Fanclub-Sprecher zu Flucht der Bayern-Fans vor Abpfiff: "Publikum hat sich der Verein herangezüchtet"
München – Es war nicht mehr zum Aushalten. So dachten es wahrscheinlich zahllose Bayern-Fans. Bei der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig verließen Tausende schon vor dem Schlusspfiff die Arena.
Pleite gegen Leipzig: Bayern-Fans verlassen schon vor dem Abpfiff die Arena
Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte gerade abgepfiffen. Da legte Stadion-DJ Stephan Schöpf den alten 90er-Hit von Aerosmith auf: "I Dont‘t Want To Miss A Thing" lief da triefend aus den Boxen. Viele Bayern-Fans nahmen sich den Titel aber nicht zu Herzen. Sie wollten auf eigenen Wunsch eine ganze Menge verpassen.
Nach dem 1:3 beginnt die Massenflucht der Bayern-Fans
Nach dem Tor zum 1:3 in der 86. Minute begann die Massenflucht aus der Allianz Arena. Die TV-Bilder zeigen Bilder, vermutlich von einer Drohne vor dem Stadion aufgenommen. Massen an Menschen pilgerten zur Bahn-Station.
Auch Sky-Kommentator Wolf-Christoph Fuss konnte es kaum fassen. Er konnte von seinem Sitzplatz auf der Haupttribüne sehen, wie die Fans Richtung Ausgang strömten: "Die Leute gehen", sprach er immer wieder ungläubig ins Mikrofon.
Bayern Boss Oliver Kahn sah den Zusammenbruch auf dem Platz bis zum bitteren Ende: "Es war schon mehrfach diese Saison, dass man das Gefühl hatte, alles bricht zusammen, wenn ein Gegentor fällt oder die Situation mal schwierig wird, wenn Widerstand entsteht."
Immerhin die treuesten Fans auf der Südtribüne blieben und versuchten sich im Galgenhumor: "Deutscher Meister wird nur der FCB", sangen sie. Nicht wirklich lautstark, und bis zur Bahn-Station wurde es wohl kaum vernommen.
Dieser vorzeitige Abmarsch vieler Zuschauer ärgerte die organisierten Fans des FC Bayern. "Dass sich Leute bei einem derart wichtigen Spiel in der 76. Minute beim Stand von 1:2 verpissen, ist unglaublich. Ich habe null Verständnis dafür", sagte Alexander Salzweger, Sprecher des Bayern-Fanclubs Nr. 12, den Portalen "Spox" und "Goal".
Fanclub-Sprecher über Flucht der Bayern-Fans: "War eine neue Stufe"
Schon bei weniger wichtigen Spielen sei es bedenklich, wenn Zuschauer früher gehen würden, sagte Salzweger. "Diesmal war es aber eine neue Stufe", fügte er hinzu. Die Bayern hätten am vorletzten Bundesliga-Spieltag gegen Leipzig einen Sieg benötigt, um weiter aus eigener Kraft die elfte deutsche Fußballmeisterschaft in Serie gewinnen zu können.
Von den besonders treuen Fans in der Südkurve habe es "lautstarke Unmutsbekundungen" für die vorzeitig gehenden Zuschauer gegeben. "Mir fällt kein anderes wichtiges Spiel von uns ein, bei dem das Stadion so lange vor Abpfiff so leer war", sagte Salzweger.
Aus seiner Sicht werde die Stimmung in der Münchner Arena grundsätzlich zu Recht bemängelt. "Das ist aber genau das Publikum, das sich der FC Bayern in den letzten Jahren herangezüchtet hat", sagte der Fanclub-Sprecher. Viele Zuschauer würden während der Partie nicht beim Anfeuern mitmachen. "Die Haupttribüne war auch gegen Leipzig eine Katastrophe", kritisierte Salzweger.