Pagé über die Lage beim EHC: "Wie beim Herzinfarkt"
Trainer Pierre Pagé kämpft beim EHC Red Bull München gegen den Widerstand der Spieler – mit einem Mediator. "Meine größte Herausforderung", sagt Pagé über die Situation.
München Was ist nur los beim EHC Red Bull, dessen Chefcoach den Mond erobern wollte und Saturn und Jupiter gleich mit? Auf dem Boden sind sie gelandet, zwischenzeitlich aus den Play-off-Rängen gefallen – und der Trainer in Ungnade bei seinen Spielern. So vertrackt ist die Situation, dass Pierre Pagé, obgleich er sich für ziemlich unfehlbar hält, einen Mediator engagierte. Der ist nun auch schon wieder weg, Pagé aber sprach nach dem 4:2 am Sonntagabend im Kellerduell gegen Iserlohn offen über die schwierige Lage.
"Das ist meine größte Herausforderung, die ich je hatte. Aber ich muss das genießen, denn mein Job ist es, Probleme zu lösen", sagte der Mann, der nur Konzern-Boss Didi Mateschitz unterstellt ist, also gar nicht in Frage gestellt werden kann – und sich deshalb berufen fühlt, Maßnahmen gegen sich selbst zu ergreifen. Oder doch gegen die Spieler, die seinen Stil nicht schätzen, nicht verstehen?
Vergangene Woche präsentierte Pagé den Schweizer Meistertrainer Larry Huras. Der gewann drei Meistertitel in der Nationalliga und sollte für zehn Tage vermitteln zwischen der Mannschaft und dem Coach, der nicht viele Fans hat im Team.
"Wir brauchten eine neutrale Meinung und mussten anfangen unser Problem zu identifizieren", gab Pagé am Sonntag zu. Die Spieler klagen über hartes Training, den Drill und rüde Umgangsformen des Coaches. Pagé weiß, dass die Mannschaft hinter vorgehaltener Hand heftig diskutiert über ihn. Und auch über seine Tiraden, die er selbst öffentlich macht. So wie am Sonntag: "Nach dem 2:2 habe ich gesagt: Ihr seid nervös? Ich hoffe, ihr seid nervös. Denn wenn ihr es nicht seid, dann sterbt ihr."
Pagé ist sich sicher: Nur wenn die Mannschaft nach seiner Pfeife tanzt, gibt es am Ende Siege und die Meisterschaft. "Heute sind alle Spiele auf Video, alle Teams schauen uns genau an. Aber wir müssen Dinge ändern. Manche wollen nicht ständig Dinge ändern. Aber nur so überrascht man den Gegner", sagte Pagé. Vermitteln sollten nun Larry Huras und Psychologe Paul Henry – denn dass die inneren Verletzungen groß sind, weiß Pagé: "Das ist wie bei einem Herzinfarkt. Danach macht man viele Tests. Wir brauchen Experten, neutrale Personen, die unsere Probleme lösen."
Ist der Trainer überfordert? Pagé verneint dies, gibt aber zu: "Ich mache die Spieler verrückt, aber wenn ich ehrlich bin, mache ich mich selbst genauso verrückt." Und nun? Zwar sei der Besuch von Huras "erfrischend" gewesen, ein wirkliches Ergebnis gebe es aber noch nicht, denn auch mit ihm hat der EHC "zwei Mal gewonnen und dann zwei Mal verloren", bilanziert Pagé.
Am Sonntag gegen Iserlohn holte der EHC im Kellerduell den nötigen Dreier, um nicht ans Ende abzurutschen. Für den EHC trafen beim 4:2-Sieg Alexander Barta (8.), Nick Palmieri (26.) und Jan Urbas doppelt (15., 42.).
Das Ergebnis der Therapie war diese Partie allerdings nicht. "Manche Spieler haben Angst zu gewinnen und tun nichts dagegen", motzt Pagé. Möglich, dass es bald wieder Larry Huras braucht, den Vermittler. Der Kanadier steht unter Vertrag beim Schweizer Klub HC Lugano, ist aber beurlaubt. "Wenn wir ihn länger behalten wollen, dann müssen wir mit Lugano etwas aushandeln. Und ihn selbst auch bezahlen", sagte Pagé. "Das ist kompliziert." Aber offenbar notwendig.
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