Bastian Schweinsteigers Abschied vom FC Bayern München: Niemals geht man so ganz
München - Als die Party nach der Party am späten Dienstagabend begann, war Thomas Müller für einen Moment verwirrt. "Wo geht's hier zum Schweini in die Lounge?", fragte Müller am Ausgang der Katakomben und lachte. Der 28-Jährige bekam schließlich den entscheidenden Hinweis und schlenderte Richtung Aufzug.
In Trainingsklamotten, versteht sich. Da denkt der Müller nicht groß drüber nach. Bastian Schweinsteiger hingegen, der bayerische Hauptdarsteller, präsentierte sich wie schon die Tage zuvor bei seinem Abschiedsmarathon in München als Staatsmann. Im feinen grauen Anzug mit weißem Hemd und rotem Einstecktuch betrat er die "Säbener Lounge", wo im Kreise der Fußballprominenz weitergefeiert wurde.
Fußballgott Schweinsteiger feiert und weint
Philipp Lahm war dabei, Oliver Kahn, der mit Schweinsteiger feixte, ebenso Triple-Trainer Jupp Heynckes. Ein würdiger Abschluss eines großen Abends. "Es gab mehrere Gänsehaut-Momente", sagte Arjen Robben: "Diesen Abend hat er sich hart erarbeitet und verdient. Ich bin stolz, ein Teil des Ganzen gewesen zu sein und mit ihm viele Jahre zusammengespielt zu haben."
Ähnlich wie Robben äußerten sich auch die anderen Bayern-Stars, die mit Schweinsteiger 2013 den größten Triumph, das Triple, gewonnen hatten: Müller, Manuel Neuer oder Franck Ribéry.
Schweinsteiger: "Ich bin sprachlos"
Der Franzose wurde kurz vor Mitternacht wehmütig. „Ich habe ein bisschen gedacht, dass bald auch meine Zeit kommt, oder?“, fragte er in die Runde. 35 Jahre ist Ribéry inzwischen alt, ein Jahr älter als Schweinsteiger. Es könnte seine letzte Bayern-Saison sein. Ob Ribéry dann ebenfalls ein Abschiedsspiel bekommt? "Ich weiß nicht, was in seinem Vertrag steht, aber er ist auch einer der Spieler, die bei den Fans Emotionen wecken", sagte Präsident Uli Hoeneß.
Klar: Ein solches Servus wie Schweinsteiger wünscht sich wohl jeder aktive Fußballer. Bayerns "Fußballgott" ließ sich nach dem Schlusspfiff auf einer Ehrenrunde feiern, er schwang vor der Südkurve eine große Fahne mit dem Bild des Champions-League-Erfolgs 2013, dann klatschte er mit den Bayern-Spielern ab, wurde von ihnen die Luft geworfen. Und zum Abschluss gab's auf dem Rasen einen dicken Knutscher seiner Ehefrau Ana (30).
Robben: "So jemanden kann man im Verein immer gebrauchen"
"Es hat meine Erwartungen definitiv übertroffen und mich sehr berührt", erklärte Schweinsteiger. "Ich kann nur Danke sagen. Das bedeutet mir als Mensch sehr viel." Er sei "sprachlos" und "glücklich", ergänzte der Superstar von Chicago Fire: "Ich kann mich noch erinnern, als ich nach Manchester geflogen bin, da konnte ich mich nicht richtig verabschieden. Deswegen bin ich wahnsinnig froh, das erlebt zu haben."
2015 hatte Schweinsteiger die Bayern verlassen, um zu Manchester United zu wechseln. Er war als Spieler unter Pep Guardiola ersetzbar geworden. Aber als Mensch und Identifikationsfigur? Der Dienstagabend, mit 75.000 Fans in der Arena, zeigte, welche Bedeutung Schweinsteiger fürs Bayern-Volk hat.
Sollte man diese Ikone nicht irgendwann in die Klubführung einbinden? "Ja, unbedingt!", sagte Robben. "Wenn man sich den heutigen Abend anschaut, muss man sagen: So jemanden kann man im Verein immer gebrauchen." Und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge meinte im TV-Sender RTL: "Die Tür ist sperrangelweit offen beim FC Bayern."
Schweinsteiger selbst, der das Abschiedsspiel-Trikot seinen Eltern übergab, weiß nach eigener Auskunft noch nicht, "wie es weitergeht in den nächsten Jahren". Aber: "Ich werde auf jeden Fall zurückkommen in die Heimat. Nur wann, das weiß ich noch nicht." Ein Satz, der den Bayern-Fans Hoffnung machen kann. Niemals geht man so ganz, Basti!