Superspreader beim EHC München: 18 Personen mit Corona infiziert!
München - Wenn sich Gerüchte explosionsartig verbreiten und so richtig viral gehen, handelt es sich in diesen Tagen sicher um Corona-Nachrichten.
Corona und der EHC München: Immer neue Zahlen machten die Runde
Nachdem der EHC Red Bull München am Samstag das Spiel am folgenden Tag gegen die Nürnberg IceTigers aufgrund mehrerer Corona-Fälle absagen musste und die ganze Mannschaft, die noch am Freitag in Augsburg gespielt hatte, vom zuständigen Gesundheitsamt vorläufig bis Sonntagnacht in Quarantäne geschickt wurde, brodelte die Gerüchteküche über.
Immer neue Zahlen machten die Runde. Wie viele Spieler, Betreuer und Trainer hatten sich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert? Fünf? Acht? Zehn? Es herrschte ein Überbietungswettbewerb bei den Gerüchteverbreitern.
Doch die Realität stellte alle Spekulationen in den Corona-Schatten. Am Montag gab es dann eine offizielle Pressemitteilung der Red Bulls, die ja sonst nicht gerade für große Transparenz bekannt sind.
Corona-Schock beim EHC München: DEL-Topspiel gegen Mannheim verschoben
Und die Nachricht hat es in sich: Insgesamt 14 Spieler (von 29 lizenzierten Akteuren, von denen aber verletzungsbedingt einige gar nicht bei der Mannschaft sind) und vier Mitglieder des Trainer- und Betreuerstabs wurden positiv getestet. Also gut die halbe Mannschaft des EHC. Das heißt auch, dass am Freitag in Augsburg noch Spieler auf dem Eis standen, die im Laufe des Wochenendes positiv getestet wurden.
Denn: Vor der Partie waren noch alle Spieler erneut getestet worden, wie Jörg von Ameln, Spielbetriebsleiter der DEL, am Sonntag auf Nachfrage bestätigt hatte. Aufgrund dieses Corona-Schocks haben die Red Bulls die Bitte an die Mannheim Adler gerichtet, das für Mittwoch terminierte DEL-Topspiel zu verschieben. Die Adler kamen diesem Wunsch auch umgehend nach.
"Wir sind den Mannheimer Verantwortlichen sehr dankbar, dass sie einer Spielverlegung aufgrund der aktuellen Situation rund um unser Team zugestimmt haben. Diese großartige Fairness wissen wir hier in München alle sehr zu schätzen", sagte Christian Winkler, Managing Director Sports Red Bull Eishockey.
EHC München: Corona-Schock nach Impfdurchbrüchen
Die Partie soll am 2. Dezember nachgeholt werden. "Die Pandemie führt uns immer wieder vor Augen, wie unkontrollierbar sie ist. Mit strengen Hygienekonzepten und Vorsichtsmaßnahmen können wir die Gefahr minimieren, aber nie ausschließen", sagte Mannheims Sportmanager Jan-Axel Alavaara.
Doch wie kann es zu einem derartigen pandemischen Corona-Ausbruch kommen? Auf AZ-Nachfrage bestätigte der Verein, dass von den bisher 18 positiv getesteten Personen 16 vollständig geimpft waren, die anderen beiden einfach. Es handelt sich also um Impfdurchbrüche.
Pharmakologe Sörgel: "Ein Superspreader kann eine ganze Mannschaft lahmlegen"
"Wenn man das hört, ist man erstmal geschockt und die Behörden wahrscheinlich auch. Da muss es einen Superspreader - oder vielleicht auch zwei - innerhalb des Teams geben", sagte der renommierte Pharmakologe Fritz Sörgel, Leiter des IBMP-Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Heroldsberg, der AZ.
Sörgel: "Ein Superspreader ist ein Infizierter, der eine besonders große Virenlast in sich trägt. Wenn der einmal hustet, steckt er gleich fünf Mitspieler auf einmal an. Dass die 18 Betroffenen sich alle gleichzeitig aus ihrem Umfeld angesteckt haben, ist fast ausgeschlossen. Das wird für die Vereine ein schwieriger Winter. Ich denke, dass sich die Klubs zwangsläufig damit beschäftigen müssen, auch mit dem Thema Superspreader, denn ein Superspreader kann eine ganze Mannschaft lahmlegen." So, wie jetzt geschehen - beim EHC.