"So einen Tag erlebt man nur einmal in der Karriere"

AZ: Herr Kahun, diesen 22. Februar 2017 werden Sie nicht so schnell vergessen. Nicht nur erzielten Sie im Derby gegen Augsburg das 1:0 für den EHC Red Bull München, im Penaltyschießen verwandelten Sie alle drei Strafschüsse und avancierten so zum Matchwinner!
DOMINIK KAHUN: So einen Tag erlebt man vielleicht wirklich nur einmal in seiner Karriere, dass man alle Tore seiner Mannschaft schießt und dabei noch alle Penaltys versenkt. Das war überhaupt das erste Mal, dass ich in der DEL mit einem Penalty erfolgreich war. Vorher hatte ich in drei Versuchen nicht getroffen. Ich war schon nervös, als Trainer Don Jackson mich aufgerufen hat, anzutreten. Aber nachdem ich da erfolgreich war, habe ich gehofft, dass ich noch einen schießen darf, weil ich mich sehr gut gefühlt habe, das nötige Selbstvertrauen hatte.
Und dann das dritte Duell zwischen Ihnen und Augsburg-Goalie Jonathan Boutin. Was ging da in Ihrem Kopf vor?
Das ist dann schon ein bisschen wie Schach. Ich habe ja bei den ersten beiden Penaltys fast das Gleiche gemacht, habe jeweils mit der Rückhand vollendet. Da rattern dann schon die Gedanken. Ich habe mir dann gesagt: Der glaubt sicher nicht, dass ich das nochmal so mache. Dann denkt man wieder: Was, wenn er genau das aber jetzt erwartet? Ich habe dann einfach auf meine Rückhand vertraut. Und wieder den gleichen Trick gezeigt. (lacht)
"Spezieller Abend für mich"
Stimmt. Und er war drin.
Der Florian Kettemer, mein Teamkollege, war dann so nett, dass er den Puck für mich eingesammelt und mir überreicht hat. Den bewahre ich jetzt auf. Es war wirklich ein sehr spezieller Abend für mich.
Die Teamkollegen wählten Sie dann auch zum „Bullen des Spiels“, überreichten Ihnen die Ehrenmaske.
Das war cool, es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich die erhalten habe. Wobei ich zugeben muss, dass ich erst gar nichts gesehen habe und fast in die falsche Richtung gefahren wäre.
Drei Penaltys, da passen die Sprechchöre der Fans, die Ihren Namen ja immer im Dreierpack „Kahun, Kahun, Kahun“ skandieren, noch besser.
Ich bin immer wieder begeistert von der Anerkennung und der Liebe, die einem entgegenschlägt. Ich versuche alles, dass ich es den Fans mit tollen Leistungen und Toren danke. Ich weiß genau, wie besonders das ist. Aber wichtiger ist jetzt, dass wir am Freitag gegen Köln nachlegen und siegen.
Es geht darum, zumindest den zweiten Platz zu sichern, der dem EHC das Heimrecht in den Playoffs auf jeden Fall bis ins Finale garantieren würde.
Noch haben wir auch Platz eins nicht abgeschrieben, vielleicht hilft uns ja Augsburg am Freitag und besiegt Mannheim. Es wäre schon schade, wenn wir nach dieser Saison, in der wir fast die gesamte Zeit Tabellenführer waren, am Ende nur Zweiter würden. Aber ich sehe die Niederlagen nicht nur negativ. Sie haben uns einfach nochmal gezeigt, dass wir uns in jedem Spiel den Arsch aufreißen müssen, um zu gewinnen.
Haben Sie eine Erklärung für die Schwächephase des EHC im Jahre 2017?
Von einer Schwächephase würde ich nicht sprechen. Wir sind keine Maschinen, die immer funktionieren, sondern Menschen, bei denen es Auf und Abs gibt.
"Gesundheit geht vor"
Sie sind diese Saison lange krankheitsbedingt ausgefallen.
Das war eine schwere Zeit, am Ende waren es ja fünf Wochen, das war extrem frustrierend, wenn man immer nur zuschauen muss. Aber die Gesundheit geht vor. Es bringt nichts, etwas zu überstürzen – und dann später den Preis zu zahlen.
Ihr Idol Jaromir Jagr zeigt ja, wie wichtig es ist, auf seinen Körper zu hören, er bricht mit 45 in der NHL immer noch Rekorde.
Der Mann ist ein Phänomen. Er war immer mein Vorbild, ist es immer noch. Ich habe ihn ja als kleines Kind getroffen, er hat sich damals bei uns in Marienbad vorbereitet und ich bin dann mit einer Packung Kekse, für die er in Tschechien Werbung gemacht hat, zu ihm hin und habe ihm die Kekse überreicht. Er musste gleich lachen und ich bekam mein Autogramm.
Kahuns Kekstrick.
Da müssen meine Eltern dahinter gesteckt haben, denn ich war erst drei oder vier. (lacht)