Die Leberkäs-Debatte beim EHC
AZ: Herr Petermann, der EHC hat ja eine leicht gespaltene Persönlichkeit in dieser Saison. Nach einem der peinlichsten Wochenenden der Klubgeschichte, als man in zwei Spielen 0:12 unterging, folgten zwei Siege. Welchen EHC werden wir denn am Freitag gegen Düsseldorf sehen?
FELIX PETERMANN: Ich denke, wir haben uns zusammengerauft. Das 0:9 in Mannheim und dann gleich das 0:3 gegen Köln, das war sicher einer der Tiefpunkte meiner Karriere, so ein 0:12-Wochenende habe ich in all den Jahren als Profi noch nie erlebt und das will ich auch nie wieder erleben.
Es gab Spieler, die sagten, dass sie sich für die Nichtleistungen „geschämt” hätten.
Ich denke, diese Einschätzung ist nicht weit von der Wahrheit. Wir wussten danach alle, dass es so nicht mehr weitergeht. So nicht mehr weitergehen darf.
Sie sind ja einer der drei Kapitäne des EHC und sollen auch wieder Ihre Geheimwaffe ausgepackt haben...
(lacht) Ja, der berühmte Leberkäs kam zum Einsatz. Ich habe ihn mitgebracht, gezahlt hat aber der Daniel Sparre, der Geburtstag hatte. Wir haben uns alle als Mannschaft zusammengesetzt – ohne Trainer. Es war Zeit, dass wir alle vollkommen ehrlich zueinander sind. Das ist nicht immer angenehm, das hört man vielleicht nicht gerne. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in einer Mannschaft nicht alles mit künstlicher Harmonie zukleistern kann. Manchmal hilft nur die schonungslose Wahrheit. Wir haben so gute Spieler – aber die Leistungen der Mannschaft waren nicht entsprechend. Manchmal glaubt man vielleicht, dass es reicht, wenn man ein bisschen weniger macht. Aber das ist falsch – und war schon immer falsch. Das haben wir auf die ganz harte Tour lernen müssen. Darüber haben wir gesprochen. In aller Deutlichkeit. Die Mannschaft war total verunsichert, fast wie in Treibsand gefangen. Wir haben uns da jetzt wieder rausgekämpft – und ich hoffe, wir sind gestärkt daraus hervorgegangen.
Es gab Spieler, die zu Coach Pierre Pagé gegangen sind und sich über das zu harte Training beschwert haben.
Pierre hat die Chance ergriffen und uns noch einmal genau den Sinn dieser Schinderei erklärt. Wir trainieren jetzt so hart, damit wir dann am Ende der Saison mehr Kraftreserven haben als die anderen. Das wird sich noch auszahlen. Wir sind als Mannschaft mit dem Trainer in den letzten Wochen auch sicher sehr zusammengewachsen. Man lernt sich in solchen Situationen erst richtig kennen. Ich war schon immer der Meinung, dass man, wenn’s nicht läuft, nicht zurücksteckt, sondern man muss erst recht eine Schippe drauflegen. Das müssen wir jetzt gegen Düsseldorf wieder tun – und danach immer wieder. Das muss unser Charakter sein.
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