Badstuber: Der bayerische Lazarus

Bayern-Verteidiger Holger Badstuber ist nach seinem Knöchelbruch wieder voll dabei. Die USA-Reise ist – mal wieder – ein Neuanfang. „Er hat eine unglaubliche Leidenszeit hinter sich“  
von  Matthias Kerber
Holger Badstuber startet unter Carlo Ancelotti den nächsten Comeback-Versuch nach Verletzung.
Holger Badstuber startet unter Carlo Ancelotti den nächsten Comeback-Versuch nach Verletzung. © dpa

Bayern-Verteidiger Holger Badstuber ist nach seinem Knöchelbruch wieder voll dabei. Die USA-Reise ist – mal wieder – ein Neuanfang. „Er hat eine unglaubliche Leidenszeit hinter sich.“

Chicago - Den Totgesagten wird ja bekanntlich eine besonders hohe Lebenserwartung nachgesagt. Kaum eine Fußballerkarriere dürfte öfter ins Himmelreich verabschiedet worden sein, als die des Holger Badstuber.

Er, der eine saisonübergreifende Dauerkarte für das Lazarett zu haben scheint, ist zugleich der Lazarus des FC Bayern. Der Mann, der von den Totgesagten aufsteigt, den keine Verletzung von seinem Weg abbringen kann. Auch jetzt hat sich der 27-jährige Innenverteidiger, der seit Beginn seiner Leidenszeit im Dezember 2012 Stammgast in den Arztpraxen war, nach seinem Knöchelbruch vom Februar, zurückgekämpft. Badstuber, der Comebacker, der Unkaputtbare, der Terminator des Fußballs, wie sein Profilbild auf Facebook verdeutlicht. Halb Mensch, halb Maschine.

Nur 42 Partien in den letzten dreieinhalb Jahren

Der Leitspruch des Terminator, der von Arnold Schwarzenegger verkörpert wurde, war: „I’ll be back“ – ich komme zurück.
Holger, der Terminator, ist zurück. „Die Gefahr ist vorbei. Holger macht seine Sache sehr gut. Ich wusste vorher, was er für ein Spieler ist“, sagte Neu-Trainer Carlo Ancelotti über den Nie-am-Boden-liegen-Bleiber, dem er ein Comeback gegen den AC Mailand, der im Zuge der USA-Reise einer der Testspielgegner des FC Bayern ist, in Aussicht stellte.

Nur 42 Partien hat Badstuber in den letzten dreieinhalb Jahren bestreiten können. Die WM 2014, die durch Mario Götzes Weltmeistermacher-Tor mit dem Titelgewinn gekrönte wurde, verpasste er ebenso verletzungsbedingt (Kreuzbandriss) wie die EM 2016 (Knöchelbruch). Auch in der Triple-Saison 2012/13 fehlte er, war also nicht dabei, als die Bayern den Henkelpott in Urschrei-Triumphpose gen Fußballgott recken konnten. „Holger hat eine unglaubliche Leidenszeit hinter sich“, sagte Kapitän Philipp Lahm in Chicago, „jetzt ist er seit Beginn der Vorbereitung dabei, zeigt, wie wertvoll er ist. Ich freue mich darauf, dass er jetzt wieder irgendwo neben mir auf dem Platz stehen wird.“

Es wird eine Rückkehr auf Raten. Zu genau weiß Badstuber, dass falscher Ehrgeiz nur eines ist: falsch. „Es ist wichtig, dass man sich nach so einer Verletzung etwas Zeit lässt und in Ruhe arbeitet“, sagte der Leidgeprüfte. Seine Krankenakte ist prall gefüllt. Im Dezember 2012 zog er sich im Spiel gegen Dortmund einen Kreuzbandriss im Knie zu. Badstuber quälte sich zurück.

Lesen Sie hier: Badstuber ist wieder da und kämpft sich zurück

Beim ersten Training im Mai 2013 der neuerliche Schock: wieder das Knie, wieder das Kreuzband. Insgesamt drei Operationen musste Badstuber über sich ergehen lassen, 18 Monate Pause. Dann war er wieder da! Doch schon im September 2014 erwischte es ihn erneut. Sehnenriss im linken Oberschenkel. Erneut musste Badstuber unters Messer.

"Ich bin kein Pechvogel“

„Es ist frustrierend, aber Aufgeben gibt es nicht“, sagte Badstuber damals. Im April 2015 war es wieder der linke Oberschenkel (Muskelriss), der Badstuber eine Zwangspause verordnete. Es folgte der verhasste Weg auf den OP-Tisch, sechs Monate Pause. Doch das Stehaufmanderl kämpfte sich abermals zurück, war wieder Stammspieler, bis im Februar der Knöchel brach. Da fragten sich Viele, ob es das war mit der Karriere des Holger Badstuber, ob er nicht den Körper hat, um Leistungssportler zu sein.

Lesen Sie hier: Knöchel gebrochen! - Saison-Aus für Holger Badstuber

Eine Frage, die Badstuber sich nicht stellte. „Grübeln über die Verletzung: warum, weshalb, wieso, das bringt nichts“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Ich kann ganz sicher sagen, dass die Verletzungen bei mir keine Spuren hinterlassen haben. Ich komme mit breiter Brust heraus aus den Tiefpunkten. Ich bin kein Pechvogel.“
Nein, das ist er nicht – er ist der bayerische Lazarus.   

 

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