Arturo Vidal: Schelte für die Schwalbe
München - Berlin, wir können es kaum erwarten!!! Mia san Mia“, twitterte Arturo Vidal am Mittwoch. Die Bayern fliegen nach Berlin, bestreiten am 21. Mai ihr 21. Pokalfinale. Seine offensichtliche Schwalbe vom Vorabend, die zum 2:0 gegen Werder Bremen, zur unberechtigten Entscheidung per Elfmeter geführte hatte, kommentierte der Chilene nicht. So wurde seine Aktion zum (Streit-)Thema des Tages.
„Da lag der Schiedsrichter leider daneben“, sagte Rummenigge am Mittwoch und erklärte leicht vorwurfsvoll Richtung Vidal, dem Schummelflieger: „Das ist nicht das, was der FC Bayern haben will.“ Denn man sei „nicht unbedingt bekannt dafür, dass wir Schwalben produzieren“ und Vidal „grundsätzlich ein fairer Spieler“.
Rüge von Guardiola
Auch Trainer Pep Guardiola rügte das Täuschungsmanöver: „Der Elfmeter war kein Elfmeter. Ich mag es nicht, so das zweite Tor zu schießen.“ Tatsächlich war es ein Witz. Werders Abwehrspieler Janek Sternberg muss sich lediglich den Vorwurf gefallen lassen, zu heftig – sprich mit den Sohlen voraus – in den Zweikampf gesprungen zu sein, doch er berührte den Chilenen nicht.
Schiedsrichter Tobias Stieler war nach Ansicht der TV-Bilder bedient und räumte „eine Fehlentscheidung“ ein. „Es tut mir leid“, sagte der 34-Jährige, „das geht so schnell und ich stand so gut. Ich habe einen Kontakt gesehen, aber es war keiner“. Thomas Müller, der nach 71 Minuten zur Entscheidung, zum 2:0, vollstreckte, meinte: „Das war nah dran an einem Foul, aber es war kein Foul. Natürlich war es eine Schwalbe. Reinmachen muss ich den Elfmeter trotzdem.“
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Und Vidal? Wollte am späten Abend in der Allianz Arena nicht über seine Sünde sprechen, war lediglich für Nachfragen zum Champions-League-Halbfinale zu haben. Eine Entschuldigung wegen seiner Flugnummer? Nix, nada. Gesperrt werden kann der 28-Jährige nachträglich nicht, wie gestern landesweit im Netz gefordert.
Der Grund: Der Schiedsrichter hat die Szene gesehen. Stieler habe eine „nicht angreifbare Tatsachenentscheidung“ getroffen, teilte der DFB mit. Deshalb sei die Einleitung eines sportgerichtlichen Verfahrens durch den DFB-Kontrollausschuss nicht möglich.
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Zudem wies der Verband auf den Unterschied zur „Mutter aller Schwalben“ von Andreas Möller im April 1995 hin. Damals sei kein Gegenspieler in der Nähe gewesen. Dirk Schuster vom Karlsruher SC konnte nur staunen, wie der Ex-Nationalspieler von Borussia Dortmund trotz Sicherheitsabstand im Strafraum wie vom Hammer getroffen fiel. Möller wurde für zwei Spiele gesperrt, musste 10 000 Mark Geldstrafe bezahlen. Vidal kommt davon.
Vidal erhält Zuspruch von Kollegen
Von seinen Kollegen erhielt der Chilene am Mittwoch Zuspruch. „Frankreich hat sich mal mit der Hand von Henry für die WM qualifiziert. Das ist Fußball“, sagte Thiago: „Wo fängt Fair Play an, wo hört es auf? Jeder hat seine Tricks. Den Ballkindern sagen wir auch, dass sie uns den Ball schnell zurückgeben sollen, wenn wir zurückliegen und sich Zeit lassen, wenn wir führen. Jeder nutzt seine Waffen.“
Und klar, Vidal, der Krieger, hat immer besonders viele Waffen dabei. „Er ist sehr gefährlich auf dem Platz“, sagte Javi Martínez, „ein Spieler, der immer ans Maximum geht.“ Und weiter: „Gegen Stuttgart hat er eine Gelbe Karte bekommen und er hätte eine Rote bekommen können. Pep weiß, dass man Arturo kontrollieren muss.“
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Bislang gelingt das in dieser Saison – trotz der Aktion gegen Werder – sehr gut. „Er ist unheimlich wichtig für uns, im Moment vielleicht der wichtigste Spieler in der Champions League“, schwärmte Martínez: „Er hat wichtige Tore geschossen und großartige Spiele gemacht.“ Mit einer Ausnahme.