Bayern gegen Schalke 04 - Kommentator Manni Breuckmann: "Ich bin von der Liga enttäuscht"

Der 66-Jährige Manni Breuckmann ist vor allem als ehemaliger Hörfunk-Sportreporter bekannt. Er sagt über sich selbst, "dass ich eine Schwäche für die Schalker habe".
AZ: Hallo Herr Breuckmann, wo erreichen wir Sie gerade?
MANNI BREUCKMANN: Am Flughafen, ich bin auf dem Weg nach Mallorca.
Wie häufig sind Sie dort?
Ab 1. November machen meine Frau und ich das Projekt "Mallorca für ein Jahr". Ich bin ein ausgesprochener Mallorca-Fan, genieße das gute Wetter und die Ruhe dort. Von unserem Mietshaus bis zum Flughafen sind es 45 Kilometer und auf der ganzen Strecke gibt es genau eine Ampel. Da höre ich mir morgens immer gerne die Verkehrsmeldungen beim WDR an (lacht).
Verfolgen Sie als ehemaliger Kommentator auf Mallorca auch die Bundesliga noch?
Am Samstag spielt Bayern gegen Schalke (Hier geht's zum AZ-Liveticker). Natürlich. Ich habe erstens zuhause technisch alle Möglichkeiten. Und zweitens eine Kneipe vor Ort, in der sich samstags immer die Deutschen versammeln, um Fußball zu gucken. Ich bin ja auch nach wie vor im Sektor Fußball tätig, als Podcaster. Und ich habe ja nicht damit aufgehört, mich für Fußball zu interessieren. Deshalb ist Bayern gegen Schalke natürlich Pflichtprogramm. Auch wenn die Lust, mir dieses Spiel anzugucken, nicht mehr allzu groß ist, weil ich ja schon weiß, wie es ausgeht.
Aha, wie denn?
3:0 für die Bayern. Das wird relativ schmerzlos. Um die Jahreswende hatte man bei Königsblau den Eindruck, der FC Schalke 04 steht kurz vor der deutschen Meisterschaft und Domenico Tedesco kurz vor der Heiligsprechung. Es war aber schon damals klar, dass in einem sogenannten Verfolgerfeld die Leistungen doch sehr uneinheitlich sind. Die Bayern lachen sich darüber schlapp. Ich bin von der Bundesliga ein bisschen enttäuscht.
Aus Ihren Sympathien für Schalke haben Sie nie ein Geheimnis gemacht.
Das stimmt, aber ich habe mich schon immer geweigert, als Fan bezeichnet zu werden. Aber dass ich eine Schwäche für die Schalker habe, ist ganz klar. Da ich aus dem Ruhrgebiet komme, drücke ich aber auch den anderen Mannschaften von dort die Daumen.
Wie haben Sie das Drama um die deutsche Meisterschaft 2001 erlebt, in dem sich die Bayern mit einem Tor in der Nachspielzeit noch den Titel vor Schalke sicherten?
Das ist ein fußballerisches Ereignis, das mich doch sehr getroffen hat. Da habe ich dann auch beschlossen, etwas mehr Distanz zu suchen, weil ich drei, vier Wochen intensiv daran zu knabbern hatte. Das hat mich bestimmt ein paar Monate meines Lebens gekostet.
Aktuell scheint ein solches Herzschlagfinale kaum mehr vorstellbar, oder?
Undenkbar! Die Bayern wird das nicht stören, aber es ist schon schlecht für die Liga, wenn sie jetzt vielleicht zehn Jahre hintereinander Meister werden. Da kann man nichts machen. Du kannst ihnen ja jetzt nicht einfach mal einen Malus von 15 Punkten geben.
In Manuel Neuer und Rafinha spielen zwei Ex-Schalker in München, ab Sommer in Leon Goretzka ein weiterer.
Bayern holt eben gute Spieler und macht dabei auch nicht vor Schalke 04 Halt. Das sehe ich absolut leidenschaftslos. Eine besondere Variante war damals Neuer, weil er praktisch ein Ultra war und früher selbst bei den Ultras in der Kurve stand. Das tut natürlich sehr weh, wenn der dann ausgerechnet zu den Bayern geht.
Und wie stehen Sie als 66-Jähriger zu Heynckes’ Rückkehr aus dem Ruhestand zum FC Bayern mit 72?
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil Jupp Heynckes ein menschlich ganz hervorragender Typ ist, aber doch auch eine große Eitelkeit hat. Und wenn er da von seinem Kumpel Uli Hoeneß noch mal gerufen wird...
Der ihn jetzt sogar überreden will, über den Sommer hinaus beim FC Bayern zu bleiben.
Der persönliche Umgang in der Bundesliga ist doch ziemlich versaut. Zwei Freunde, der Uli und der Jupp, verabreden sich, dass Heynckes das bis Sommer noch mal macht. Und dann geht Uli Hoeneß hin und stellt öffentlich die Forderung, dass er weitermachen soll. Das finde ich menschlich irgendwie nicht so hundertprozentig sauber. So etwas muss doch dann im Gespräch zwischen diesen beiden großen Freunden gelöst werden. Das fand ich komisch und glaube auch nicht, dass Heynckes sich darauf einlassen wird.
Wie sieht’s bei Ihnen mit Comebackgedanken als Kommentator aus?
Es wäre ja das zweite Comeback. Und da ich nicht Howard Carpendale heiße, mache ich das nicht. Ich finde, ab einem bestimmten Alter muss man nicht mehr samstagnachmittags laut "Tor!" schreien.
Stattdessen haben Sie viele andere Projekte, veröffentlichten unter anderem einen Mallorca-Krimi.
Mein insgesamt fünftes Buch: Schnee am Ballermann. Man könnte schnell darauf kommen, dass das die Memoiren von Christoph Daum sind, aber damit hat das nichts zu tun.
Ihre Stimme kennt man auch von Ihrer Vertonung der Fußball-Simulation Fifa. Haben Sie das Computerspiel mal selbst ausprobiert?
Ich habe es ausprobiert und festgestellt, dass ich so viel Zeit investieren müsste, um das einigermaßen manierlich zu spielen, dann habe ich es gleich wieder seinlassen. Aber durch den Job bin ich zum Schrecken der Kinderzimmer geworden. Es gibt ja Leute, die mich jeden Tag ertragen mussten, weil ihre Kinder andauernd dieses Spiel gespielt haben.
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