Bayern-Frust wegen Schiri Aytekin: "Das ist eine Rote Karte"

Hitzig ging es beim Topspiel der Bayern in Dortmund zu. Auch Schiedsrichter Deniz Aytekin trug seinen Teil dazu bei – mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Entscheidungen.
AZ/dpa |
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Schiedsrichter Deniz Aytekin (r.) im Gespräch mit Dortmunds Jude Bellingham.
Schiedsrichter Deniz Aytekin (r.) im Gespräch mit Dortmunds Jude Bellingham. © firo/Augenklick

Dortmund/München - Der Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund hatte am Samstagabend so ziemlich alles zu bieten, was ein Spitzenspiel bieten sollte: (Last-Second-)Tore, hart geführte Zweikämpfe, Torchancen, sogar eine Rote Karte. Was es bei einem solchen Topspiel eigentlich nicht braucht, sind (schwere) Verletzungen, doch auch diese gab es leider.

Für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gab es beim Tritt des Dortmunders Jude Bellingham an den Kopf von Alphonso Davies keine zwei Meinungen. "Wir hatten vor vier Monaten eine Schulung. Wenn du einen Spieler mit rohem Fuß ins Gesicht triffst, ist es glatt Rot. Das haben sie uns erzählt. Da gibt es nicht viel zu diskutieren. Er tritt ihm volle Kanne ins Gesicht. Das ist nicht Gelb, das ist eine Rote Karte", echauffierte sich der Coach nach dem 2:2 (1:0) bei Borussia Dortmund beim TV-Sender Sky.

Die spielentscheidende Szene? Alphonso Davies (l.) und Jude Bellingham im Zweikampf.
Die spielentscheidende Szene? Alphonso Davies (l.) und Jude Bellingham im Zweikampf. © imago/Chai v.d. Laage

So erklärt Schiri Aytekin den nicht gegebenen Platzverweis

Davies musste mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte die Aktion als unabsichtlich bewertet und weiterlaufen lassen. "In der Szene hat mir die letzte Überzeugung gefehlt, da auf Gelb-Rot zu gehen und so ein Spiel zu entscheiden", sagte der Referee und merkte an, dass die erste Verwarnung gegen Bellingham eine "Kann-Gelbe-Karte" gewesen sei. "Ich kann jeden verstehen, der die Szene anders auslegt. Es gibt Situationen, die sind nicht Schwarz und Weiß", ergänzte Aytekin.

Wenige Stunden später legte der Unparteiische nochmal nach – und konterte Nagelsmanns Aussagen: "Von einer klaren Rote Karte zu sprechen, sehe ich nicht so", sagte Aytekin im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF.

Gegenüber "Sport1" verwies Aytekin am Tag nach dem Spiel auf seinen Ermessensspielraum bei bestimmten Entscheidungen. "Jude macht es nicht absichtlich, auch wenn es zum Kontakt kommt. Als Schiri überlegst du: Habe ich noch einen Restspielraum? Der war für mich vorhanden", erklärte der "Schiedsrichter des Jahres". "Einzeln ist das rein theoretisch eine Karte, aber im Spiel mit der Gesamtsituation" gebe es Spielräume, die "man auch ab und zu mal nutzen" müsse, sagte der 44-Jährige.

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Nationaltorhüter Manuel Neuer sprach von einer spielentscheidenden Szene. "Meiner Meinung nach ist der Kopf nicht zu tief. Anfang der Saison wurde uns von den Schiedsrichtern erklärt, dass Kopftreffer eher geahndet werden mit einer Roten Karte. Das muss der Schiedsrichter abwägen. (...) Wir fordern da jetzt keine Rote Karte", sagte der Keeper.

