10 Jahre später: So viel "Triple 2013" steckt noch im FC Bayern
München – Es war eine der Szenen des Spiels: In der 61. Minute des DFB-Pokalfinals 2013 erzielte Mario Gomez gegen Ex-Klub VfB Stuttgart das 3:0. An der Seitenlinie umarmte Philipp Lahm Jupp Heynckes.
Weil auch Daniel van Buyten dabei war, ging Bayerns Kapitän in der Umarmung beinahe unter. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch allen klar, dass Bayerns Triplesieg nun endgültig feststehen würde. Zwar ließ Martin Harnik per Doppelpack den Rekordmeister gegen Ende der Partie nochmal zappeln. Zum Sieg reichte es dennoch.
Thomas Müller und Manuel Neuer: Die großen Konstanten des FC Bayern
Als erstes deutsches Team holte sich der FC Bayern in der Saison 2012/13 alle drei Titel. Genau neun Positionen veränderten sich im Vergleich zum damaligen Pokalfinale. Zwei blieben jedoch konstant: Manuel Neuer im Tor und vorne Thomas Müller.
Die beiden sind die letzten verbliebenen Spieler, die alle elf Titel der Meisterserie auf dem Platz miterlebt haben. Bei Müller kommt noch eine weitere Meisterschaft aus dem Jahr 2010 dazu. Zehn Jahre später sind beide noch, mehr oder minder, unantastbar.

Zwar versuchte sich Thomas Tuchel, wie Julian Nagelsmann, an einem dezenten Generationenwechsel, indem er die Frage stellte, was denn ein "Thomas-Müller-Spiel" sei. Die Antwort bekam er postwendend und gab sie sich selbst: Jedes Spiel ist ein Thomas-Müller-Spiel. Auch im Jahr 2023.
Mit seiner Erfahrung und der Struktur, die er dem Spiel des FC Bayern gibt, half er unter anderem Jamal Musiala aus seinem Formtief und wendete eine titellose Saison ab.
Manuel Neuers Zeit beim FC Bayern auch von Rückschlägen geprägt
Manuel Neuer hat, in diesen zehn Jahren nicht nur viele Titel eingesteckt, sondern musste, vor allem abseits des Feldes, viel wegstecken. Zwischen 2016/17 und 2017/18 setzten ihn zwei Mittelfußbrüche außer Gefecht.
Ende 2022 machte Neuer öffentlich, dass er bereits dreimal aufgrund von Hautkrebs operiert werden musste.
Momentan arbeitet Bayerns Kapitän an seinem Comeback nach einem Unterschenkelbruch, den er sich beim Skifahren zuzog. Laut Informationen der "Bild" will Neuer seinen Sommerurlaub auf einem Minimum halten, um pünktlich zum Trainingsauftakt, wieder bei der Mannschaft zu sein.
Vor allem in der Rückrunde wurden seine Qualitäten am Ball und als Kapitän schmerzlich vermisst. Trotz seiner 37 Jahre ist Neuer noch immer unantastbar.
FC Bayern: Gleiches Grundsystem, gleiche Rollen – mit unterschiedlichem Personal
Louis van Gaal etablierte in der Saison 2009/10 das 4-2-3-1-System. 2013 erreichte dieses seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt. Dante, Jérôme Boateng und Daniel van Buyten bildeten damals die Innenverteidigung. Javi Martínez hielt an der Seite von Bastian Schweinsteiger das Mittelfeld zusammen und vorne wirbelten Franck Ribéry, Thomas Müller, Arjen Robben und Mario Mandzukic.
Die Namen haben sich geändert, nicht aber ihre Rollen. Hatte der Rekordmeister in Ribéry früher einen König, gibt es heute einen "King". Erst vergangene Woche eröffnete Kingsley Coman die Partie in Köln und war maßgeblich daran beteiligt, dass Borussia Dortmund, bereits vor dem ersten Mainzer Treffer, unter Druck geriet.

Seit acht Jahren ist Coman inzwischen Teil des FC Bayern. Erfüllt er seinen bis 2027 laufenden Vertrag, wird er genauso viel Zeit im Verein verbracht haben, wie Ribéry: zwölf Jahre.
Allerdings wird Coman zu diesem Zeitpunkt "erst" 31 Jahre alt sein. Ribéry verließ München im Alter von 36 Jahren. Gut möglich, dass Coman ihn übertrifft.
Kein Konkurrent für Kimmich: FC-Bayern-Urgestein Schweinsteiger machte Führungsposition frei
Im Sommer 2015 kam allerdings nicht nur Kingsley Coman, sondern auch Joshua Kimmich als eher unscheinbarer Acht-Millionen-Transfer vom VfB Stuttgart. Bereits vor seinem Wechsel machte sagte er über Bastian Schweinsteiger: "Klar ist Schweini ein großes Vorbild von mir. Aber ab der nächsten Saison sind wir Mitspieler – und in gewisser Weise auch Konkurrenten."
Es sollte anders kommen. Schweinsteiger zog es, vor der Saison 2015/16, zu Manchester United. Inzwischen hat Kimmich nicht nur dessen Stammplatz im Mittelfeld, sondern auch seine Führungsrolle innerhalb des Teams. Seit dem vergangenen Wochenende stehen beide bei acht Meisterschaften.

Einen Ganztonschritt weiter vorne erlebte Jamal Musiala diese Saison viele Tiefen von 2011/12. Damals vergab Arjen Robben zwei entscheidende Elfmeter in Bundesliga und Champions League.
Musiala verursachte einen im DFB-Pokal, den Lucas Höler zum Halbfinaleinzug des SC Freiburg verwandelte. Beide sollten jedoch ihren goldenen Moment bekommen – zum exakt gleichen Zeitpunkt, in der 89. Minute und zulasten von Borussia Dortmund. "Ich hab geträumt von dir, von uns'rer Kölner Nacht..."
Jupp Heynckes und Thomas Tuchel: Menschenfänger mit viel Selbstdisziplin
Wie sehr sich Thomas Tuchel und Pep Guardiola schätzen, weiß man spätestens, seitdem die Salz- und Pfefferstreuer im Schumann's am Odeonsplatz tanzen lernten. Aber auch zwischen Jupp Heynckes und Tuchel gibt es viele Gemeinsamkeiten. Beide vereint eine große Qualität in der Menschenführung.
Tuchel konnte die sichtlich an sich selbst zweifelnde Mannschaft, vor allem nach dem 1:3 gegen RB Leipzig, wieder so aufrichten, dass sie, mit einer Energieleistung in Köln, den Titel klarmachten. Bereits zwei Wochen zuvor tankte der Rekordmeister, mit dem 6:0 über Schalke 04, Selbstvertrauen und -sicherheit.
Zudem legen beide viel Wert auf Selbstdisziplin. Tuchel gilt als Asket. Auch Heynckes war, auf, wie außerhalb des Feldes, nicht für Nachlässigkeiten bekannt. Das verlangte er auch von seinen Mannschaften: "Als Robben und Ribéry angefangen haben zu verteidigen, waren wir verloren mit Dortmund", erinnert sich Jürgen Klopp zurück.
Im Jahr 2018 lobte Heynckes: "Ich denke, dass Thomas Tuchel die Qualität hat, auch einen FC Bayern zu trainieren." Es sollte genauso kommen. Ob Tuchel auch Heynckes' größten Erfolg einstellen kann, werden die kommenden Jahre zeigen.