Europa-Fiasko des FC Bayern
Nach dem 58:80-Debakel gegen Valencia sind die Bayern-Basketballer so gut wie ausgeschieden. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen“, sagt Marko Pesic.
Valencia - Der Ort, an dem Svetislav Pesic „den besten Basketball, der je unter mir gespielt wurde“, präsentierte, ist auch der Ort, an dem er jetzt eines seiner größten Debakel erleben musste. Er, der 2010/11 das Team von Valencia trainierte, ging jetzt mit seinem FC Bayern – immerhin amtierender Deutscher Meister – bei den Spaniern im Achtelfinal-Hinspiel des Eurocups mit 58:80 unter. Jetzt muss schon ein Basketball-Wunder her, damit die Bayern im Rückspiel am nächsten Mittwoch (20.45 Uhr) das Ganze noch drehen können. Ansonsten ist für diese Saison das Europa-Abenteuer der Bayern endgültig beendet. Ein Abenteuer, das in Valencia als Fiasko endete.
Pesic flüchtete sich nach der Vorführung durch seinen Ex-Verein in floskelhafte Durchhalte-Parolen: „Nichts ist unmöglich“, sagte er und fügte enttäuscht hinzu: „22 Punkte Differenz ist natürlich ein Resultat, das die Aufgabe sehr schwer macht, sich noch für die nächste Runde zu qualifizieren.“ Früh im Jahr droht den Bayern, nur noch in einem Wettbewerb vertreten zu sein – auch im nationalen Pokal ist man nach der Pleite gegen Alba Berlin schon raus. „Valencia hat eine exzellente Verteidigung gespielt, mit Aggressivität und großer Spannung“, sagte Pesic. „Wir haben heute eine Mannschaft gesehen, die großartigen Basketball gespielt hat.“
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Aber eben nur eine Mannschaft: die gegnerische. Ist Europa für den Meister doch schlicht noch eine – oder mehrere – Nummern zu groß? Wie die Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic in der zweiten Halbzeit agierte, weckte böse Erinnerungen an die schwachen Auftritte der Bayern im November und Dezember. Keine Intensität in der Defensive, Planlosigkeit in der Offensive. Bayern war zwar gut gestartet, hatte bis kurz vor der Halbzeit geführt, brach dann aber völlig ein. „Ich finde das deshalb bitter“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic der AZ, „weil wir das Spiel 15 Minuten lang total unter Kontrolle hatten – ohne über unserem Niveau gespielt zu haben.“
Nach sechs Siegen zum Auftakt des Eurocups droht nun urplötzlich das Achtelfinal-Aus. Der zweitklassige Eurocup ist eh nur vergleichbar mit der Europa League im Fußball. Iin der Euroleague – vergleichbar mit der Champions League bei den Kickern – war man bereits zuvor sang- und klanglos gescheitert. Zehn Spiele, nur zwei Siege im Konzert der ganz Großen. Dabei hatte Vizepräsident Rudolf Schels angesichts der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Coach Pesic Anfang diesen Monats noch gesagt: „Wir sind mit der Entwicklung des Teams sehr zufrieden. Wir wollen so gut aufgestellt sein, dass wir in Zukunft in jedem Fall die Gruppenphase der Eurolague überstehen können. Unser Trainer betrachtet die Gruppenphase nur als Zwischenziel, wir unterstützen ihn in seinen Zielen.“
Jetzt also der Rückschlag im Eurocup. Der Titelverteidiger erteilte den Bayern eine Lehrstunde. Egal ob Bryce Taylor, Dusko Savanovic oder Heiko Schaffartzik – die Leistungsträger waren wie die ganze Mannschaft eine einzige Enttäuschung. „In Valencia muss man 40 Minuten gut spielen, das haben wir nicht gemacht“, kritisiert Marko Pesic. „Das hat nichts mit einzelnen Spielern zu tun, sondern mit der gesamten Mannschaft. Valencia hat die Aggressivität erhöht und wir haben nicht dagegen gehalten. Dann war Valencia so im Rhythmus, dass wir ihnen nicht mehr groß weh tun konnten. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Man muss neidlos anerkennen: Das haben sie besser gemacht als wir.“
Harte Worte, angemessene Worte von Pesic.
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