Bayern gegen Werder: Anschwitzen für Real

Die Partie gegen Bremen ist für Guardiola nur ein Warmspielen vor dem finalen Duell gegen Real. Der Coach wird wenig rotieren – und macht sich Gedanken über seine Idee vom Fußball.
von  Patrick Strasser

München - José Mourinho schert sich da nichts. Der Titel der Premier League? Ach, eh futsch. Also will der Portugiese in Diensten des FC Chelsea im vorentscheidenden Meisterschaftsduell beim FC Liverpool seine beste Elf schonen, die Champions-League-Elf. Schließlich steht am Mittwoch das Halbfinal-Rückspiel gegen Atlético Madrid an. „Wenn uns nicht dabei geholfen wird, unsere Träume und Ziele zu verfolgen, dann denken wir nur an uns“, meinte Mourinho gewohnt sarkastisch. Was auf die Schiedsrichter und den Spielplan abzielte.

Mourinho wird wohl die „Augsburg-Elf“ bringen. Seit der großen, großen Rotation vor drei Wochen von Pep Guardiola kann der Begriff als Synonym für eine C-Elf verwendet werden. „Wenn uns nicht dabei geholfen wird, unsere Träume und Ziele zu verfolgen, dann denken wir nur an uns“, meinte Mourinho gewohnt sarkastisch. Und wie macht es sein Erzfeind? Wie behandelt Pep Guardiola sein Sandwich-Spiel, das Bundesliga-Duell am Samstag gegen Werder Bremen? Nur fünf Tage liegen zwischen dem 0:1 von Madrid und dem Rückspiel gegen Real am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF und Sky).

Rotieren oder einspielen (stimmen Sie ab bei der AZ-Sportumfrage)? Was Guardiola diesmal umsetzen möchte:

Keine C-Elf bringen! Diesmal wird Pep eine vorsichtige Mischung aus B-Elf (Kandidaten: Van Buyten, Contento, Pizarro) und der Mannschaft finden, die den Finaleinzug in der Königsklasse sichern soll. Das Motto für Samstag (15.30 Uhr) heißt also: Anschwitzen! „Ich werde rotieren, aber wenige Spieler. Rafinha ist gesperrt. Also muss ich wechseln.“ Aber nicht im Augsburg-Stil. Und das, obwohl damals sogar sieben Tage zwischen den Viertelfinal-Duellen mit Manchester United lagen. Nach der 0:1-Pleite mit der C-Elf (Sallahi! Weiser!) war Guardiola Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen worden. Wie gut, dass Bremen zu 99 Prozent gerettet ist.

Ribéry aufbauen! Gegen Real braucht Guardiola einen Franck Ribéry, der gut drauf ist. Daher solle der Franzose, derzeit im Leistungsloch, „lachen, lachen, lachen“. Auch ein Weg, sich auf das Rückspiel vorzubereiten. Vorher könnte er mit einem Tor und dem Applaus der Fans Zuneigung und Selbstvertrauen tanken. Pep: „Franck ist überragend, will uns immer helfen. Ich bin sicher, am Dienstag wird das passieren.“

Seine Philosophie durchziehen: „Ich muss eine Balance finden zwischen meinen Ideen und der Kultur in Deutschland“, erklärte Guardiola. Denn Angriffsfußball im Hurra-Stil führe laut Pep zu einem „Hin und Her“ auf dem Platz, zu einem offenen Schlagabtausch. Gift für einen Ballbesitz-Fetischisten (Stichwort Tiki-Taka) wie ihn. Und: Bloß kein Risiko-Kick gegen Real! „Stelle dir die beste Kontermannschaft der Welt vor“, sagte Guardiola: „Real ist noch besser!“ Was zuvor Schalke beim 1:6 oder Dortmund beim 0:3 erleben mussten. Wieder fühlte Guardiola sich gemüßigt, sich und seine Arbeitsweise – bei Aufzählen der im März geholten Meisterschaft und den Cup-Erfolgen – zu verteidigen. „Ich mag dieses Spiel. Ich mag es, mit dem Ball zu spielen“, sagte Guardiola. Wenn der Gegner dadurch mehr Spielanteile und Abschlüsse habe, „dann ist Ballbesitz nichts“, gab er immerhin zu. Seine Philosophie, den Gegner mit totaler Ballkontrolle dominieren zu wollen, möchte er nicht ändern. Niemals. „Bayern hat mich deshalb gekauft.“ Nach knapp zehn Monaten fühlt sich der 43-Jährige immer noch nicht gänzlich verstanden in seiner Wahlheimat. Die unterschiedlichen Auffassungen vom Fußball nannte er „kontra-kulturell“.

Wann wächst zusammen, was zusammengehört? Mit dem Einzug ins Fianle von Lissabon wäre Pep aller Zweifel erhaben.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.