Bayerns Ajax-Doppelpack: Was Gravenberch und Mazraoui so spannend macht

Zwei Deals auf der Zielgeraden: Die Münchner holen Mittelfeldspieler Gravenberch und Rechtsverteidiger Mazraoui aus Amsterdam. Kann das Duo die Schwachstellen im Kader beheben? Der AZ-Check.
von  Maximilian Koch
Noussair Mazraoui bei Ajax Amsterdam.
Noussair Mazraoui bei Ajax Amsterdam. © firo Sportphoto/DPPI

München - Am Rande der Champions-League-Partie beim FC Villarreal (0:1) unter der Woche wollte sich Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn noch nicht in die Karten schauen lassen.

Oliver Kahn: Kein Kommentar zu Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui

Er gebe keinen Kommentar ab über Spieler anderer Klubs, sagte Kahn, als er auf Ryan Gravenberch (19) und Noussair Mazraoui (24) von Ajax Amsterdam angesprochen wurde: "Nur, wenn es was zu vermelden gibt." Doch davon wisse er nichts, ergänzte Kahn. Sein Schmunzeln verriet freilich schon ein bisschen mehr.

FC Bayern schnürt den Ajax-Doppelpack

Gleiches galt für Trainer Julian Nagelsmann, der am Freitag erklärte: "Ich freue mich dann, wenn es so weit wäre. Gerüchte kommentieren wir nicht. Es sind beides gute Spieler, warten wir's mal ab, was die Zukunft bringt."

Ryan Gravenberch bei Ajax Amsterdam in Aktion.
Ryan Gravenberch bei Ajax Amsterdam in Aktion. © picture alliance/dpa/ANP

Die Deals mit Gravenberch und Mazraoui befinden sich inzwischen auf der Zielgeraden, Bayern schnürt den Ajax-Doppelpack! Und verstärkt den Kader an zwei Stellen, wo besonders Bedarf besteht.

Mazraoui ist ein Rechtsverteidiger auf internationalem Topniveau, einen solchen suchen die Münchner seit Jahren, seit Philipp Lahms Karriereende 2017. Joshua Kimmich wird bekanntlich als Sechser im zentralen Mittelfeld gebraucht.

Mazraoui, der bislang zwölf Länderspiele für Marokko bestritten hat (ein Tor), spielt seit 2006 bei Ajax, er durchlief sämtliche Jugendteams und brillierte in den vergangenen Spielzeiten als verlässliche, offensivstarke Größe hinten rechts. Er soll bei Bayern den Gegenpart zu Alphonso Davies auf der linken Flanke bilden, Trainer Julian Nagelsmann nennt diese Außenspieler "Joker", weil er mit ihnen problemlos zwischen Dreier- und Viererkette in der Abwehr wechseln kann.

Benjamin Pavard soll künftig in der Abwehrmitte auflaufen

Vorteil bei Mazraoui: Der Defensivspezialist kommt ablösefrei aus Amsterdam. Er soll Gerüchten zufolge rund acht Millionen Euro plus Prämien verdienen.

Es gibt zudem einen weiteren netten Nebeneffekt: Benjamin Pavard, der bisherige Rechtsverteidiger, soll in Zukunft in der Abwehrmitte auflaufen. Dort fühlt sich der Franzose ohnehin am wohlsten. "Natürlich spiele ich für die Mannschaft dort, wo ich ihr am meisten helfe. Aber es gefällt mir sehr, als Innenverteidiger zu spielen", sagte Pavard dem "Kicker".

Gut möglich also, dass Bayern den Abgang von Niklas Süle zu Borussia Dortmund intern auffängt mit Pavards Versetzung in die Zentrale.

Gemeinsam mit Lucas Hernández, Dayot Upamecano und Tanguy Nianzou würde Pavard den französischen Viererpack in der Innenverteidigung ab der kommenden Saison bilden. Rechts hinten gibt es mit Josip Stanisic noch eine zuverlässige Alternative.

Mazraoui für FC Bayern ablösefrei - Gravenberch soll über 20 Millionen kosten

Laut Sky hat Mazraoui, der auch vom FC Barcelona umschwärmt wurde, Bayern bereits eine mündliche Zusage für einen Wechsel gegeben - genauso wie Teamkollege Gravenberch. Beide Spieler werden übrigens von Star-Berater Mino Raiola vertreten, das erleichtert die Verhandlungen.

Youngster Gravenberch wird anders als Mazraoui Ablöse kosten - von mehr als 20 Millionen Euro plus Bonuszahlungen ist die Rede. Viel Geld in Corona-Zeiten, doch das Mittelfeldjuwel könnte jeden Cent wert sein.

Denn Gravenberch ist mit 1,90 Metern nicht nur körperlich stark, dynamisch und im Kopfballspiel zu gebrauchen, er besticht zudem als Stratege und technisch guter Ballverteiler. Ein moderner Achter, der Joshua Kimmich und Leon Goretzka entlasten soll. Gravenberch hat in der Champions League und in der niederländischen Nationalmannschaft (zehn Einsätze, ein Tor) schon bewiesen, dass er auf höchstem Level Akzente setzen kann. Nagelsmann will ihn ab Sommer zu einem Top-Star formen.

Poker um Lewandowski: Droht ein Szenario wie bei Alaba?

Damit reagiert Bayern auf den bevorstehenden Abschied von Corentin Tolisso. Der so oft und aktuell schon wieder verletzte Franzose wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, sucht einen neuen Klub. Auch einer der anderen Mittelfeldspieler Marc Roca oder Marcel Sabitzer könnte Bayern noch verlassen, ebenso einer der Außenverteidiger Bouna Sarr oder Omar Richards. Die Münchner würden gern Transfereinnahmen generieren.

Und da ist ja noch das Thema Robert Lewandowski. Bislang stehen konkrete Gespräche über eine Vertragsverlängerung aus, der 33-jährige Mittelstürmer ist bis 2023 an Bayern gebunden. Der FC Barcelona und Paris Saint-Germain zeigen Interesse an Lewandowski.

Pini Zahavi, der Berater des Polen, soll seinen Klienten bereits bei beiden Klubs angeboten haben. Ähnlich war Zahavi im Fall David Alaba vorgegangen. Der Österreicher verließ Bayern ablösefrei und wechselte zu Real Madrid. Dieses Szenario wollen die Münchner bei Lewandowski unbedingt verhindern.

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