ARD-Doku: Freunde sorgen sich um FCB-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer
"Der ganze Stress, die ganzen Geschichten, sowohl im Privaten als auch mit der WM-Vergabe 2006, haben ihn natürlich mitgenommen", meinte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Die ARD hat sich auf Spurensuche in Sachen Beckenbauer begeben.
München - Am Ende ist er doch noch zu sehen. Langsam, weit nach vorne gebeugt, schlurft Franz Beckenbauer aus dem Restaurant von Alfons Schuhbeck und läuft direkt vor die Kamera des ARD-Filmteams. Ob er ein Interview geben könnte. „Nein“, entgegnet der verloren gegangene Kaiser höflich, „ich muss hier rein“. Wieder kein Interview.
Das geht den ARD-Machern des Films über Franz Beckenbauer („Der Fall des Kaisers“) häufiger so. Dennoch schafft der Beitrag, der am Dienstag in der ARD gezeigt wurde, eine interessante Annäherung an das jetzige Leben der einstigen Lichtgestalt, deren Rückzug nach der WM-Affäre Fragen aufwirft. „Der ganze Stress, die ganzen Geschichten, sowohl im Privaten als auch mit der WM-Vergabe 2006, haben ihn mitgenommen“, meint Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der Beckenbauer vor wenigen Wochen traf. „Er sieht nicht mehr so frisch aus wie vorher. Aber von der Art her, vom Lächeln, von der Unterhaltung her, ist er der Alte.“
Der Film begibt sich auf die Spurensuche nach dem einstigen Kaiser Franz und stellt die Frage, wann sich die Öffentlichkeit von einem Helden abwendet. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber meint: „Wenn ein Freund einen Fehler gemacht hat, bleibt er trotzdem ein Freund.“
2015 hatte der „Spiegel“ die WM-Affäre um Beckenbauer aufgedeckt. Seitdem fragt sich die Nation, ob mit einer Summe von 6,7 Millionen die WM-Ausrichtung 2006 gekauft wurde. Beckenbauer schweigt. Und dann noch die privaten Tragödien. Der Tod seines Sohnes Stefan, der den Kampf gegen einen Hirntumor verlor, dazu zwei
Herzoperationen. „Der Erfolg wird relativ, wenn man von der Wirklichkeit des Lebens eingeholt wird“, sagt Stoiber, auch Mitglied im Aufsichtsrat beim FC Bayern.
Dass auch die deutsche Mentalität mit ihrem ewigen Nachkarten Schuld an dem Verschwinden des Kaisers habe, wird in dem Film auch thematisiert. Ex-Weggefährte Paul Breitner sieht eine deutsche Veranlagung, „jeden runter zu holen, auf die eigene Ebene“. Und wenn der Deutsche dann eine Chance sieht, „dann macht er das. Brutal wie wahrscheinlich kein anderer.“
Franz Beckenbauer: Erneute Herz-OP
Der ARD-Film begibt sich 45 Minuten auf die Spuren der Lichtgestalt und stellt auch die Frage, wann sich die Öffentlichkeit von einem Helden abwendet.
Für Beckenbauers Ex-Mitspieler Paul Breitner ist das kein Thema. "Ich sehe mich als derjenige, der nicht ein Haar über Franz krumm werden lässt. Null." Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber meint: "Wenn ein Freund einen Fehler gemacht hat, bleibt er trotzdem ein Freund."