Abschiedsspiel in München: Fußballgott Schweinsteiger feiert und weint
München - Es waren 17 Jahre FC Bayern, Triple-Sieger, 500 Pflichtspiele und ein Abend voller Emotionen mit meterdicker Gänsehaut. Bastian Schweinsteiger sagte in der Allianz Arena ganz laut "Servus!" - mit einem ganz famosen Ding.
In der 83. Minute traf er volley nach Flanke von David Alaba zum 4:0 gegen sein aktuelles Team Chicago Fire. A Traum! Besser geht's nicht. "Servus an alle Münchner", sagte Schweinsteiger, bevor er seine Ehrenrunde absolvierte. Die Tränen konnte er nicht zurückhalten: "Ich bin einer von euch, und ich werde immer einer von euch bleiben."
Die Stadionfassade mit der 31 erleuchtet, weiß-rot. Die Gegengerade zeigte mit einer Choreo „Basti is back“ an. Am 23. Mai 2015 hatte Schweinsteiger beim 2:0 gegen Mainz sein letztes Pflichtspiel für Bayern bestritten. Nun die Rückkehr in sein Wohnzimmer, das zu seiner Open-Air-Sauna der Schweini-Verehrung wurde.
Vor dem Anpfiff baute man kurzerhand ein Teil des Bayern-Museums auf dem Rasen auf. Schweinsteigers ganz persönliche Erlebniswelt: die Errungenschaften seiner Karriere, mitgezählt: Acht deutsche Meisterschalen, sieben DFB-Pokale, der Uefa-Supercup, die Trophäe der Klub-WM und der Pott aller Pötte, der Henkelpott für den legendären Champions-League-Triumph 2013.
Und dann kam er, der Weltmeister von 2014. Oberhalb des Unterrangs, bei Block 105, stand der Mann mit der knallbunten Karriere im gänzlich grauen Trikot von Chicago Fire. Unter dem Jubel der Fans lief er die Tribünentreppe herunter, aufgehalten von hunderten abklatsch-bereiten Händen.
Ana freut sich mit ihrem Bastian
Seine Einlaufmusik: "Paradise City" von Guns n’ Roses. Schnell ein Foto mit seinen Kumpels, den Pokalen. Dann kam die Zeit des Drückens und Umarmens von Bossen, Weggefährten und Weltmeistern. Man hatte zünftige Geschenke vorbereitet: Einen Gamsbart, ein Charivari und eine gerahmte Foto-Collage seiner größten Momente.
Das Stadion skandierte "Schwein-stei-ger Fuß-ball-gott!" Angefasst, mit feuchten Augen, winkte er seinen 75.000 Fans, die ihm zu Ehren gekommen waren. In den letzten Tagen hatten sich Lobeshymnen über ihn ergossen. Am Dienstag fieberte seine Frau Ana auf der Tribüne mit. Im März 2017 waren Schweinsteiger und die ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin nach Chicago gezogen.
"Die Stadt gefällt uns sehr", sagte Ana bei RTL, "Bastian kann dort etwas privater sein, ohne dass er erkannt wird. Das ist auch für unseren Sohn sehr gut, dass er normaler aufwachsen kann." Seit Juli 2016 sind die beiden verheiratet, seit März bereichert Luka ihr Leben. "Ana und ich genießen jeden Moment. Die Geburt des Kindes ist das Schönste, was einem passieren kann."
Schweinsteiger: Ein Tor für die Ewigkeit
Das Zweitschönste in seinem Leben ist der FC Bayern. 1998 kam er vom TSV 1860 Rosenheim nach München, zog an der Säbener Straße ins Jugendhaus. Der Anfang einer Weltkarriere, das endgültige Ende der Träume, ein Skistar zu werden. "Er war mein größter Konkurrent damals", sagt Slalomstar Felix Neureuther, wie Schweinsteiger 34, "was Basti auszeichnet ist, dass er ein unfassbarer Kämpfer ist. Dass er zu allen offen und ehrlich ist, jeden herzt. Er ist vor allem da, wenn es einem nicht gut geht und nicht nur, wenn es einem gut geht."
Und das Spiel? Eine nette Nebensache gegen das Team um Schweinsteiger aus der US-Liga MLS. Serge Gnabry (8.) und Sandro Wagner (38.) trafen zur 2:0-Pausenführung. Mit dem Seitenwechsel wechselte auch der "Fußballgott" das Trikot, ein letztes Mal lief er für Bayern auf, mit seiner "31" - und die Mitspieler auch.
Der 34-Jährige präsentierte sich fit und spielfreudig. Nun sollte unbedingt ein Abschiedstreffer her, vor allem die eingewechselten Robben und Müller wollten ihm einen auflegen. Robben selbst erhöhte auf 3:0 (63.), Schweini auf 4:0. Abpfiff, Anpfiff für die Emotionen, ab auf die Ehrenrunde.
"Servus, Basti", sangen die Fans, "du bist der beste Mann!" Recht ham's.
Im Video: Bastian Schweinsteiger verrät wie es mit seiner Karriere weiter geht