Wer stoppt Pagé?

Nach dem peinlichen Aus in den Preplayoffs wütet der Trainer weiter. Schuld ist nur das Team. Und bei Red Bull München gibt es niemanden, der ihm widerspricht. Ein Kommentar von AZ-Sportchef Gunnar Jans.
Er wollte von München aus die Eishockey-Welt erobern, und die war ihm noch zu klein. Mond, Mars, Venus: kein Planet im Sonnensystem, der sich sicher wähnen konnte vor Pierre Pagé und seinen großspurigen Ankündigungen. Gestrandet ist er dann in einer kleinen Stadt im Märkischen Kreis - gescheitert gegen Iserlohn.
Statt der angekündigten Weltherrschaft nicht einmal für die Playoffs der besten Acht qualifiziert, da könnte man Demut zeigen, doch das gehört nicht zum Repertoire, nicht zum Charakter von Pierre Pagé, gegen den Louis van Gaal damals beim FC Bayern introvertiert, bescheiden und von Selbstzweifel geplagt wirkte. Doch der hat ja nur die Meisterschaft gewonnen, in der Champions League aber gerade einmal das Finale erreicht. Und nie seine Spieler beschimpft, sorry: einzuordnen gewusst.
Man müsse sich grundlegend ändern als Mensch, wenn man einen Herzinfarkt hatte oder gar Krebs, wolle man nicht einen weiteren Infarkt erleiden, dozierte also Pagé nach dem Aus und meinte seine Spieler, die nichts gelernt hätten in diesem einen Jahr und nichts von ihm angenommen. Wie makaber, wie zynisch ist das. Und wie billig, sich aufs schwächste Glied zu stürzen. Falls Pagé, der sein Team tatsächlich nicht entscheidend vorangebracht hat, sich selbst hinterfragt hat, ist er zur Erkenntnis gekommen: dass diese Mannschaft nicht wert ist, von ihm trainiert zu werden. Also wird er sie austauschen, und niemand wird ihn in Frage stellen. So funktioniert das System Pagé bei Red Bull.
Der Trainer leistet sich das, auch weil er weiß, dass da niemand ist in dieser Firma, der ihm öffentlich widerspricht. Würde Sebastian Vettel seine Mechaniker im TV rund machen nach Qualifying-Platz 12? Würde Dietrich Mateschitz seine Manager in der Dosenfabrik angreifen bei Absatzrückgang?
Bei Red Bull München aber kann Pagé offenbar unkontrolliert walten und wüten. EHC-Manager Christian Winkler hat einen Maulkorb, der Eishockey-Geschäftsführer aus Fuschl am See lässt sich nicht blicken am Oberwiesenfeld, und so redet sich der scheinbar Unfehlbare mal in einen Rausch und mal um Kopf und Kragen.
Ob er weiß, wie er wirkt? In den Foren wünscht so mancher Fan ihm schon einen schönen Mondflug - ohne Begleitung, ohne Rückkehroption.
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