Angriff auf FC Bayern? BVB hält sich zurück - bedrohlich!

Borussia Dortmund vermeidet es trotz Investitionen von über 70 Millionen Euro, sich als Bayern-Jäger einzubringen. Der BVB tut dies mit einer derartigen Zurückhaltung, die kaum den eigenen Ansprüchen entsprechen wird.
München/Dortmund - Karl-Heinz Rummenigge ist ein Mann markiger Worte. Nach dem famosen Auftritt des FC Bayern im Supercup ließ der Vorstandsboss sogleich eine Boss-Ansage folgen.
"Wer darauf hofft, dass der FC Bayern in seinen Anstrengungen nachlässt, der hat Pech gehabt. Das wird es nicht geben. Dieses Gen, das satt macht, fehlt in unserer DNA", sagte der 62-Jährige höchst selbstbewusst. Die Bundesliga hat das 5:0 bei Eintracht Frankfurt freilich zur Kenntnis genommen. In einer Umfrage hatten jüngst bereits 17 Trainer auf die Bayern als Meister getippt, einzig Heiko Herrlich (Bayer Leverkusen) nannte Borussia Dortmund.
Gleichgewicht zwischen BVB und FC Bayern
Jenen Klub also, der zwischen 2011 und 2013 zumindest kurzzeitig ein Gleichgewicht im deutschen Fußball herstellte. Und in der Vorsaison, salopp gesprochen, regelrecht abschmierte. Vierter wurde der BVB, scheiterte in der Europa League kläglich an Red Bull Salzburg - und hinterließ zeitweise einen fußballerisch faden Eindruck.
Doch die Westfalen rüsteten nach, holten im Sommer Spieler wie Thomas Delaney (Werder Bremen), Abdou Diallo (FSV Mainz 05), Ex-Löwe Marius Wolf (Eintracht Frankfurt) und zuletzt Axel Witsel (TJ Quanjian) für mehr als 70 Millionen Euro dazu. Für den Angriff auf den FC Bayern, wie es mancher Beobachter der Bundesliga zumindest hofft?

Dortmund macht auf Understatement, so sehr, dass es eigentlich nicht den eigenen Ansprüchen entsprechen kann. "Es bringt nach der hinter uns liegenden Up-and-down-Saison einfach nichts, Parolen zu schwingen und die Bayern herauszufordern", sagte der neue BVB-Kapitän Marco Reus bescheiden dem "kicker": "Wir müssen erstmal vor unserer eigenen Haustüre kehren und dort Ordnung schaffen - das ist unser primäres Ziel. Bevor wir dieses Ziel nicht realisiert haben, müssen wir nicht über andere Dinge reden."
BVB-Boss Watzke ruft zu Demut auf
Zuvor hatte sich bereits der Dortmunder Geschäftsführer mit einem Punkteplan an die eigene Belegschaft gewandt. Die "Sport Bild" veröffentlichte das Schriftstück, das kurzum zu Bodenständigkeit und Demut aufruft.
"Wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein. Keinen Grund gibt es hingegen, selbstgefällig zu werden. Vielmehr sollen und werden wir künftig jederzeit selbstkritisch hinterfragen, ob wir richtige Entscheidungen getroffen, die richtigen Maßnahmen eingeleitet haben", heißt es darin. Watzke schrieb weiter: "Lasst uns realistisch bleiben. Die kontinuierliche Teilnahme an der Champions League ist unser wichtigstes Ziel." Keine Rede von der Meisterschaft. Keine Rede vom FC Bayern.

Watzke umschwärmte die Münchner vielmehr. "Von ihm habe ich eine ganz hohe Meinung", sagte der 59-Jährige dem "Kicker" über den neuen Bayern-Coach Niko Kovac: "Dass auf ihn eine große Karriere wartet, konnte man schon sehen, als er bei uns hospitiert hat. Bayern wird vom ersten Moment an da sein, davon bin ich überzeugt."
Reus und Götze in starker Form
Überzeugend waren auch die Testspiele der Borussia gegen Manchester City (1:0), den FC Liverpool (3:1) und gegen Lazio Rom (1:0). Gegen die Italiener traf zudem Reus, der in starker Frühform ist. Auch Mario Götze soll dem Vernehmen nach unter dem neuen Coach Lucien Favre wieder deutliche Fortschritte machen. Hinzukommen die hochbegabten Youngster Maximilian Philipp und Jadon Sancho, die in der vergangenen Saison noch wegen Verletzung (Philipp) und/oder mangels Erfahrung (Sancho) noch keine Alternativen waren.
Die Bayern wirken gerüstet für die kommende Saison. Der BVB aber auch - vielleicht ja sogar für die ganz große Überraschung. "Davon bin ich überzeugt", sagte Watzke dem "Kicker" ein anderes Mal auf die Frage, ob er glaube, dass irgendwann mal wieder ein anderer Klub Meister werde als immer nur die Münchner. "Auch die Bayern werden nicht immer alles richtigmachen. Im Fußball gibt es immer mal wieder Umbrüche: Es wird nie so sein, dass ein Klub alles gewinnt", meinte er weiter.
Diese Saison wird die nächste Prüfung für den FC Bayern. Auch wegen dem BVB. Und trotz aller markigen Worte von Rummenigge.