden Reisen“, sagt Holger Badstuber, „aber da macht man das Beste daraus und versucht, Spaß zu haben“. Drei interessante Testspiele, drei „Superspiele“, wie Kapitän Philipp Lahm meint, haben die Bayern jedenfalls ausgemacht.

Am 28. Juli trifft das Team von Trainer Carlo Ancelotti im Rahmen des International Champions Cup (ICC) in Chicago auf den AC Mailand (3.30 Uhr MESZ), zwei Tage später in Charlotte (23 Uhr) auf Inter Mailand und zum Abschluss in New York auf Champions-League-Sieger Real Madrid (4. August, 1.30 Uhr). „Das ist gut für uns“, sagt Ancelotti. Die Spiele gegen seine Ex-Klubs Milan und Real seien „sehr interessant. Wir werden trainieren und spielen. Wichtig ist es, Kondition, Organisation und Taktik in so einer Phase zu verbessern“. David Alaba sprach am Rande des Testspiels in Landshut am Samstag von „drei coolen Städten. Wir freuen uns alle auf die Reise“.

Wie schon in den ersten beiden Wochen der Vorbereitung muss Ancelotti auf zahlreiche EM-Fahrer verzichten, die sich weiter im Urlaub befinden. Einige Nachwuchsspieler bekommen deshalb ihre Chance. „Die Saison ist so lang, da ist es wichtig, dass die Spieler einen guten Urlaub haben und frisch zurückkommen“, betont Ancelotti. Neben den deutschen Nationalspielern Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Joshua Kimmich, Mats Hummels und Thomas Müller fehlen auch Kingsley Coman, Robert Lewandowski und Europameister Renato Sanches.

Fußball – und nicht Vermarktung – steht im Mittelpunkt

Alaba und Thiago, die früher aus dem Turnier ausgeschieden waren, reisen hingegen mit, ebenso die zuletzt leicht angeschlagenen Xabi Alonso und Rafinha. Auch Rückkehrer Badstuber ist dabei. Arturo Vidal, der mit Chile die Copa America gewann, stößt vor dem Spiel gegen Real Madrid zur Mannschaft. „Grundsätzlich steht beim FC Bayern nicht die Vermarktung im Mittelpunkt, sondern der Fußball“, sagte Rummenigge dem „Kicker“: „Aber niemand muss sich sorgen. Wir werden in den USA Spieler wie Alonso, Martínez, Ribéry, Alaba oder Vidal im Team haben – international herausragende Spieler, sehr bekannt und populär.“

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2017, das gaben die Bayern kürzlich bekannt, wird die Sommer-Vorbereitung in China stattfinden – wie bereits vergangenes Jahr. Das Wintertrainingslager in Katar ist seit Jahren Standard. Auch in Shanghai gibt es inzwischen ein Bayern-Büro. Die Internationalisierung des Klubs wird konsequent fortgesetzt. Und diesmal in den USA ist Rummenigge, der große Befürworter dieser Ausrichtung, von Anfang an dabei.

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