Don Jackson: „Am liebsten für immer München!“

Der neue Coach des EHC im Antritts-Interview. Von seinen Spielern fordert er: „Spielt hart, aber trainiert noch härter.“ Er spricht über Vorgänger Pierre Pagé und eine irre Maskottchen-Affäre.
von  Matthias Kerber
Don Jackson trainiert vergangene Saison noch den EC Red Bull Salzburg, jetzt übernimmt er den EHC München.
Don Jackson trainiert vergangene Saison noch den EC Red Bull Salzburg, jetzt übernimmt er den EHC München. © GEPA pictures/ho

AZ: Herr Jackson, willkommen in München. Die Eishockeygemeinde hier ist ekstatisch, dass der EHC sich die Dienste des erfolgreichsten Trainers der DEL-Geschichte gesichert hat.

DON JACKSON: Vielen Dank, das ist sehr nett und berührt mich. Mir ist bewusst, dass die Erwartungen hoch sind. Das sind sie auch bei uns. Ich erwarte von mir, dass ich immer das Beste gebe, das erwarte ich auch von den Spielern. Ich erwarte, dass wir die Besten sein werden. Eine meiner Maximen lautet: Spielt hart, aber trainiert noch härter. Erfolg wird dir nicht geschenkt – und wenn ja, ist er nichts wert.

Was war der ausschlaggebende Grund, nach nur einem Jahr Salzburg zu verlassen und beim EHC anzuheuern?

Man hat mir den Job angeboten und natürlich hat er mich gereizt, die Möglichkeiten hier sind exzellent. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Wenn ich irgendwo unterschreibe, gehe ich mit der Einstellung ran, dass ich mich gerade für mein Leben gebunden habe. Am liebsten möchte ich für immer in München bleiben. Ich weiß, dass die Realität oft anders aussieht, ich habe auch schon viele Stationen durchlaufen - und jeder Abschied ist ein bisschen wie eine gebrochenes Herz, eine alte Liebe – aber mit München habe ich nun eine neue.

Wieviel Einfluss hatte Ihr Vorgänger Pierre Pagé, der nach dem desaströsen Aus in den Preplayoffs nicht mehr Trainer in München ist, sondern zum Global director Hockey hochgelobt wurde, auf die Entscheidung?

Wir hatten exzellente Gespräche. Wir haben auch viel darüber gesprochen, was falsch gelaufen ist. Dafür gibt es nie eine einfache Erklärung. Nur, weil man gute Spieler hat, hat man noch lange keine gute Mannschaft. Wenn die Chemie nicht stimmt, kann man trainieren, was man will, es wird nicht Klick machen. Ich sage es so: Ich kann Spieler nicht motivieren, das ist verdammt noch mal ihr eigener Job. Ich kann sie inspirieren, das mache ich mit allem, was ich tue und sage, aber Motivation kommt aus dir selber. Du musst es wollen, mit jeder Faser deines Körpers leben. Wenn du das nicht in dir hast, wirst du auch keine lange Karriere haben.

Ist Pagé als Global Director Ihr direkter Vorgesetzter?

Nein, in der Hierarchie von Red Bull ist nur Besitzer Didi Mateschitz über mir. Aber so denke ich eh nicht. Pierre und ich arbeiten seit über 20 Jahren zusammen. Er steht zu hundert Prozent hinter dem Projekt München.

Dabei war Ihr erstes Aufeinandertreffen auf professioneller Ebene ja nicht gerade von Erfolg gekrönt!

(lacht) Wer hat da gepetzt? Okay, er war Mitte der 80er Jahre Assistenztrainer in Calgary, ich Spieler in Edmonton. Das waren Erzrivalen. Als er Chefcoach in Minnesota war, habe ich mich um den Posten des Assistenztrainers beworben. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch – und er hat mich nicht genommen, weil ich ihm zu unerfahren war. Zwei Jahre später hat er mich dann angerufen und als Co-Trainer zu Quebec geholt.

Wie würden Sie Ihr Spielsystem beschreiben?

Wir spielen aggressives, attraktives Eishockey - manche nennen es offensiv, das Label ist mir egal. Mir ist wichtig, dass wir emotional sind, mitreißen. Darum geht es im Eishockey, Emotionen, Emotionen, Emotionen. Auch Kontrolle der Emotionen ist eine Emotion. Ich bin da sehr einfach: Meine Regel lautet - I do what's important now. Das kürzt sich W.I.N. ab - siegen!

Sie sind der erfolgreichste Coach der DEL-Historie, gewannen als Spieler zwei Mal an der Seite von Wayne Gretzky mit Edmonton den Stanley-Cup, berühmt wurden Sie aber für was anderes!

Oh, nein!

Oh doch. Als Coach der Cincinatti Cyclones verprügelten Sie in einem Spiel gegen Atlanta deren Maskottchen.

Die ganzen Gründe erzähle ich Ihnen gerne mal bei einem Bier. Aber sagen wir es so: Meine Frau war nicht gerade stolz auf mich – und ich habe mir in meinem Leben sehr viele Kommentare über das Maskottchen-Gate anhören müssen. Das ist nichts, was man stolz den Enkeln erzählt, aber wir haben es alle überlebt. Das Maskottchen auch.

Der Vorfall passierte kurz nach Ihrem fürchterlichen Autounfall 1994, bei dem Sie schwerste Verletzungen erlitten und monatelang im Rollstuhl saßen. Und dann rempelte Sie das Maskottchen an – brachte Sie fast zu Fall.

Ja, das spielte da alles mit rein. Meine Beine konnten kaum meinen Körper tragen, waren wie Spaghetti und dann das, aber wie gesagt: Mehr in einem persönlichen Gespräch.

Versprochen?

Versprochen!
 

 

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