1.000 Spiele und ein Buch: Bastian Schweinsteiger wird zur Roman-Figur
Die Fußballerlaufbahn des Schriftstellers Martin Suter? Überschaubar, nicht einmal ein Kurz-Essay. "Meine Karriere begann mit neun und endete mit zwölf", berichtete der Schweizer am Donnerstagvormittag in Berlin mit dem ihm eigenen Schmunzeln und angenehmen Erzähl-Timbre.
In Oerlikon, einem Quartier seiner Geburtsstadt Stadt Zürich, trug sich damals in den 50er Jahren zu, dass Suter in einer Schülermannschaft nach einer Roten Karte gegen sich "einen Kraftausdruck" verwendete, den vor dem anwesenden Publikum (ob vor Ort oder via Internet zugeschaltet) nicht wiederholen wollte. "Ich komme nie wieder." Mit diesem Satz endete Suters Erfahrungen mit dem - ja, damals! - runden Leder.
Schweinsteiger-Buch erscheint am Mittwoch
Bastian Schweinsteiger wuchs in Kolbermoor, im oberbayerischen Landkreis Rosenheim, auf. Er wurde bekanntermaßen Fußballer, zur Legende beim FC Bayern und 2014 mit der Nationalelf als Vize-Kapitän Weltmeister. So schrieb er Geschichte.
Seine Geschichte aufzuschreiben, dafür wählte er den brillanten Geschichtenerzähler Suter, gemeinsam erarbeiteten sie die "autorisierte Roman-Biografie", die nun in Berlin vorgestellt wurde, am kommenden Mittwoch im Diogenes-Verlag erscheint und den Titel trägt "Einer von euch", laut Suter eine "spontane Idee" von Basti wie er ihn nennt und für einen Autoren die gewünschte These, die man im Werk belegen kann.

Champions-League-Finale 2012: Auch Schweinsteigers Pfostenschuss im Buch
Er habe das Projekt "unterschätzt", ließ für Schweinsteiger die Arbeit an einem neuen Werk ruhen. Der Romanschriftsteller: "Es wurde mein längstes Buch." Sehr viele Fußball-Videos habe er angeschaut, um nicht zu viel Beschwerdepost von Zeigefinger-Lesern zu erhalten, musste er "sehr genau sein".
Nun ja - der Pfostenschuss seines Helden in Bayerns verlorenem Champions-League-Finale 2012 gegen Chelsea landet auch im Buch am Pfosten, dem Teufel von Fröttmaning. Fiktion kann schöner sein als die Realität. Doch diesen literarischen Kniff mied Suter. Hier blieb der Elefant grau.
Schweinsteiger: Fast keine Verbesserungen beim ersten Entwurf
Nach der Zusammenarbeit mit zwei persönlichen Treffen und zahlreichen Online-Meetings kamen, so Schweinsteiger, "eines Tages 340 Seiten bei mir an". Nach der Vorlage des ersten Entwurfs habe er bis auf Kleinigkeiten "eigentlich nichts" zu verbessern gehabt, "ich war schwer beeindruckt".
Doch wie viel ist Wahres, wie viel Fiktion in der gewählten Form der autorisierten Roman-Biografie? "Das fast Wahre betrifft nie Fakten", erklärt Suter, "ab und zu habe ich Details ausgeschmückt, damit ich auch noch was zu sagen habe in dem Buch", meinte der 73-Jährige.
Schweinsteiger: "Wundervolle Familie" mit Ehefrau Ana und zwei Söhnen
Er habe "ganz wenige Sensationen enthüllen können", sagte Suter. Eine Enthüllungs- oder Abrechnungsbiografie war aber nie das Ansinnen des Projekts, auch kein Krimi à la "Allmen".
Schweinsteiger (37) und seine heutige Frau Ana Ivanovic (34), die ehemalige Weltranglisten-Erste im Tennis, haben sich in der Lobby des Hotels "Palm Court" in New York kennengelernt - auf seine Initiative. Mittlerweile haben sie die Söhne Luka und Leon. "Ich hatte sehr viel Glück mit Ana", sagte Schweinsteiger in Anwesenheit seiner serbischen Frau und erklärte: "Wir haben eine wundervolle Familie, es ist total schön, dass sich unsere Kulturen so vermischen."
Schweinsteiger hofft, Einblicke in sein Leben geben zu können
Außerdem flötete er: "Sie hat mir beigebracht, was Liebe bedeutet." Anas Return: "Er brachte Leichtigkeit in mein Leben, wir lachen viel." Und weil er Suter erzählte, das Leben seiner Frau sei "viel interessanter als meines", packte der Star-Autor zwei Biografien in ein leicht bekömmliches, unterhaltsames Werk.
"Ich hoffe, ich kann Familien und Kindern Einblicke in mein Leben geben und sie für ihr Leben motivieren, nicht nur als Sportler", sagte ARD-Experte Schweinsteiger. Er selbst sagte einst über seine private "Literaturlaufbahn", wurde darauf angesprochen: "Ich lese lieber 1000 Spiele als ein Buch". Suter fing die Querschläger-Frage mit einer rhetorischen Grätsche geschickt ein: "Das macht doch eine Romanfigur interessanter." Ein perfekter Freund.