Bayern-Stars Joshua Kimmich und Thomas Müller: Ab zur Jogi-Kur

Thomas Müller und Joshua Kimmich spielen beim FC Bayern im Moment eine Nebenrolle. Bei Löw in der Nationalelf sind sie dagegen gesetzt – und nicht die ersten Spieler, die die Wohlfühloase DFB genießen
von  Patrick Strasser
Bei Bayern in den wichtigen Spielen zuletzt nicht in der ersten Elf: Müller und Kimmich. In der Nationalelf ist das Bayern-Duo unumstritten und gesetzt.

Thomas Müller (l.) und Joshua Kimmich. 	Foto: firo/Augenklick
Bei Bayern in den wichtigen Spielen zuletzt nicht in der ersten Elf: Müller und Kimmich. In der Nationalelf ist das Bayern-Duo unumstritten und gesetzt. Thomas Müller (l.) und Joshua Kimmich. Foto: firo/Augenklick © firo/Rauchensteiner/Augenklick

München - Thomas Müller hatte gut lachen. Hat er eigentlich immer, doch zuletzt konnte man den Frust über seine Torflaute am oftmals ironischen, manchmal sarkastischen Unterton erkennen. Nach 99 Jubel-freien Tagen ohne einen eigenen Treffer schlug der 28-Jährige wieder einmal zu, erzielte beim 1:0 des FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach das Siegtor. Erst müllerte es wieder, dann scherzte es: „Vielleicht ist die Bundesliga-Pause jetzt ganz gut, denn dann kann sich die Liga von dem Schock erholen, dass ich getroffen habe.“

Schon am Montagabend checkten die Nationalspieler in der Sportschule Kaiserau vor dem anstehenden Länderspiel-Doppelpack (gegen England und in Aserbaidschan) ein. Nach der verletzungsbedingten Absage von Torhüter Manuel Neuer mit kleiner Bayern-Belegschaft. Neben Müller sind Mats Hummels und Joshua Kimmich dabei, auf den gerade erst genesenen Jérôme Boateng hatte Bundestrainer Joachim Löw in Absprache mit Carlo Ancelotti verzichtet. Das Mittwoch-Spiel in Dortmund (20.45 Uhr/ARD) hat für Müller wegen der Verabschiedung von Lukas Podolski mehr Emotionen zu bieten. „Wir spielen zu Hause und für Poldi ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Um Punkte geht es dann am Sonntag, ein Pflichtspiel.“ In Baku (18 Uhr/RTL), WM-Qualifikation.

Für Kimmich (22) sind beide Partien wichtig. Auch im Borussia-Park zählte der Shootingstar der letzten Saison wieder nicht zur Startelf – und das, obwohl Arturo Vidal wegen einer Gelbsperre fehlte. Kimmichs Bayern-Karriere hat nach einem furiosen ersten Jahr unter Pep Guardiola, das in die Teilnahme an der EM 2016 in Frankreich mündete, einen Knick bekommen. Trainer Ancelotti setzt eher auf Routine. Ob rechts hinten mit Rafinha (31) oder im defensiven Mittelfeld mit Xabi Alonso (35). Kimmich muss sich als Mini-Jobber zufrieden geben, in Gladbach durfte er eine gute Viertelstunde mitmachen.

Auf seinem Einsatz-Konto sieht es 2017 ziemlich dürftig aus: Ein 90-Minuten-Einsatz in den 13 Pflichtspielen nach der Winterpause, zwei weitere Male zählte er zur Startelf. Zu wenig für seine Ansprüche, zu wenig für die goldene Zukunft, die ihm alle bescheinigen. Bei Bayern ist Kimmich ein Perspektivspieler, der ab der kommenden Saison Philipp Lahm als Rechtsverteidiger beerben soll.

Kimmich ist bei Löw gesetzt

In der Nationalelf ist der Lahm-Kronprinz gesetzt. Seit ihn Löw bei der EM 2016 im letzten Gruppenspiel gegen Nordirland in die Startelf stellte, stand Kimmich als einziger DFB-Akteur in allen Partien 90 Minuten auf dem Platz. Der Bundestrainer hat sich entschieden: „Joshua hat sich auf der rechten Verteidigerposition festgespielt.“ Die Einsätze beim Klassiker gegen England und der Pflichtaufgabe in Aserbaidschan werden dem ehrgeizigen Rottweiler gut tun. Eine Wechselwirkung, die besonders die Bayern freut. Bei Löw bekommt Kimmich wieder seine Dosis Nestwärme und Vertrauen, die ihn für den Saisonendspurt mit Bayern zufriedener machen.

Wie früher bei Lukas Podolski (31) als dieser in München nur Joker war und bei der Nationalelf dank größerer Wertschätzung und längeren Einsatzzeiten stets aufblühte. Balsam für die Stürmer-Seele, am besten gab’s Tore während der Jogi-Kur inklusive. Löw hätte ein Extra-Gehalt mit den Bayern-Bossen vereinbaren sollen, kümmerte er sich einst nicht nur um Podolski, sondern einst auch um die frustrierten Bayern-Angreifer Miroslav Klose, Mario Gomez oder Mario Götze.

Poldis Abschied nach 129 Länderspielen

Am Mittwoch wird die Kölsche Frohnatur Poldi verabschiedet, sagt „Tschö!“ – es bleiben 129 Länderspiele, 48 Tore, acht Turniere, ein WM-Titel. Und jede Menge Geheimnisse. Ob ihm noch eine besondere Anekdote zu Podolski spontan einfiele, wurde Müller am Sonntag gefragt. „Die speziellen Erlebnisse, die ich mit Poldi hatte, die wirklich erzählenswert sind“, sagte Müller, mit einem Augenzwinkern, „die lassen wir lieber weg“.

Lesen Sie hier: Kimmich-Wechsel? Die Option Pep

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