Identitätsverlust! Jetzt steht der EHC unter Druck

München - Mit extrem breiter Brust waren sie auf die Dienstreise nach Straubing aufgebrochen. Drei Spiele, drei Siege, ein Goalie, der 99 Prozent aller Schüsse pariert, was sollte da schon groß passieren für den EHC Red Bull München bei den Tigers vom Pulverturm? Was passierte, war Playoff-Eishockey, bedingungsloser Einsatz – und die erste Münchner Pleite im DEL-Viertelfinale. 2:1 hieß es am Ende für die Niederbayern, die die drei Partien dieser Best-of-seven-Serie zuvor jeweils verloren hatten. Anders als bei den 5:0- und 4:0-Demütigungen in München verfielen die Tigers am Dienstagabend nicht in Angststarre. Irgendwie waren die Münchner zwar überlegen, aber eben nur selten so wirklich zwingend.
„Wir haben gut angefangen, dann aber irgendwie den Faden verloren“, sagte Stürmer Maximilian Kastner. Und der frühere Straubinger Tobias Wörle, der unter der Saison zum EHC gewechselt war, meinte: „Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Wir müssen nicht den Kopf hängenlassen. Wir spielen jetzt daheim. Gerade in Spiel drei waren die gar nicht präsent, da haben wir einfach unser Eishockey gespielt, was wir hier leider abhanden haben kommen lassen.“
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In Straubing litt der EHC ein wenig unter Identitätsverlust. Sie spielten nicht so zwingend, nicht so stark, wie sie es bisher in diesem Viertelfinale taten. Es ist am Donnerstag (19.30 Uhr) in der Olympiaeishalle wieder Zeit für einen echten Münchner Mia-san-mia-Auftritt. Der zweite Matchpuck der EHCler soll auch der letzte sein, um den Einzug ins Halbfinale (ab 30. Mai) und damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte klar zu machen. „Mit unseren Fans im Rücken, deren Energie wir auch brauchen, werden wir das auch schaffen“, sagte Kastner, „wir müssen den Druck machen.“ Kapitän Michael Wolf meinte: „Daheim werden wir natürlich wieder voll angreifen – und es dann auch schaffen. Wir müssen hart spielen, hart kämpfen.“
Und dies ohne Münchens Eishockey-„Kampfsau“ Steve Pinizzotto, der nach seiner zweiten Zehn-Minuten-Strafe am Donnerstag gesperrt und damit auf den Tribünenplatz verbannt ist (siehe unten). Die Münchner wollen vor heimischer Kulisse am Oberwiesenfeld wieder die Schlange geben und die Tigers abermals in die Rolle des angsterfüllten Kaninchens zwingen. Wie diese Transformation vor sich gehen soll, war den Red Bulls auch klar. „Der Schlüssel zum Erfolg am Donnerstag ist, dass wir das erste Tor schießen, dass wir in Führung gehen“, sagte Trainer Don Jackson.
Auch Jason Jaffray, der beste Münchner Torschütze, setzt auf den Tor-Erstschlag. „Straubing ist eine ganz andere Mannschaft, wenn sie hinten liegen. Sie wirken dann wie ein Team, das vollkommen außerhalb seines Elements, seiner Komfortzone agiert.“ Jaffray scheiterte und verzweifelte in Straubing mehrmals mit besten Chancen an Keeper Matt Climie. „Er hatte einen echten Sahnetag. Man muss nicht drumherum reden, er hat uns die Partie geklaut. Er ist über sich hinausgewachsen. Daher müssen wir von Anfang an da sein, Druck machen – und in Führung gehen.“ Und so dem Identitätsverlust entgegenwirken.