Das unerwartete Spiel des EHC gegen Schwenningen
München - Vor etwas mehr als zehn Jahren hätte das niemand geglaubt: Der EHC Red Bull München trifft am Sonntag (16.30 Uhr, Olympia-Eisstadion) auf die Schwenninger Wild Wings. Denn im Sommer 2012 hieß es: Entweder-oder, beziehungsweise: aus zwei mach eins. Das wäre quasi wie Weißwurst zur Schwarzwälder Kirschtorte. Pfui deifel! Aber Pat Cortina, damals EHC-Trainer, offenbart gegenüber der AZ: "Da fehlte nicht viel."
Der sogenannte Bogenhausener Kreis um Geschäftsführer Jürgen Bochanski und den Gesellschaftern Waldemar Jantz und Michael Phillips sorgte beim lange schwachbrüstigen EHC für finanzielle Sicherheit – bis Sponsor Müller-Brot um den stillen Gesellschafter Phillips insolvent ging.
Cortina über den EHC: "Das war unser Baby"
Der Verkauf der DEL-Lizenz an Zweitligist Schwenningen rückte nahe. "Nichts gegen Schwenningen, doch Christian Winkler und mir lag so viel an dem, was wir mit den Eignern in München aufgebaut hatten", sagt Cortina: "Das war unser Baby." Sportchef Winkler, Cortina und die Fans stemmten sich gegen das EHC-Aus, unter anderem mit einer Demo. "Das Schicksal lag nicht in unseren Händen", sagt Cortina. Der EHC blieb geduldig. Phillips verkaufte den Klub an den Red-Bull-Konzern. Die Rettung!
Seit diesem Drama vor zehn Jahren ist einiges geschehen. Der EHC Red Bull München hat drei Meistertitel in die Stadt geholt, ist aktuell Tabellenführer.
Cortina trainierte den EHC und auch Schwenningen
Schwenningen übernahm 2013 die DEL-Lizenz aus Hannover, 2016 beriefen sie Cortina als Cheftrainer. "Wir lachten oft über den Gang der Geschichte", sagt Cortina, "und ich lernte in Schwenningen tolle Leute kennen: Fans und Besitzer voller Leidenschaft." Er führte sie zu ihrer seither einzigen Playoff-Teilnahme. "Wir hatten ein tolles Projekt um junge Deutsche wie Dustin Strahlmeier."

Dann musste Cortina gehen. Er ist mit den Wild Wings im Reinen, findet aber: "Sie kamen vom Projekt ab – und nähern sich ihm nun erst wieder an. Zu viel Leidenschaft kann der nötigen Geduld im Weg stehen. Der EHC hat, auch Dank Red Bull, stets seinen Weg verfolgt – das macht ihn erfolgreich."
Cortina, 2021 Vizemeister mit Wolfsburg, coacht nun den SC Riessersee, entwickelt für den Kooperationspartner EHC Talente. Und auch Lubor Dibelka (2012/13 beim EHC) ist für den SCR aktiv. "Dolomiten-Vulkan" Cortina ulkt: "Ich schreie ihn immer noch an. Aber nicht mehr so wie früher. Auch bei mir stand zu viel Leidenschaft der Geduld teils im Weg."
Geduld wird der EHC auch am Sonntag brauchen! Schwenningen hat Top-Torhüter Joacim Eriksson und Jung-Nationalverteidiger Johannes Huß in seinen Reihen. Der EHC muss sich in dem Spiel, mit dem keiner rechnen konnte, zum Erfolg durchbeißen.