Bankdrücker Lucas Hernández umgänglich: Das war beim FC Bayern nicht immer der Fall
München - Bei seiner Einwechselung am Samstag gegen Borussia Dortmund in der 89. Minute lächelte Lucas Hernández - irgendwie bezeichnend für den Rekordtransfer des FC Bayern und zugleich ungewöhnlich.
Flick zieht sogar Martínez Rekordtransfer Hernandez vor
Beim 4:2-Erfolg gegen Dortmund musste der 25-Jährige zuvor den nächsten Rückschlag hinnehmen. Als Jérôme Boateng in der 70. Minute verletzt ausgewechselt wurde, rechneten nicht wenige mit einem Einsatz des Franzosen. Doch Hansi Flick zog ihm Javi Martínez vor, der Weltmeister musste weitere 20 Minuten auf der Bank schmoren. Aus der Jokerrolle scheint Bayerns 80-Millionen-Mann nicht hinauszukommen. Auch gegen Köln, Rom und Frankfurt reichte es jeweils nur für Kurzeinsätze.
Boateng in der Innverteidigung und Alphonso Davies auf der Linksverteidiger-Position haben derzeit die Nase vorne - nun wohl auch der 32-jährige Spanier Martínez.
Sonderlob von Thomas Müller
Ein böses Wort von Hernández? Fehlanzeige! Vielmehr gab es im Herbst 2020 eine Liebesbekundung an den FC Bayern: "Sie haben mir großes Vertrauen entgegengebracht als sie meine hohe Ausstiegsklausel gezahlt und mir einen Fünfjahresvertrag gegeben haben", antwortete der mittlerweile 25-Jährige auf die Frage des französischen Fußballmagazins "Onze Mondial", ob er nach einer ebenfalls nicht zufriedenstellenden Debüt-Saison 2019/20 an einen Abschied aus München gedacht hatte. "Ich werde bleiben und werde mich als Teil der Startelf beweisen."
Anstatt zu hadern, überzeugt der Defensivspieler bei seinen Kurzauftritten durch seinen Einsatz und als zuverlässiger Zweikämpfer. Seine Teamkollegen rechnen ihm sein Verhalten hoch an: "Ein spezieller Dank an Lucas. Was du uns jedes Mal gibst, wenn du reinkommst, ist besonders", schrieb Teamkollege Thomas Müller am Sonntag bei Instagram.
Hält sich Hernández mit Absicht bedeckt?
Aufgrund des feststehenden Abgangs von David Alaba im Sommer sowie der ungewissen Zukunft von Boateng stehen die Aussichten des Franzosen auf mehr Spielpraxis in der kommenden Spielzeit nicht schlecht. Ob sich der Franzose deswegen so besonnen verhält?
Eines ist auf jeden Fall klar: Ein solch vorbildliches Verhalten ohne Stänkereien gab es nicht immer beim FC Bayern. In der Vergangenheit machten auch einige aktuelle Münchner Profis ihren Unmut wegen zu geringen Einsatzzeiten öffentlich.
Goretzka, Kimmich und Müller äußerten ihren Unmut öffentlich
So haderte vor einem Jahr Bayerns Mittelfeldmotor Leon Goretzka mit seiner Position im Team. "Ich bin aktuell in einer Top-Verfassung, wahrscheinlich die beste Verfassung in meiner gesamten Laufbahn", sagte der mittlerweile 26-Jährige im März 2020 und schob nach: "Ich bin natürlich nicht glücklich, wenn ich nicht von Anfang an spiele. Das kann man offen und ehrlich sagen. Das wird man besprechen müssen."
Auch sein Sechser-Kollege Joshua Kimmich war in München nicht immer gesetzt. Unter Carlo Ancelotti musste der deutsche Nationalspieler in der Saison 2016/17 öfters mit der Bank vorliebnehmen als ihm Recht war. "Ich bin darüber nicht glücklich, das ist nicht zufriedenstellend und auch nicht mein Anspruch", sagte Kimmich mit überraschend deutlichen Worten im März 2017, mittlerweile ist der 26-Jährige vor der Abwehr unverzichtbar.
Hernández mit gutem Standing in der Mannschaft
Für Bayerns aktuellen Assist-König Thomas Müller lief es unter Ancelotti ebenfalls nicht immer rund. "Ja, ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Meine sind scheinbar nicht 100-prozentig gefragt", haderte Müller im August 2017.
Bei Hernández sind nach Informationen der "Bild" übrigens nicht wenige im Verein sehr positiv angetan von dessen geduldigem Verhalten. Innerhalb der Mannschaft soll der 24-Jährige ein großes Standing haben. Auch weil er sich als besonders fairer Sportsmann zeigt. Und das gilt nicht nur abseits des Fußballplatzes: In seiner gesamten Karriere kam der robuste Defensivspieler bisher mit lediglich einer Gelb-Roten-Karte aus. In der kommenden Saison wird er das aller Voraussicht nach dann wieder häufiger unter Beweis stellen dürfen.
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