Arturo Vidal: Courage und Karten

Wolfsburg – Es gibt einen Spieler im Kader des FC Bayern, der konnte in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich ein Elfmeterschießen gewinnen: Arturo Vidal. Vor nicht einmal vier Wochen gewann der Neuzugang mit seiner chilenischen Nationalelf die Copa América gegen Argentinien – im Showdown vom Punkt. Vidal traf zum 2:1, Chile siegte 4:1.
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Auch in Wolfsburg traf der 28-Jährige im Supercup-Elfmeterschießen. „Der Mister hat mir gesagt, ich solle ihn treten, und da hab’ ich gesagt: ‘Klar, kein Problem’“, erzählte Vidal. Pep Guardiola hatte Vidal nach 74 Minuten für Thiago gebracht und ihm sofort den Job des ersten Schützen anvertraut. Für seinen Just-checked-in-Titel reichte es aber nicht.
Courage und Karten – Bayerns neuer Anführer.
Die Bayern-Fans hatten ihn beim Aufwärmen mit Sprechchören gefeiert. „Ich habe mich gut gefühlt, bin sehr glücklich, dass ich spielen durfte“, sagte der 37-Millionen-Euro-Neuzugang. 1540 Tage nach seiner letzten Bundesliga-Partie (mit Leverkusen am 34. Spieltag der Saison 2010/11 in Freiburg) mischte Vidal wieder mit. Er sagt: „Ich habe die Bundesliga vermisst, habe hier vier spektakuläre Jahre verbracht, die mich als Spieler haben wachsen lassen.“
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Sein Debüt im Bayern-Trikot verlief standesgemäß: inklusive Sense. Acht Minuten auf dem Platz – und schon die erste Gelbe Karte. Vidal bestätigte den Ruf, der ihm vorauseilt. Böser Bube oder „aggressive leader“? „Der Schiedsrichter meinte, ich sei zu hart eingestiegen. Ich sehe das nicht so. Ich habe auch den Ball gespielt“, rechtfertigte sich Vidal, der in 117 Bundesligaspielen für Leverkusen 34 Gelbe Karten und drei Gelb-Rote sah. „Ich glaube nicht, dass man mich für zu hart hält – sie kennen mich ja hier“, fügte er mit ruhiger Stimme an.
„Vidal und Costa sind ganz wichtige Spieler“, sagt Robben
„Vidal und Costa sind ganz wichtige Spieler“, sagte Arjen Robben nach den ersten Eindrücken, „sie werden uns weiter helfen, davon bin ich überzeugt.“ Auch Torhüter Manuel Neuer ist angetan: „Sie machen einen guten Eindruck, geben im Training Vollgas.“ Doch auch ein künftiger Boss muss integriert werden. „Die ersten Tage bei Bayern waren spektakulär. Ich habe sehr gute Kameraden, die mich schnell integriert haben. Es sind fröhliche Leute.“
Spanisch sprechende Leute. 14 sind es im kompletten Kader und Trainerstab. „Ich will rasch Deutsch lernen“, bekräftigt Vidal. Die Sprache, die Fitness, der Rhythmus, die Titel – noch herrscht Aufholbedarf. „Die Copa América ist nicht lange her. Ich hatte dann ein paar Tage Urlaub, trainiere erst seit fünf Tagen“, sagte Vidal, „ich muss rasch in Form kommen und Rhythmus kriegen, um in die Mannschaft reinzukommen.“
Ideal dafür: der Audi-Cup am Dienstag und Mittwoch. Zwei Spiele, in denen er Spielpraxis sammeln kann. Auf Sicht wird ihm Trainer Pep Guardiola den Job des Mittelfeld-Herrschers anvertrauen, des zentralen Sechsers. Xabi Alonso wird es schwer haben. „Über das Training versuche ich zu verstehen, was der Mister will“, sagt Vidal über Pep, „das wird mit den Tagen kommen.“
In Deutschland hat Vidal noch keinen Titel gewonnen. Klar, er hat ja auch ab 2007 vier Jahre bei Bayer Leverkusen gespielt. Mit Juventus Turin holte der Chilene zuletzt vier Meistertitel in Serie. Jetzt will er „wichtige Trophäen“ gewinnen. Was ist schon der Supercup?