Auf der Leinwand: Ein Leben für den FC Bayern

München - Wenn im Kino plötzlich applaudiert und laut "Jawoi!" gerufen wird, muss es sich um einen Fußball-Film handeln. Das "Filmtheater Sendlinger Tor" war am Montagabend fest in roter Hand. Rund 400 Bayern-Fans waren gekommen, um sich eine exklusive Preview des vom BR produzierten Films "Landauer - der Präsident" anzuschauen. Organisiert vom "Club Nr. 12", der unabhängigen Vereinigung aktiver Bayern-Fans - und von Tobias Schweinsteiger (32), dem Kapitän der zweiten Mannschaft.
Die Fans schrieben ihn an, darauf sprach er mit Trainer Erik ten Hag. Und so machte man sich, inklusive Dinner davor, einen schönen Kinoabend. "Ich halte das für eine gute Sache, wenn sich die Spieler, gerade auch die jüngeren, etwas mit der Historie ihres Vereins beschäftigen", sagte Schweinsteiger der AZ, "für mich ist es interessant, die Wurzeln des Vereins zu sehen, wie weit unten er schon mal war und wie er heute dasteht."
Kurt Landauer, hervorragend gespielt von Josef Bierbichler, gilt als Erfinder des FC Bayern. 1932 führte er als Präsident seine Roten zur ersten Meisterschaft. Als Jude wurde er von den von den Nationalsozialisten verfolgt, ins KZ Dachau gesperrt. Um sein Leben zu retten, floh er in die Schweiz, seine Geschwister wurden umgebracht.
Der Film handelt von der Zeit ab 1947, als Landauer aus Genf zurück ins zerbombte München kommt und trotz aller Hindernisse (die US-amerikanischen Besatzer wollten keine Vereinsgründungen lizenzieren) versucht, den Klub, der mittlerweile pleite ist, wieder aufzubauen. Landauer setzt sich gegen alle Widerstände durch, treibt das nötige Geld auf - zum Teil sein eigenes. Wenn es darum geht, "den Sechz’gern ordentlich oane überzubraten", erinnert seine Rhetorik an den späteren Manager und Präsidenten Uli Hoeneß. Auch für Landauer waren die Löwen Mittel zum Zweck. Er brauchte sie, um den Fußball in der Nachkriegszeit wieder populär zu machen - als Gegner.
Wiesn: Bayern singen "Stern des Südens"
Ohne die Initiative des "Club Nr. 12" und der Ultras der "Schickeria" wäre der Film nicht möglich gewesen. Sie waren es, die mit ihren Recherchen vor 15 Jahren anfingen, Landauer wieder ins Bewusstsein der Fans zu rufen. Mittlerweile ist der 1961 Verstorbene vom FC Bayern posthum zum Ehrenpräsidenten erklärt worden. In einer beeindruckenden Stadionchoreographie erinnerte die Südkurve an Landauer mit dessen Zitat: "Der FC Bayern und ich gehören nun einmal zusammen." Und der Landauer-Kult hält an. "In der Südkurve stehen heute mehr Fans mit Landauer-Shirts rum als zum Beispiel mit Mario Götze drauf", sagt Gregor Weinreich vom Club Nr. 12, "nichts gegen Götze, aber ich finde das sehr sympathisch."
Tobias, der zwei Jahre ältere Bruder von Weltmeister Bastian, will auch die Profis animieren, sich mit diesem Film zu beschäftigen: "Besonders die Spieler, die schon lange da sind und mit dem Verein verwurzelt sind, werden ihn sich sicher anschauen. Für manche wird es eben wegen der Sprache etwas schwierig." Der Film von Regisseur Hans Steinbichler ist eine Herausforderung für Nicht-Bayern, wirkt dadurch aber überzeugender und authentischer. "Wir tragen alle dieses Trikot, wir sind alle froh, wenn wir pünktlich unser Gehalt bekommen, also sollte man auch über den Verein etwas wissen", sagt Schweinsteiger.
In der ARD bekommt der Film am 15. Oktober die beste Sendezeit: 20.15 Uhr. Bayern-Fans sollten ihn nicht verpassen.