AZ-Interview mit Thomas Helmer zum Pokal: FC Bayern Favorit gegen Dortmund

München - Der 52-jährige Thomas Helmer spielte von 1986 bis 1992 bei Borussia Dortmund und anschließend bis 1999 beim FC Bayern - das erwartet er vom Pokalspiel am Mittwoch (das Spiel können Sie im AZ-Liveticker verfolgen).
AZ: Herr Helmer, Bayern gegen Dortmund, das Duell Ihrer Ex-Klubs. Erwarten Sie ein offenes Pokalspiel, nachdem der BVB unter Trainer Peter Stöger plötzlich wieder gewinnt?
THOMAS HELMER: Sie sagen es schon richtig: Die Ergebnisse stimmen wieder, Dortmund hat zwei Spiele in Folge gewonnen. Spielerisch auf dem alten Niveau ist der BVB aber noch nicht wieder. Bayern ist ganz klar der Favorit am Mittwoch.
Sehen Sie Verbesserungen beim BVB seit dem Trainerwechsel von Bosz zu Stöger?
Ich erkenne zumindest, dass Borussia Dortmund besser steht, dass die Mannschaft defensiv konzentrierter agiert. Das hat Stöger schon geschafft: Er hat den BVB stabiler gemacht. Nach vorne war Dortmund ja immer gefährlich, auch unter Bosz.
In den Pokalduellen der vergangenen Jahre sah Bayern gegen Dortmund nicht immer gut aus, speziell zuhause in der Allianz Arena gab es bittere Niederlagen: 2015 und 2017 jeweils im Halbfinale. Steckt das noch in den Köpfen der Spieler?
Das ist etwas, das die Dortmunder im Hinterkopf haben und woran sie sich auch klammern können. Und vielleicht liegt Dortmund diese Rolle ja besonders gut, als Außenseiter zu den Bayern reisen zu können.
Welchen Eindruck machen die Bayern aktuell auf Sie? In der Bundesliga gab es zuletzt drei 1:0-Siege in Folge, es war – wenn man ehrlich ist – auch ein bisschen Glück dabei.
Die Bayern wirken ein bisschen müde, einige Spieler scheinen die Winterpause herbeizusehnen. Aber die Mannschaft ist eben immer noch in der Lage, die Ergebnisse zu erzielen. Das haben die letzten drei Spiele gezeigt – und das ist ein Qualitätsmerkmal. Seit Jupp Heynckes die Bayern übernommen hat, geht es deutlich bergauf. Er hat diese Siegermentalität zurückgebracht.
Spannend ist die Frage, wen Jupp Heynckes in der Innenverteidigung der Bayern aufbietet: Mit Mats Hummels, Jérôme Boateng und Niklas Süle gibt es gleich drei Kandidaten für zwei Positionen. Was sagen Sie als früherer Abwehrspieler zu diesem Konkurrenzkampf?
Niklas Süle hat es bislang sehr gut gemacht bei den Bayern, er ist auf wirklich viele Einsätze gekommen in dieser Hinrunde. Das lag sicher auch daran, dass Jérôme Boateng noch nicht ganz fit war. Aber von Süle bin ich wirklich angetan, er hat gezeigt, dass er sowohl mit Boateng als auch mit Hummels spielen kann. Wenn alle fit sind, wird Trainer Heynckes trotzdem Hummels und Boateng von Anfang an bringen. Javi Martínez davor im defensiven Mittelfeld, auf seiner besten Position – da muss man dann erstmal durchkommen.