Abschied vom FC Bayern? Thomas Müllers Not-Plan
München - Das Telefon von Ludwig Kögl stand am Mittwochvormittag nicht mehr still. "Es hat schon ein paar Mal geklingelt", sagte der Berater von Thomas Müller, als ihn die AZ erreichte. Kögl vermittelte einen gelassenen Eindruck, obwohl sich die Meldungen bezüglich seines Klienten gerade überschlugen.
"Müller will weg", titelte nämlich die "Sport Bild" und berichtete davon, dass der 30-Jährige, der zuletzt von Trainer Niko Kovac zum Einwechselspieler degradiert wurde, den FC Bayern angeblich bereits um die Freigabe im Winter bitten wolle.
Müller-Berater: "Thomas hat noch eineinhalb Jahre Vertrag"
Es wäre ein Beben, das die Bayern-Welt erschüttern würde. Wenn Müller, der - abgesehen von Torhüter Christian Früchtl - letzte Bayer im Profikader, seinen Heimatverein, für den er seit seinem zehnten Lebensjahr spielt, verlassen würde.
Kögl wollte all das nicht bestätigen, aber eben auch nicht dementieren. "Das muss ich auch nicht", befand er: "Thomas hat noch eineinhalb Jahre Vertrag. Mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen." Deshalb müsse man "jetzt nicht in die Zukunft schauen".
Interessierte Klubs gab und gibt es immer
Angesprochen auf mögliche Interessenten sagte Kögl aber: "Anfragen gibt es für den Thomas immer. Die hat es immer gegeben." Zum Beispiel 2015, als ihn Louis van Gaal, sein einstiger Trainer und Förderer beim FC Bayern, für eine Ablöse von 100 Millionen Euro zu Manchester United locken wollte.
Im Sommer 2019 soll sich Inter Mailand nun nach dem WM-Torschützenkönig von 2010 erkundigt haben. Zuvor war er unter anderem bereits beim FC Liverpool und dem FC Arsenal ein Thema. Die Bayern - und auch Müller - lehnten stets dankend ab.
Müller "zu ehrgeizig" für die Bayern-Bank
Und jetzt? Sportlich ist der Weltmeister von 2014 für Kovac aktuell offenbar verzichtbar geworden. Das von van Gaal einst eingeführte Dogma "Müller spielt immer" ist unter ihm längst nicht mehr gültig. Zuletzt setzte Kovac Müller fünf Mal in Folge auf die Bank und auf dessen Position im zentralen offensiven Mittelfeld stattdessen voll auf Neuzugang Philippe Coutinho.
"In den vergangenen fünf Spielen war ein Trend zu erkennen, der mich nicht glücklich macht", meldete sich Müller am Nachmittag dann via "Kicker" selbst zu Wort: "Wenn das Trainerteam mich in Zukunft nur noch in der Rolle des Ersatzspielers sieht, muss ich mir meine Gedanken machen. Dafür bin ich einfach zu ehrgeizig."
Müller ist mit seiner aktuellen Situation beim FC Bayern freilich "absolut nicht" zufrieden. "Ich bin gerade erst 30 Jahre alt geworden, topfit und hungrig auf Erfolge", sagte er und kündigte an, im Konkurrenzkampf nicht locker lassen zu wollen. Denn er ist "fest davon überzeugt, dass ich dem Team mit meinen Fähigkeiten auf dem Platz weiterhelfen kann".
Zumindest als Vizekapitän und Identifikationsfigur genießt Müller im Klub nach wie vor ein hohes Standing. "Wenn ich in Oberammergau einen bayerischen Spieler schnitzen müsste, dann käme Thomas Müller dabei raus", hat Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge mal gesagt.
Unglückliche Aussage von Kovac irritiert
Das wortgewandte "Radio Müller" ist nach wie vor so etwas wie der Außenminister der Bayern. Und dass er's auf dem Platz noch kann, zeigte Müller durchaus auch als Einwechselspieler. So wie beim Champions-League-Auftakt gegen Roter Stern Belgrad, als er einen Freistoßtrick per Direktabnahme zum 3:0-Endstand veredelte.
Beim 1:2 am Samstag gegen Hoffenheim bereitete er den Ausgleich von Robert Lewandowski vor. Kovac machte ihm mit einer äußerst unglücklichen Aussage allerdings trotzdem klar, woran er aktuell bei ihm ist, als er zuletzt sagte: "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen."
Als er "mit der Aussage konfrontiert wurde, war ich natürlich überrascht", sagte Müller nun, "aber ich bin bei so etwas nicht so empfindlich. Es gab mit dem Trainer bereits ein Vieraugengespräch. Damit ist die Geschichte für mich ausgeräumt."
So denkt Sepp Maier über Müllers Bayern-Zukunft
Nachdem er Anfang des Jahres von Joachim Löw aus der Nationalelf aussortiert worden war, muss "Notnagel" Müller nun aber bei Bayern den nächsten Rückschlag verkraften. "Es wäre schade, wenn so ein eingefleischter Bayer und Fußballer den FC Bayern verlassen würde", sagte Bayerns Torwartikone Sepp Maier der AZ, "aber wenn er hier keine Chance mehr hat. Als Auswechselspieler ist er zu schade. Dann soll er lieber weggehen."
Dass einer aus der Jugend komme "und bis zum Karriereende bei Bayern bleibt, gibt es heute gar nicht mehr", so Maier. Sollte Müller den Verein am Ende tatsächlich verlassen, dürfte er damit recht behalten.
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