Alphonso Davies musste nach dem Kopftreffer ins Krankenhaus. Verdacht auf Gehirnerschütterung.
Alphonso Davies musste nach dem Kopftreffer ins Krankenhaus. Verdacht auf Gehirnerschütterung. © Bernd Thissen/dpa

Rummenigge hat Verständnis für Schiri Aytekin

Von einer spielentscheidenden Szene sprach auch der ehemalige Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, "weil Bellingham ein Schlüsselspieler im Spiel von Borussia Dortmund" sei, wie er am Sonntag gegenüber "Bild" erklärte. "Regelgerecht hätte man sicherlich Gelb-Rot geben können. Glatt Rot wäre mir in dieser Szene zu viel gewesen, weil Bellingham sicher nicht den Kopf von ihm (Davies, d. Red.) treffen wollte. Aber ich glaube Bellingham hätte sich auch nicht beschweren dürfen, wenn er Gelb-Rot bekommen hätte", sagte Rummenigge weiter.

Besonders interessant: Rummenigge deutet zumindest leicht an, dass die Entscheidung bei einem Spiel in der Allianz Arena womöglich anders hätte ausfallen können. "Der Schiedsrichter hat das glaube ich erklärt, wenn ich das heute Morgen richtig gelesen habe, dass er ihm auch nicht Gelb-Rot geben wollte. Das ist dann auch so eine sensible Geschmacksfrage und wenn ich ehrlich bin, bin ich auch so ein bisschen beim Schiedsrichter und habe Verständnis dafür, dass er dann auch nicht das Stadion endgültig zum Kochen bringen wollte."

Kahn mit Wut-Tweet in Richtung Aytekin

Rummenigges Nachfolger beim FC Bayern, Oliver Kahn, hatte sich auch am Tag nach dem Unentschieden noch nicht wirklich beruhigt. "Wo war denn die Empathie von Dennis Aytekin bei der gelb-roten Karte für Kingsley Coman?", twitterte der Bayern-Boss am Sonntagvormittag – und spielte damit eben auch auf die beiden Gelben Karten des Franzosen an.

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Auslöser war eine Aussage von Aytekin im "Doppelpass" am Sonntag: "Von uns Schiedsrichtern wird ja auch immer eine gewisse Empathie und ein Gefühl für die Situation erwartet. (...) Vielleicht war es ein Tick zu viel Empathie", erklärte der Schiri seine Entscheidung, mit der er Kahn vollends auf die Palme brachte.

Ohnehin war der Bayern-Boss beim Last-Second-Gegentor mehr als bedient, wie sein Ausraster auf der Tribüne deutlich machte.

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12 Kommentare
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  • Südstern7 am 10.10.2022 13:46 Uhr / Bewertung:

    Aytekin hat eingeräumt, dass, wenn man die Aktion von Bellingham gegen Davies isoliert betrachtet, eine gelbe Karte war (vielleicht sogar dunkelgelb). Er habe aber entschieden Bellingham nur zu ermahnen, weil noch nicht einmal Halbzeit war und dass er einen Platzverweis zu so einem frühen Zeitpunkt für nicht angebracht hielt.

    Ich kann Aytekins Entscheidung nachvollziehen und habe sogar Verständnis dafür. Nur, wenn er nicht so früh in der Begegnung mit gelb gewedelt hätte, bräuchte er sich nun nicht zu rechtfertigen.

    Einer meiner besten Freunde ist genauso leidenschaftlicher Borussen-Fan wie ich Bayern-Fan bin. Der trauert auch heute immer noch dem CL-Finale 2013 nach, als Dante mit gelb belastet einen Elfer verursachte und den Statuten nach eigentlich hätte "raus" müssen. Auch damals war dem Schiri eine zweite Gelbe zu einem so frühen Zeitpunkt zu "heiß". So schließt sich der Kreis! Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und vllt. verliert mein Freund endlich sein Trauma zwinkern

  • amberger53 am 09.10.2022 23:01 Uhr / Bewertung:

    Das soll der beste Schiedsrichter Deutschlands sein? Na dann gute Nacht.

  • Der Wahrheit am 09.10.2022 19:00 Uhr / Bewertung:

    Rote Karte wäre ein totaler Schmarrn gewesen. Und Aytekin konnte keine zweite gelbe Karte zeigen, weil er wusste, dass die erste Verwarnung gegen Bellingham voll daneben war.
    Die Mimis sollten froh sein, dass ihr Sane wegen klarer Tätlichkeit/Nachtreten nicht vom Platz flog.
    Oiso ganz ruhig bleiben!!

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