Frederik Tiffels über CHL-Pokal: "Dafür würde ich gern ein Goethe-Buch verrücken"
AZ-Interview mit Frederik Tiffels: Der 27-jährige Stürmer war vorige Saison der MVP der Champions Hockey League. Der EHC Red Bull München startet am Donnerstag dort in die Wettkampfsaison.
AZ: Herr Tiffels, haben Sie bei sich daheim eigentlich einen Trophäenschrank?
FREDERIK TIFFELS: Ja, ich habe im Wohnzimmer eine Art Bücherschrank. Da habe ich auch meine Auszeichnungen aus dem Eishockey stehen.
Darunter: die Auszeichnung als MVP, als wertvollster Spieler der vergangenen Saison in der Champions Hockey League, Europas Königsklasse. Was bedeutet Ihnen, mit etwas Abstand, die Trophäe?
Rückblickend auf alle Fälle einiges. Damals habe ich das noch nicht gleich voll begriffen. Ich denke schon, dass das eine großartige Auszeichnung ist. Sie ist aber nicht nur an mich persönlich gerichtet, ich hatte bei den Red Bulls auch eine richtig gute Truppe, die mir dazu verholfen hat. Ich sehe sie ja im Wohnzimmer jeden Tag: Die Auszeichnung spornt mich auf alle Fälle an, dass wir in diesem Jahr den CHL-Pokal holen.
Frederik Tiffels: "Wir freuen uns auf den Wettkampf auf europäischer Bühne"
Zur Not müssten Sie ein Buch aus dem Schrank opfern, um Platz zu schaffen.
Dafür würde ich schon gern ein Goethe-Buch zur Seite rücken, wenn das so kommt. (lacht)
Am Donnerstag geht es ja los. Das erste Punktspiel der Saison, Ihr EHC Red Bull München trifft in der Champions Hockey League auf die Rapperswil-Jona Lakers, das Überraschungsteam aus der Schweiz.
Genau, wir sind auch schon heiß drauf, wir sind alle froh, dass es nun direkt mit Spielen losgeht, die zählen. Klar ist Mitte September für mich auch der DEL-Start besonders...
...Sie treffen dann auf Ihren Heimatklub, die Kölner Haie, die Ihr 50-jähriges Bestehen feiern.
Aber wir freuen uns auch auf den Wettkampf auf europäischer Bühne. Ich bin einfach auch glücklich, dass die Vorbereitung abgeschlossen ist. Sie zieht sich dann doch immer.
Und in diesem Jahr waren Sie quasi vier Wochen im Trainingslager. Kann man das so sagen?
Das kann man schon so sagen. Normalerweise trainiert man in der Vorbereitung vor allem daheim, das war in diesem Jahr leider nicht möglich wegen der European Championships, darum mussten wir ausweichen. Wir haben erst in Salzburg, dann in Kitzbühel und zuletzt noch rund zwei Wochen in Garmisch trainiert. Das ist gar nicht negativ gemeint: Das sind wunderschöne Orte, und es war alles bestens organisiert. Nichtsdestotrotz ist es angenehmer daheim.
Tiffels: "Nach der Sommerpause muss man sich anfangs an gewisse Sachen noch gewöhnen"
Insofern: Aus dem "Endlich Saisonstart" ist dieses Mal vielleicht ein klein wenig "endlicher" geworden.
Vielleicht, ja.
In den Testspielen lief es für Ihre Mannschaft noch nicht rund: drei Spiele, drei Niederlagen. Lag es an der Rotation in den Reihen?
Wir hatten Rotation drin, stimmt, sie war aber nicht der Grund, warum wir verloren haben. Wir haben nur wenige Neue dabei, aber nach der Sommerpause muss man sich anfangs an gewisse Sachen noch gewöhnen.
Tiffels: "Wir sind nun in der Verantwortung, einen guten Start hinzulegen"
Wobei Sie in der Vorbereitung nicht in der Traum-Reihe der vorigen Saison spielten: Sie, Ben Street, Trevor Parkes. Ist das die Geheimwaffe für Donnerstag?
(lacht) Gute Frage. Bisher habe ich mit Street und Andi Eder gespielt, das sind auch super Mitspieler, wir können genauso erfolgreich sein - mit jedem im Team. In den Vorbereitungsspielen waren es vor allem Flüchtigkeitsfehler, die wir gemacht haben und die Gegner dann ausgenutzt haben. Ich würde die Vorbereitungsspiele aber generell nicht zu hoch hängen.
Ihr CHL-Gegner Rapperswil hat letztens ja in einem Freundschaftsspiel 1:5 gegen die Schwenninger Wild Wings verloren, die zuletzt in der DEL eher zu den schwächeren Teams gehörten.
Eben, die Testspielergebnisse kann man eher vernachlässigen. Jetzt zählt's. Wir sind nun in der Verantwortung, einen guten Start hinzulegen.
Schweizer Teams liegen Ihnen: Im Vorjahr gewannen Sie drei von vier Vergleichen.
Wenn man das so sieht, ja. Aber die Vergangenheit bestimmt nicht die Zukunft. Die Lakers spielen in der starken Schweizer Liga und mit Roman Cervenka ist ein sehr starker Stürmer Teil des Ganzen. Sie sind nicht ohne Grund in der Champions Hockey League dabei.
Wie geht es Ihnen persönlich? Sie hatten laut einigen Berichte im Mai die Weltmeisterschaft ausgelassen, um sich operieren zu lassen.
Nein, das eine hatte - anders als berichtet - mit dem anderen nichts zu tun. Ich wurde vom Nationaltrainer Toni Söderholm nicht eingeladen.
Das ist überraschend.
Dann habe ich die Zeit eben genutzt, um die Wehwehchen der langen Saison auszukurieren und um mich operieren zu lassen. Ich hatte des Öfteren Mandelentzündungen, da habe ich um ärztlichen Rat gesucht und erfahren, dass ich die Mandeln raus machen lassen soll. Ich habe das gut überstanden und spüre nichts mehr. Ich hoffe, dass ich nun verschont bleibe von Erkrankungen und eine gute Saison spielen kann.
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