Bayern-Mittelfeld im Check: Die goldene Mitte?
München - „Franz Beckenbauer hat es richtig gesagt: Bayern München hat jetzt den besten Kader aller Zeiten. Zu unserer Zeit Mitte der 70er Jahre gab es elf Spieler, heute haben wir 20 Topleute“, schwärmte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge kürzlich im „Kicker“. Selbsterklärend, dass der Konkurrenzkampf ist bei einem solch hochkarätig besetztem Kader zwei Tage vor dem Auftakt am Freitag beim Liga-Zweiten aus Wolfsburg (20.30 Uhr) groß ist.
„Gefährlich wird es in der Rückrunde. Wer sich jetzt noch klaglos auf die Bank setzt, wird dann murren. Dann besteht Explosionsgefahr“, warnt der ehemalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. Gestern machte die AZ den Check in der Verteidigung, heute ist das zentrale Mittelfeld dran – die Position der Strategen. Neben den Kandidaten wird auch das System entscheidend sein: Trainer Pep Guardiola ließ in der Hinrunde meist ein 4-2-3-1 mit Doppelsechs spielen, der spanische Tüftler ließ im 3-5-2-, 4-3-3 oder 4-1-4-1 aber gerne mal gleich drei Abräumer auflaufen. Oder ebenfalls zwei. Oder sogar nur einen und dafür gleich fünf Offensiv-Kräfte.
Xabi Alonso: Der Spanier übernimmt den defensiven Part auf der (Doppel-)Sechs. Er überzeugte schon, als er aus dem Flieger von Madrid stieg. Gegen Köln avancierte er mit 206 Ballkontakten (Rekord!) zum Ballverteilungs-Monster. Guardiola sorgte sich in der Hinrunde um den 33-jährigen Altmeister („In einem Monat ist er tot“), würde ihm gerne mehr Verschnaufpausen geben. Kann er jetzt.
Bastian Schweinsteiger: Der Weltmeister ist wieder voll im Training, nachdem er nach dem WM-Triumph wegen Knieproblemen lange gefehlt hatte. Guardiolas Sinneswahrnehmung aus dem Trainingslager in Doha: „Meine Nase sagt mir, er wird super spielen.“ Schweinsteiger ist der offensivere Part in der Zentrale, so kann er seine Torgefahr und Kopfballstärke einsetzen. Das Traumduo heißt: Schweinsteiger und Alonso. Einziges Manko: Beide sind nicht die Schnellsten.
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Sebastian Rode: „Er ist mein Lieblingsspieler“, sagte Guardiola in der Hinrunde. Der sympathische „Giftzwerg“ (Sammer) hatte mehr Einsatzzeiten als viele ihm zugetraut hätten. Rode kam zuletzt als einer der wenigen ohne lange Unterhosen mit kurzen Hosen und nackten Beinen zum Training. Kein Wunder. Thomas Müller sagt über ihn: „Bei Sebastian müssen sich die Grashalme in acht nehmen, dass sie nicht verschmoren. Der brennt auf dem Platz!“
Gianluca Gaudino: „In diesem Alter kannst du nicht besser spielen“, sagte Guardiola nach dem überzeugenden Startelfdebüt im ersten Saisonspiel gegen Wolfsburg. Danach mit zwei Einwechslungen erstmal weg vom Fenster, der 18-Jährige soll langsam herangeführt werden. Ist eine Alternative, kann mit (Kurz-)Einsätzen rechnen.
Philipp Lahm: In seiner ersten Saison vertraute Guardiola dem Kapitän im zentralen Mittelfeld und überschüttete ihn mit Lob („Er ist der intelligenteste Spieler, den ich je trainiert habe“). Dennoch deutet vieles darauf hin, dass Lahm nach seinem Knöchelbruch wieder auf die Rechtsverteidiger-Position rückt: Mit Schweinsteiger ist in der Mitte ein Platzhirsch und Leistungsträger wieder fit, hinten könnte der überragende Lahm anstelle des soliden Rafinha den Unterschied ausmachen. Comeback Ende Februar.
David Alaba: Die Lieblingsposition des Österreichers: Mittelfeldzentrale. Bei den Bayern durfte er dort im Gegensatz zum ÖFB-Team nur selten auflaufen, agierte meist als Linksverteidiger – auf Weltklasse-Niveau. Durch Alabas Verletzung hat sich Dauerbrenner Juan Bernat in den Vordergrund gekickt. Möglich, dass Alaba nun gelegentlich nach vorne rückt.
Javi Martínez: Jupp Heynckes holte ihn 2012 für 40 Millionen als zweikampf- und kopfball-starken Sechser. Gemeinsam mit Schweinsteiger bildete er das Herzstück der Triple-Mannschaft. Guardiola plante ihn allerdings in der Abwehr ein, bis zum Kreuzbandriss im Supercup gegen Dortmund sogar als zentraler Spieler einer Dreierkette. Comeback im April...
Thiago: Möglicher X-Faktor. In Hinrunde unmittelbar vor seinem Comeback erneut verletzt. Könnte aber in der ersten Hälfte der Rückrunde auf den Platz zurückkehren. Rummenigge hält viel vom Spanier: „Er gibt unserer Mannschaft einen Schuss zusätzliche Qualität, die im Halbfinale gegen Real vielleicht fehlte.“