Don Jackson: Der Anti-Pagé

 Der EHC Red Bull stellt seinen neuen Trainer vor – der sich ganz anders präsentiert als sein Vorgänger Pierre Pagé. „Alle Spieler müssen verstehen, was wir machen wollen“, sagt er
von  Gregor Röslmaier
EHC-Trainer Don Jackson.
EHC-Trainer Don Jackson. © sampics/Augenklick

Der EHC Red Bull stellt seinen neuen Trainer vor – der sich ganz anders präsentiert als sein Vorgänger. „Alle Spieler müssen verstehen, was wir machen wollen“, sagt er.

München - Don Jackson kommt übermüdet und geschlaucht in seiner neuen Heimat an. Mit tiefen Augenringen betritt er den VIP-Raum in der Olympia-Eishalle, wo der EHC Red Bull seinen neuen Star-Trainer vorstellt. „Ich bin beeindruckt, in der Halle ist wirklich viel passiert“, sagt Jackson mit leiser Stimme. Red Bull hatte im vergangenen Jahr knapp drei Millionen Euro in den Umbau gesteckt, nun hängt in der Halle ein neuer Videowürfel, neue Sitze wurden angebracht und der VIP-Raum neu angebaut. Ausgeblieben ist der sportliche Erfolg unter Trainer Pierre Pagé: Deshalb musste Don Jackson, der mit den Eisbären Berlin einmal als Co-Trainer und fünfmal als Chef-Trainer DEL-Meister wurde, vom Red-Bull-Klub aus Salzburg zum Red-Bull-Klub nach München wechseln. Pagé wurde zum Global Hockey Director befördert oder weggelobt.

 Doch sein Start ging gleich völlig daneben: Der Flug aus seiner Heimatstadt Wichita hatte große Verspätung, in Chicago verpasste er den Anschluss. Wenigstens blieb dem 57-Jährigen und seiner Frau Nancy so noch Zeit mit ihrer Tochter, die in Chicago lebt, Mittagessen zu gehen. Also kam Jackson erst am Freitagvormittag in München an, seine Vorstellung bei der Mannschaft musste verschoben werden.

Die letzte ungeplante Chance noch Zeit mit der Familie zu verbringen. Zeit, die fehlen wird: Trainingslager und Freundschaftsspiele müssen abgeklärt werden, die Vorbereitung auf die neue Saison läuft auf Hochtouren. Vorangetrieben wird auch die Kaderplanung: Andy Wozniewski, der ab November als Kapitän beim EHC auflief, verlängerte seinen Vertrag um ein Jahr. Als zweiter Kontingentspieler wird Verteidiger Richie Regehr unterschreiben. Der Kanadier wurde mit Don Jackson in Berlin zwischen 2008 und 2012 viermal Meister. „Die Gespräche sind weit fortgeschritten“, verriet Jackson.

Lesen Sie hier: Alles neu unter Jackson

Ab sofort kommen Spieler wieder wegen dem Coach zum EHC. Torhüter Jochen Reimer war im Frühjahr nach der Saison unter Pagé noch nach Nürnberg geflüchtet.
Die Planungen laufen nun aber deutlich stiller ab als noch im Vorjahr. Da kam Pierre Pagé nach München mit den Vorstellungen den EHC zum „Nabel der Eishockeywelt“ zu machen. Er wollte einen Lionel Messi des Eishockeys finden. Don Jackson dagegen beschränkte sich auf ein einfacheres Ziel: „Wir wollen Meister werden.“

Das war auch Pagés Ziel, doch die Umsetzung soll nun grundverschieden sein. Jackson fördert wieder den Teamgedanken, ist ein Gegenbeispiel zu Pagé: „Es gibt viele gute Teams, viele gute Spieler da draußen, aber je mehr wir ein Team sind, desto mehr Erfolg werden wir haben“, sagt Jackson. Unter Pagé driftete die Mannschaft auseinander, es gab offene Konfrontationen. Der größte Vorwurf zu Beginn der abgelaufenen Saison: Die Spieler verstehen das komplizierte System nicht. Also sagt Jackson: „Wir müssen zusammenarbeiten, jedes Spiel. Alle Spieler müssen verstehen, was wir machen wollen. Teamwork ist das Wichtigste auf der Welt.“ Sein neues System: „Gewinnen, das ist mein System. Wir wollen aggressiv spielen, das steht in meiner Jobbeschreibung. So mag es der Konzern, so mag ich es“, sagte Jackson.

Die harte Hand von Pagé gefährdete den Erfolg beim EHC, also holte man Jackson: „Die Organisation und Mateschitz (der Red-Bull-Besitzer, d.Red.) wollten, dass ich komme“, sagte Jackson, der in Salzburg nur ein Jahr brauchte, um ins Finale zu kommen, dort allerdings im April knapp gegen Bozen verlor.

Lesen Sie hier: Jacksons ausführliches Antritts-Interview

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