Bayern stellt Thiago vor: Nur Deutsch spricht er nicht
Der FC Bayern hat am Dienstag den Wunschspieler des neuen Trainers Pep Guardiola vorgestellt: Klub-Chef Karl-Heinz Rummenigge findet es „fantastisch“, dass der Konkurrenzkampf beim FC Bayern nun noch härter werde.
München - Nein, Deutsch wie Pep Guardiola hat Thiago Alcantara do Nascimento bei seiner Vorstellung am Dienstag nicht gesprochen. Er hatte aber auch nicht ein halbes Jahr Zeit, sich auf den FC Bayern vorzubereiten, wie es sein Trainer konnte. Thiago, wie er seit Kindesbeinen genant wird, musste einen Dolmetscher bemühen – und über den ließ der 25 Millionen Euro teure Neuzugang der Münchner unter anderem ausrichten: „Es ist kein einfacher Wechsel, ich habe mich in Barcelona sehr wohl gefühlt, es ist mein Zuhause, aber das hier ist eine wunderbare Herausforderung für mich.“
Bis 2017 hat Thiago beim FC Bayern unterschrieben, nachdem sein Förderer Guardiola 0:2 – und Thiago erzielte beide Tore.
„Er ist ein Spieler, der uns gut zu Gesicht steht“, sagte Rummenigge. Bei jenem Turnier hat damals auch Guardiola seine Telefonnummer beim FC Bayern hinterlassen, jetzt waren er und sein Bruder Pere als Berater von Thiago maßgeblich an dessen Transfer beteiligt. Bereits vor der U21-EM in Israel im Juni hatte Pep Guardiola mal vergefühlt bei Thiago. Nach dem Turnier, bei dem der vielseitig Einsetzbare die spanische Mannschaft als Kapitän und mit drei Treffern im Endspiel gegen Italien (4:2) zum Titel geführt hatte, bei dem er schließlich auch zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, wurden dann die Gespräche intensiviert. „Ich muss Pep für alles danken, was ich erreicht habe“, betonte Thiago.
Das Talent hat er aber von Vater Mazinho mitbekommen – der war 1994 mit Brasilien Weltmeister. Der Vater hat darüber hinaus bei mehreren Vereinen in Europa gespielt, und während einer Station in Italien wurde der Sohn geboren. Im Alter von 14 Jahren kam Thiago dann nach La Masia, in die Fußball-Schule des FC Barcelona – sein Förderer dort: Guardiola. Dass er dessen System kennt, will er nicht raushängen lassen gegenüber den neuen Kollegen: „Wir helfen uns gegenseitig.“
Beim FC Bayern wird Thiago den Konkurrenzkampf im Mittefeld noch einmal verschärfen, doch das, sagte Rummenigge, sei so gewollt. „Mir hat Qualität noch nie Sorge bereitet. Wir haben eine super Qualität, wir haben viele Spieler, aber ich finde das fantastisch“, ergänzte er. Ja, das sei nun ohne Frage „ein großer Konkurrenzkampf, aber der ist gewollt.“ Nach dem Triple, ließ Rummenigge durchblicken, müssten eben neue Reizpunkte gesetz werden, auch, um ein Jahr ohne Titel wie nach dem vorletzten Sieg in der Champions League 2001 zu verhindern. „Ich freue mich, egal wer spielt“, betonte Rummenigge.
Bei Barca hätte Thiago dereinst wohl den großen Strategen Xavi (33) ablösen sollen, doch auf diesen Tag wollte er jetzt nicht mehr warten. Er will spielen, und weil er der erklärte Wunschspieler von Guardiola ist, wird er das wohl regelmäßig tun, mutmaßlich in einer offensiven, wahrscheinlich zentralen Mittelfeld-Rolle. Guardiola hat gesagt, Thiago könne auf „der Sechs, der Acht, der Zehn, der Elf und der Sieben spielen“, das zeugt von Vielseitigkeit und erhöht beim FC Bayern die Zahl derer, die um ihre Position fürchten müssen. „Ich spiele, wo der Trainer es will“, ließ Thiago ausrichten. Der Neuzugang wird beim FC Bayern übrigens das Trikot mit der Nummer 6 tragen, darunter wird einfach nur „Thiago“ stehen.
Für den FC Barcelona hat Thiago insgesamt 68 Spiele in der Primera Division bestritten, jeweils 27 in der vergangenen und in der vorvergangenen Saison – er wurde dabei aber meist nur ein- oder ausgewechselt. In der Champions League kam er lediglich auf zwei Einsätze – am 1. Mai, beim 0:3 von Barcelona im Halbfinale gegen den FC Bayern wurde er in der 65. Minute eingewechselt. Und von wenigen Ausnahmen abgesehen, gehört Toreschießen nicht zu seinem Standardprogramm. Am Montag hat sich Thiago in Barcelona verabschiedet, von Messi, Xavi und Iniesta, „sie haben mir viel Glück gewünscht“, erzählte er.
Am 24. Juli sieht er die Jungs schon wieder, zum Freundschaftsspiel in München. Als Gegner des FC Barcelona.