AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Der FC Bayern hat die Mannschaft verstärkt
München – Ob der FC Bayern personell nun gerüstet ist für eine erfolgreiche und auch möglichst titelreiche Saison – national und international? In den vergangenen Monaten haben die Münchner Verantwortlichen an den Schrauben gedreht und die Mannschaft verstärkt.
Und das haben sie sich richtig was kosten lassen. Auch ohne den in letzter Minute geplatzten Transfers von Fulhams Joao Palhinha hat der FC Bayern rund 150 Millionen Euro in diesem Sommer für neue Spieler ausgegeben – so etwas gab es noch nie.

Harry Kane überzeugt beim FC Bayern auf ganzer Linie
Über allem schwebt in diesem Sommer natürlich der Transfer von Harry Kane. Ich finde, die Mühen haben sich gelohnt, die Verpflichtung des englischen Superstars sorgt nicht nur für einen Hype bei den Fans – Kane ist zu 100 Prozent die erhoffte Verstärkung. Bereits in den ersten beiden Spielen hat er seine Klasse gezeigt und sich mit drei Toren bestens eingefügt ins Spiel der Bayern.
Aber nicht nur auf dem Platz, auch in der Kabine und im öffentlichen Auftreten ist der 30-jährige Angreifer eine Bereicherung. Besonders beeindruckend finde ich, dass Kane vom ersten Tag an eine Anführermentalität ausstrahlt, und das, obwohl er sich ja eigentlich auch erst einmal an sein neues Umfeld gewöhnen musste und noch muss.
Abwehrspieler Min-Jae Kim mit Ruhe und Souveränität auf dem Platz
Als einen ebenfalls sehr gelungenen Transfer sehe ich die Verpflichtung von Min-Jae Kim. Der Abwehrspieler strahlt auf dem Platz Ruhe und Souveränität aus.
Aktuell gibt es noch ein paar Wackler in seinem Spiel, aber das ist zu diesem Zeitpunkt in der Saison völlig normal. Auch Kim muss sich erst einmal an die Bundesliga gewöhnen.

Manuel Neuers Nachfolger Daniel Peretz blickt beim FC Bayern in eine goldene Zukunft
Mit Daniel Peretz hat der FC Bayern auf der Torhüterposition in die Zukunft investiert. Hinter Manuel Neuer und Sven Ulreich kann sich der Israeli in Ruhe beim Rekordmeister eingewöhnen, sich aber auch im täglichen Training weiter verbessern. Es wird spannend zu beobachten, wie schnell sich Peretz beim FC Bayern weiterentwickelt.
Nicht wenige prophezeien ihm eine goldene Zukunft und sehen ihn bereits als Neuers Nachfolger, wenn der eines Tages seine Karriere beendet. Ich würde da erst einmal etwas abwarten, Peretz ist noch jung, er wird von Neuer und Ulreich lernen und es ist ja auch so: Als Spieler beim FC Bayern musst du mit Druck umgehen können und diese Mia-san-Mia-Siegermentalität erst einmal verinnerlichen.

Stanisic wird verliehen - mit Laimer und Guerreiro sind Mittelfeld und Abwehr gesichert
Konrad Laimer und Raphael Guerreiro fügen sich perfekt ins Münchner System ein. Alle haben bei ihren vorherigen Stationen nachgewiesen, dass sie auf einem hohen Niveau spielen können. Sie müssen sich nun in München zurechtfinden, denn es ist immer noch ein anderes Niveau, das an der Säbener Straße gefordert wird.
Auf der Seite der Abgänge stehen mit Yann Sommer und Benjamin Pavard zwei Stützen der letzten Saison. Sommers Wechsel kann ich nachvollziehen, denn er muss regelmäßiger spielen, um seine EM-Teilnahme nicht zu gefährden. In München wäre das für ihn nicht möglich gewesen, da drohte die Bank, wenn Neuer zurückkommt.

Pavard wollte unbedingt in der Innenverteidigung spielen, da bietet ihm Inter jetzt die Möglichkeit dazu. In diesem Zusammenhang verwundert mich dann etwas die Leihe von Josip Stanisic nach Leverkusen. Er wäre eine gute Alternative für die rechte Abwehrseite gewesen.
Euer Jean-Marie
Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.