Bayerns Abwehrsorgen gegen Juve: K(l)ein Problem?
Turin - Wie immer bei einem Aufenthalt in Turin logieren die Bayern im Hotel „Principi di Piemonte“, mitten in der Stadt. Autogramm- und Selfiejäger belagern das Hotel während der rund eineinhalb Tage vor Ort ständig. Die Fans müssen ihre Hälse schon ziemlich recken, um die „kleinen Bayern“ auszumachen. Kleiner Scherz.
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Ein Blick in den Kader zeigt, dass Bayern nur drei Spieler mit Gardemaß über 1,85 Meter hat, von denen nur Thomas Müller spielen wird. Medhi Benatia wird nicht im Kader sein, Serdar Tasci auf der Bank sitzen. Bei Juventus sind es dagegen neun! Was vor allem die Angreifer Mario Mandzukic (1,87 m), Paul Pogba (1,88 m) und Alvaro Morata (1,90 m) zu gefährlichen Gegenspielern macht. Erwartet Bayern am Dienstag im Achtelfinal-Hinspiel ein Flankenfeuerwerk?
Gegen Darmstadt kassierte man das erste Kopfballgegentor der Saison. „Man“ hieß in diesem Fall der Noteinkauf Serdar Tasci, dessen schlechtes Stellungsspiel das 0:1 am Samstag verschuldete. Dürfen also die zuletzt bewährten Kräfte Kimmich/Alaba als Innenverteidiger-Duo ran? Sie hätten „alles, was man dafür braucht“, sagte Thomas Müller und fügte schmunzelnd hinzu: „Vielleicht nicht die Körpergröße.“ Kimmich ist 1,76 m, Alaba 1,80 m.
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„Wir müssen den Gegner von unserem Strafraum weghalten“, sagte Guardiola, „dann ist er weniger gefährlich.“ Wenn es zu Kopfballduellen im eigenen Sechzehner kommt, müssen eben Xabi Alonso, Arturo Vidal (falls er von Beginn an spielt) sowie Robert Lewandowski und Müller aushelfen. Im Kopfballspiel sei „Juve besser“, betonte Guardiola, der zuletzt sarkastisch gejammert hatte: „Jede Mannschaft der Welt ist besser im Kopfball als wir.“ Er dachte an Philipp Lahm und Juan Bernat, die Außenverteidiger sind auch nur 1,70 m. „Dann haben wir mit Rafinha ja noch einen Zwerg“, witzelte Sportvorstand Matthias Sammer, der als Problemlösung „höher springen“ empfahl. Auf die Technik kommt es an, nicht auf die Größe. Klein, aber oho.
Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld hatte im AZ-Interview verraten, welche Strategie Guardiola anwenden wird: die Flucht nach vorne. „Dominanz durch Ballbesitz ist das Ziel, dazu ein hohes Offensivpressing, so bekommt der Gegner kaum die Chance, die Bayern in der Abwehr unter Druck zu setzen.“
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„Die ganze Mannschaft funktioniert im Moment gut, auch die Defensive, obwohl wir dort kleine Probleme haben“, meinte Torjäger Lewandowski, „wir müssen hochkonzentriert sein und das spielen, was wir meistens spielen. Kimmich macht das sehr gut, hoffentlich auch am Dienstag.“
Übrigens: Beim letzten Vergleich mit Juve im Frühjahr 2013 verteidigten unter Jupp Heynckes die Hünen Jérôme Boateng, Daniel van Buyten und Dante. Drei Jahre später findet Boateng: „Man muss nicht immer eine große Mannschaft sein.“ Die Hoffnung wächst.