Ex-EHC-Star Mads Christensen: "Man hasst es, bei SønderjyskE zu spielen"
"Schwierig", sagt Mads Christensen und überlegt. Wem soll er am Donnerstagabend die Daumen drücken? Der EHC Red Bull tritt dann ab 20.15 Uhr bei SønderjyskE Vojens in der Champions Hockey League an. Beide Klubs haben in Christensens Laufbahn eine besondere Rolle gespielt.
Die Fans des EHC haben beste Erinnerungen an den nun 34-jährigen Dänen. 2014 war er zur Truppe vom Oberwiesenfeld gestoßen und Teil der Dynastie, die 2016, 2017 und 2018 den DEL-Titel nach München holte. Denn Christensen liebt es zu gewinnen, aber noch mehr hasst er es, zu verlieren. Schon mit den Eisbären Berlin hatte er dreimal den Titel gewonnen.
Mads Christensen: Meister und dänischer "Spieler des Jahres"
Auch mit SønderjyskE war Christensen erfolgreich: Er wurde 2008/09 Meister und dänischer "Spieler des Jahres". Vojens war für ihn das Sprungbrett in die DEL. 50 Kilometer sind es von Vojens nur bis zur deutschen Grenze. "Vojens, das ist schon halb Deutschland", scherzt darum der Mitteljütländer Christensen über Südjütland. Es war fast so, als hätte der Oberbayer J.J. Peterka seinen Durchbruch in Niederbayern bei den Straubing Tigers gefeiert. Und das Bild passt: Auch Vojens ist im Ligavergleich ein Mini-Standort, ein puckverrücktes Dorf.
"Als Gastmannschaft hat man es immer gehasst, dort zu spielen", sagt Christensen, der nun wieder für Heimatklub Herning Blue Fox spielt. "Die Fans machen gut Druck, dafür ist der Standort berühmt." Corona bremst das, aber die Anhänger gäben Vojens einen "Heimvorteil. Sie haben mit Herning und Esbjerg die besten Fans Dänemarks." Das verwandelt Vojens in einen Topklub des Landes.
Wie stark ist also SønderjyskE? Christensen schätzt die deutsche Liga als stärker ein als die dänische. "Organisierter" seien die DEL-Teams und die Spitzenspieler hätten mehr Tempo. "Wir spielen aber auch nicht langsam in Dänemark", betont er. SønderjyskE ist aktueller Champion des zweitwichtigsten europäischen Wettbewerbs, des IIHF Continental Cups. Dennoch ist die Fallhöhe für den EHC im ersten Punktspiel der Saison im 7500-Einwohner-Örtchen hoch.
Der EHC ist einer der Großen der DEL und stand 2019 im Finale der Champions Hockey League. Auch Christensen, der Erfolgsmensch, hatte seinen Anteil daran. In 19 Spielzeiten seiner Karriere hat er elf Titel geholt. Weil er eben das Gewinnen liebt - aber noch stärker das Verlieren hasst. Nach Niederlagen war bei Christensen von seiner sonst vorherrschenden Ruhe und Gelassenheit stets nichts mehr übrig.
"Für mich ist Eishockey immer mehr als eine Arbeit gewesen"
Für ihn liegt das Geheimnis des Erfolgs in einer Mischung aus "Glück, einen starken Torwart und guten Zusammenhalt - auf dem Eis, aber auch daneben. Man muss einander mit viel Respekt behandeln, ob Materialmann, junge Spieler oder Vierte-Reihe-Spieler - alle haben ihren Anteil am Erfolg", sagt Christensen: "Man muss zuhören und auf einen aufpassen, wenn er keinen guten Tag hat. Für mich ist Eishockey immer mehr als eine Arbeit gewesen."
Auch wenn sein Abschied aus München nicht völlig reibungslos über die Bühne ging, hat er gute Erinnerungen an die DEL: "Ob Iserlohn, Berlin oder München - bei allen drei Klubs hatte ich es gut erwischt." Auf zwei Titel ist Christensen stolz: 2012, als die Berliner einen 2:5-Rückstand im Finalspiel gegen die Adler Mannheim drehten. Und den 2018 mit dem EHC. "Besonders, weil ich sie mit Frank Mauer und Dominik Kahun feierte. Wir sind noch immer gute Freunde, auch wenn wir in aller Welt zerstreut sind."
Bleibt noch die Antwort auf die Eingangsfrage: Also, Herr Christensen, wem drücken Sie die Daumen? "Ich bin für München. Sie müssen eigentlich auch gewinnen. Ich habe aber Respekt für Vojens und fände es lustig, wenn sie München fordern könnten. Ich hoffe auf ein enges Spiel."
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