Bayern gegen Benfica: Im Namen des Uli H.

München/Lissabon - Die Superstars des FC Bayern? Trainer Pep Guardiola? Schön und gut. Am Dienstagmittag stürzten sich am Münchner Flughafen Medien und Fans vor allem auf einen – auf einen Fan: Uli Hoeneß. Mit einem Lächeln auf den Lippen, seiner Frau Susi an der Seite und einer schwarzen Stofftasche kam er zum Check-In am Terminal 2.
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Den Ansturm auf seine Person genoss er schmunzelnd und in Smartphones für Selfies lächelnd. Es liegen andere, dunkle – weil einsame – Tage im Gefängnis hinter dem Ex-Präsidenten. 637 Tage Haft als verurteilter Steuersünder endeten am 29. Februar diesen Jahres. Nun, am 12. April, ging Hoeneß erstmals mit seinen Liebsten auf Reisen – mit Susi und seinem Herzensverein.
Nach der Entlassung ist der 64-Jährige nun das, was er immer schon war: der erste Fan und Glücksbringer seines FC Bayern – nur nicht mehr in einem Amt. Sein Rat, sein Wort hat aber natürlich weiterhin Gewicht, ist bei vereinsinternen Diskussionen oft ausschlaggebend. Immer wieder, immer noch. Nein, und das verneinte er höflich und freundlich, äußern wollte sich Hoeneß auf seinem ersten Trip zu einem Auswärtsspiel in der Königsklasse seit Februar 2014 nicht. Damals gewann Bayern beim FC Arsenal (2:0) rund einen Monat vor Hoeneß’ Verurteilung wegen Steuerhinterziehung am 13. März 2014.
„Ich freue mich, dass er dabei ist und hoffe, es wird eine schöne Reise, die er mit seiner Frau erlebt“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, „es wäre schön, wenn wir hoffentlich nach einem Weiterkommen mit einem Glas Rotwein anstoßen können.“ Der Rückkehrer im Kreise von Sponsoren, VIPs und Spielern dürfte dann in der Nacht auf Mittwoch im Hotel „Four Seasons“ im Regierungsviertel an der „Rua Rodrigo da Fonseca“ besonders intensiv gefeiert werden. Rummenigge dazu: „Ich habe keine besondere Rede vorbereitet. Die Ansprache beim Bankett ist immer abhängig vom Spielausgang.“
Paffen die Bosse dann gegen Mitternacht am Tisch der Granden auch wieder genüsslich an Siegeszigarren? Wie in guten, alten Zeiten? Es gilt, das mühsame 1:0 aus dem Hinspiel gegen Benfica Lissabon von vor acht Tagen zu verteidigen und das Halbfinale der Champions League klarzumachen.
Mit Uli, dem Talisman. Dass der langjährige Macher wieder zur Delegation gehört, zeige „die Wucht und die Kraft, mit der der FC Bayern in Lissabon auftreten will“, meinte Sportvorstand Matthias Sammer und ergänzte: „Dass Uli Hoeneß uns begleitet, ist für uns fantastisch. Er gehört zu uns, wir sind happy, das wird uns ein Stück mehr Selbstbewusstsein geben.“
Sein Tribünen-Comeback nach der Haftentlassung hatte Hoeneß am 2. März in der Allianz Arena gegeben – es setzte prompt ein 1:2 gegen den FSV Mainz. Also beliebte Sammer zu scherzen: „Mainz hat gezeigt: Er ist kein Garant. Lösen müssen wir es schon selber.“ Und fügte den üblichen Funktionärs-Kalauer hinzu: „Er hat aber nicht die körperliche Fitness und Verfassung, um möglicherweise über 90 Minuten zu gehen.“
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Im März 2014 war Hoeneß von all seinen Ämtern zurückgetreten. Die Botschaft seines (Fan-)Trips nach Lissabon dürfte jedoch sein: Seht her, ich bin wieder da. Als stiller Genießer und Beobachter. Als Tourist und Ehemann, aber nicht nur das. Im November stehen Wahlen an, es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der aktuelle Präsident Karl Hopfner dann den Weg wieder frei macht für Rückkehrer Hoeneß. Seit dem 2. Januar 2015 hatte Hoeneß als Freigänger in der Jugendabteilung des Vereins gearbeitet, nicht ohne regelmäßigen Kontakt zu den Profis. „Das war’s noch nicht!“, hatte Hoeneß den Mitgliedern vor seiner Zeit im Gefängnis noch zugerufen.
Lissabon ist die erste Etappe zur Rückkehr.