Babacar N'Diaye im AZ-Interview: "Wir haben keinen zweiten Sadio Mané"
AZ-Interview mit Babacar N'Diaye: Der ehemalige Stürmer (48) aus dem Senegal war bei der SpVgg Unterhaching aktiv und ist aktuell Teammanager von RB Leipzig.

AZ: Herr N'Diaye, erst das endgültige Aus von Topstar Sadio Mané, dann beim Auftakt zwei Verletzungen und die Fehler von Torwart Edouard Mendy. Die WM ging unglücklich los für den Senegal. Wie haben Sie das erste Spiel erlebt?
BABACAR N'DIAYE: Wir haben auf einen Sieg gehofft. Leider haben ein paar Details dazu geführt, dass wir das Spiel verloren haben. Es ist in der Gruppe alles möglich. Drücken wir den Niederlanden die Daumen, dass sie gegen Ecuador gewinnen – und wir gegen Katar. Dann haben wir wieder alles in der Hand.
Wie eng ist Ihre Verbindung noch in die Heimat?
Meine Verbindung ist gut, ich war erst im Juni wieder im Senegal. Ich kenne auch einige Nationalspieler. Koulibaly habe ich zuletzt im Sommer in der Heimat getroffen. Diallo ist bei uns in Leipzig. Und auch Sadio kenne ich schon lange, wir sind ständig im Kontakt. Es ist für ihn besonders schade, dass er nicht dabei sein kann.
N'Diaye: "Die Senegalesen sind extrem fußballverrückt"
Wie groß ist die WM-Begeisterung im Senegal, wie verfolgen die Menschen das Turnier?
Die Senegalesen sind extrem fußballverrückt, das hat man gesehen, als wir dieses Jahr den Afrika-Cup zum ersten Mal gewonnen haben. Was da im Land los war! Vom Flughafen in Dakar bis zum Palast vom Präsidenten sind es eigentlich 15 Minuten mit dem Auto, die Jungs haben fast drei Stunden gebraucht, weil so viele Fans da waren. Alle fiebern mit.
Wo hat die Mannschaft jetzt ihre Stärken nach den schmerzlichen Ausfällen?
Sie können und müssen den Teamgeist in die Waagschale werfen. Die Verletzten kann man nicht eins zu eins ersetzen. Die Jungs müssen sich zusammenraufen und können nur gemeinsam die nächste Runde erreichen.
Man sagt den afrikanischen Mannschaften oft Torhüterprobleme nach. Bei Senegal steht in Mendy eigentlich einer der Allerbesten drin – und dann passieren ihm gegen die Niederlande solche Fehler. Wird er sich davon erholen?
Mendy kennt so eine Situation, er ist einer, der sich von ganz unten nach oben gearbeitet hat, bis er Welttorhüter geworden ist. Wenn Torhüter Fehler machen, dann bekommen sie meist sofort die Quittung. Ich denke, er ist stark genug und die Spieler werden ihn auch unterstützen, weil er ihnen schon so viel geholfen hat.
"Mit dem Ausfall von Mané fehlt uns ein Schlüsselspieler"
Es ist die dritte WM-Teilnahme des Senegal. Ist – wie 2002 – das Viertelfinale drin? Damals waren die Löwen der Teranga die große Sensation!
Dieses Mal wird es mit dem Viertelfinale natürlich schwer. Mit dem Ausfall von Mané fehlt uns ein Schlüsselspieler. Frankreich hat, auch wenn Benzema nicht spielt, Giroud, Griezmann oder Thuram. Frankreich könnte drei Mannschaften zur WM schicken, wir aber nicht. Wir haben keinen zweiten Sadio Mané. Ich hatte gehofft, dass der Trainer mich anruft. Er weiß genau, dass ich Tore machen kann. (lacht)
Aber der Anruf kam nicht...
Nein, der kam nicht. (lacht) Aber im Ernst, es ist jetzt schwer. Ich bin froh, wenn wir erst mal die nächste Runde erreichen. Das Viertelfinale ist meiner Meinung nach kaum möglich. Das ist die Realität.
Auch Trainer Aliou Cisse ist eine besondere Figur. Er war 2002 der Kapitän bei der ersten WM-Teilnahme, 2018 der Coach und jetzt wieder.
Cisse kennt das Team, kennt die Mentalität. Kritische Meinungen gibt es immer: Leute, die sagen, er könne das nicht. Aber kritisieren ist immer einfach. Ich unterstütze ihn, weil es meiner Meinung nach keinen Besseren gibt. Er hat uns den Afrika-Cup gebracht, das hat keiner zuvor geschafft. Er hat meinen Respekt und meine Anerkennung.
Wie geht's aus gegen Katar?
4:0. Also ganz ehrlich, für Katar wäre es normalerweise ganz schwierig mit der WM-Qualifikation, wenn sie nicht Gastgeber wären.
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