AZ-Kommentar: Die Ego-Frage der Bosse
Jupp Heynckes hat am Montag einen wichtigen Satz gesagt. Es gehe ihm bei seinem Bayern-Engagement nicht um "meine Ambitionen", so der Trainer-Rückkehrer, um sein Ego also oder irgendwelche Eitelkeiten. Einzig und allein der Erfolg des Klubs sei entscheidend, betonte Heynckes. Eine vorbildliche Einstellung – zweifellos. Und eine, die in den kommenden Monaten auch von Bayerns Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beherzigt werden sollte. Das Führungsduo räumte erstmals öffentlich ein, zuletzt in vielen Punkten uneinig gewesen zu sein. Und dass es nicht besonders hilfreich war, diese unterschiedlichen Standpunkte öffentlich zu diskutieren. Ehrenwert, diese Einsicht.
Nur: Wird sich jetzt, wie von Hoeneß angekündigt, tatsächlich etwas ändern? Der Clinch der beiden Bayern-Macher, der seit Hoeneß’ Haftentlassung noch ausgeprägter ist als schon in den Jahren zuvor, basiert in Wahrheit auf einer entscheidenden Frage: Wer hat letztlich das Sagen im Klub? Wer ist der größere Boss unter den Bossen? Mit diesem Thema beschäftigten sich Hoeneß und Rummenigge in der jüngeren Vergangenheit zu oft. Und vernachlässsigten dabei das so wichtige Projekt des Umbruchs innerhalb der Mannschaft.
Es gibt für Hoeneß und Rummenigge nun keine Ausreden mehr, die Zeit drängt. Ein neuer Trainer muss her, ein Konzept, wie man international konkurrenz- fähig bleibt. Orientieren sollten sie sich dabei an der Einstellung von Jupp Heynckes: Es geht um Bayern. Nur um Bayern.
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