Auch Gnabry-Zukunft offen: Zerplatzt der Traum von der goldenen 95er-Generation?
München - Zwei Jahre ist es her, da wurde die deutsche Achse beim FC Bayern um einen wichtigen Baustein ergänzt und damit auf Jahre hinaus vervollständigt. Zumindest schien es so in jenem Sommer 2020, als Leroy Sané mit einjähriger Verspätung endlich von Manchester City losgeeist wurde.
Der pfeilschnelle Angreifer sollte den Münchnern nicht nur sportliche Qualität und enormes Vermarktungspotenzial bringen, sondern Ehrenpräsident Uli Hoeneß auch von einer seiner größten Visionen träumen lassen: der des FC Bayern Deutschland.
Die besten Spieler des Landes sollen auch bei der besten Mannschaft des Landes spielen, hatte Hoeneß bereits vor Jahren klargestellt. Dem eigenen Selbstverständnis zufolge habe das Gerüst der Nationalmannschaft beim FC Bayern zu spielen.
Die 95er-Generation kennt sich teilweise schon seit der Kindheit
Sané war dabei nur das neueste Puzzleteil. Den Kern bildete der 95er-Jahrgang um Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Niklas Süle und Serge Gnabry. Die "NewGen", wie sie sich selber nennt, kennt sich teilweise schon seit Kindheitstagen und ist eng miteinander verbunden.
Leroy Sané (FC Schalke) und Leon Goretzka (VfL Bochum) besuchten etwa gemeinsam die Schalke-Schule Berger Feld und kennen sich bereits seit der 5. Klasse. Goretzka und Kimmich gingen wiederum während der Pandemie mit ihrer Initiative "We kick Corona" beispielhaft voran, längst bilden sie eines der besten Mittelfeld-Duos der Welt.
"Ich freue mich sehr darüber, dass der Jahrgang bei uns so stark vertreten ist", sagte Kimmich einmal im Gespräch mit der AZ: "Ich kenne die Jungs von der Nationalmannschaft und speziell Serge (Gnabry, d.Red.) schon sehr lange." Beide lernten sich als Kinder in der Jugend des VfB Stuttgart kennen und sind seitdem eng miteinander befreundet.

Bayerns 95er-Generation: Süle geht, Gnabry-Zukunft völlig offen
Die Vision von der 95er-Generation, die über Jahre hinweg das Gerüst des FC Bayern darstellt, beginnt nun aber langsam aber sicher zu bröckeln. In Person von Niklas Süle hat sich das erste Mitglied der Clique bereits verabschiedet, er wechselt nach Ablauf seines Vertrags ablösefrei zu Borussia Dortmund. Auch die Zukunft von Gnabry (Vertrag bis 2023) ist aktuell noch völlig offen, die Vertragsverhandlungen stocken schon lange.
Serge ist nicht nur auf dem Platz wichtig für mich, sondern er ist auch mein bester Freund. Deswegen hoffe ich aus persönlicher Sicht natürlich, dass er bleibt.
Wenig überraschend, dass sich Kimmich einen Verbleib seines guten Kumpels wünscht. "Das ist für mich persönlich natürlich ein spezielles und schwieriges Thema. Serge ist nicht nur auf dem Platz wichtig für mich, sondern er ist auch mein bester Freund. Deswegen hoffe ich aus persönlicher Sicht natürlich, dass er bleibt", sagte der Mittelfeld-Star am Freitag zur offenen Vertragssituation seines Mitspielers.
Verlängert er beim FC Bayern? Serge Gnabry hält sich bedeckt
"Er weiß, was er am FC Bayern hat und wie wichtig es ist, dass man jeden Tag in eine Truppe kommt, mit der es Spaß macht, Fußball zu spielen. Bei uns hat er auch jedes Jahr die Chance, um alle Titel mitzuspielen. Er hat ein Umfeld, in dem er sich wohlfühlt", meinte Kimmich weiter.
Gnabry, der zuletzt ein Vertragsangebot mit einem kolportierten Jahresgehalt in Höhe von 19 Millionen Euro abgelehnt haben soll, gibt sich angesprochen auf seine Zukunft zurückhaltend. Er wolle sich nicht dazu äußern, sagte der Angreifer zuletzt bei einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft und bat die Medienvertreter, weitere Nachfragen zu den Verhandlungen zu unterlassen. Es gehe ihm aber keineswegs ausschließlich ums Geld, schob der gebürtige Schwabe noch nach. Aber worum denn dann?
Hansi Flick überzeugt: Geld steht bei Serge Gnabry "nicht im Fokus"
"Manchmal ist es einfach ein Gefühl", meinte Bundestrainer Hansi Flick, unter dem Gnabry vor zwei Jahren mit den Bayern die Champions League geholt hat, am Freitag. Dessen Zögern bedeute aber "noch lange nicht, dass er nicht bei Bayern München verlängert. Seine Zukunft ist da relativ offen." Auch der Bundestrainer verwies auf die "Buddies" in München, finanzielle Dinge stünden aus seiner Sicht "nicht im Fokus". Vielmehr stelle sich Gnabry die Frage: "Soll ich was anderes machen und aus der Komfortzone rausgehen?"
Es ist eine Frage, die sich in den vergangenen Jahren so mancher Bayern-Spieler gestellt hat. David Alaba etwa, der die Münchner im vergangenen Sommer nach 13 erfolgreichen Jahren verlassen hatte, um sich Real Madrid anzuschließen. Oder Robert Lewandowski, der ebenfalls mit einem Wechsel nach Spanien liebäugelt.
Dass nun auch Teile der "NewGen" den Klub verlassen oder zumindest damit kokettieren, hätte in jenem Sommer vor zwei Jahren wohl kaum jemand gedacht. Die Vision von der 95er-Generation bröckelt...