Doping in Russland: Vesper fordert Konsequenzen

Nach neuen Einzelheiten zum Doping in Russland: Vesper ist schockiert, Sportminister Mutklo weist die Vorwürfe zurück und die NADA hält eine Olympia-Teilnahme der Sportmacht für nicht denkbar.  
von  sid/dpa
Anna Anzeliowitsch, die neue Leiterin der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada). Im russischen Doping-Kontrolllabor in Moskau steht alles still. Im vergangenen November entzog die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA dem Labor die Anerkennung.
Anna Anzeliowitsch, die neue Leiterin der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada). Im russischen Doping-Kontrolllabor in Moskau steht alles still. Im vergangenen November entzog die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA dem Labor die Anerkennung. © dpa

Nach neuen Einzelheiten zum Doping in Russland: Vesper ist schockiert, Sportminister Mutklo weist die Vorwürfe zurück und die NADA hält eine Olympia-Teilnahme der Sportmacht für nicht denkbar.

Köln - Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), fordert nach den neuen Details über staatlich gesteuertes Doping in Russland Konsequenzen.

"Ich finde den Film schockierend. Er zeigt: Doping zerstört das Ansehen des Sports, das Vertrauen in den Sport, die Werte des Sports und die Sportler, die es nehmen", sagte Vesper nach der Ausstrahlung der ARD/WDR-Dokumentation "Geheimsache Doping: Showdown für Russland" in der Talkshow Maischberger: "Es muss dazu führen, dass es Konsequenzen gibt."

Ob die derzeit suspendierten russischen Leichtathleten daher von Olympischen Spielen in Rio (5. bis 21. August) ausgeschlossen werden sollten, sei aber "eine sehr schwierige Entscheidung", so Vesper: "Bei kollektiven Vergehen ist man geneigt, kollektive Strafen auszusprechen. Aber es wird auch Sportler in Russland geben, die nicht dopen."

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In dem neuen Film des Dopingexperten Hajo Seppelt wurde unter anderem aufgedeckt, dass der berüchtigte Geher-Trainer Wiktor Tschegin weiterhin mit Top-Athleten zusammenarbeitet. Außerdem soll Sportminister Witali Mutko maßgeblich an der Vertuschung eines Dopingfalls in Russlands oberster Fußball-Liga mitgewirkt haben.

Der russische Leichtathletik-Verband ist aufgrund massiver Verstöße gegen die Anti-Doping-Richtlinien seit November suspendiert. Voraussichtlich am 17. Juni entscheidet der Weltverband IAAF, ob die derzeitige Sperre gegen die russischen Athleten aufgehoben wird.

Russlands Sportminister Mutko weist Vorwürfe zurück

Russlands Sportminister Witali Mutko wies die in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Showdown für Russland" erhobenen Vorwürfe zurück.

Die Behauptung, er habe die positive Probe eines Fußballers vertuscht, sei lächerlich, sagte Mutko am Donnerstag in Moskau. Er widersprach auch der Darstellung, der wegen Dopings lebenslang gesperrte frühere Geher-Cheftrainer Wiktor Tschegin arbeitete weiterhin für den Verband.

 

 

"Er ist kein offizieller Coach mehr. Vielleicht hat ihn einer seiner Schüler um Unterstützung gebeten. Offiziell arbeitet er nicht", sagte Mutko. Der Minister warf dem in die USA ausgereisten früheren Anti-Doping- Chef Grigori Rodschenkow persönliche Gründe für seine Kritik an Russland vor.

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"Er hasst mich und auch meine Beraterin Natalia Schelanowa, weil sie ihn ständig kritisierte. Und ich habe ihn entlassen", sagte Mutko.

In der ARD-Doku wird auch Schelanowa Vertuschung vorgeworfen. Russland reformiere seine Leichtathletik ungeachtet der Vorwürfe weiter und bereite sich auf die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro vor, sagte der Sportminister der Agentur Tass zufolge.

NADA: Voraussetzungen für Olympia-Start Russlands liegen nicht vor

Die Nationale Anti-Doping-Agentur hält nach weiteren Enthüllungen in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Showdown für Russland" eine Olympia-Teilnahme der Sportmacht für nicht denkbar.

"Es sind erneut Sachverhalte in der ARD-Doku genannt worden, die die Wichtigkeit der Aufarbeitung und die Überprüfung der Startberechtigung der russischen Sportler in Rio unterstreichen", hieß es in einer NADA-Erklärung am Donnerstag.

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"Von dem, was wir aus den ARD-Berichten und dem Bericht der unabhängigen Kommission wissen, liegen aus unserer Sicht die Voraussetzungen für einen Start derzeit nicht vor." Wichtig sei es, zeitnah Lösungsansätze zu erarbeiten, "um die Doping-Problematik noch offensiver anzugehen, zum Schutz aller sauberen Athleten und für faire Wettbewerbe weltweit", hieß es.

"Wir halten es für sinnvoll und richtig, dass die Anti-Doping-Community hilft, ein unabhängiges Anti-Doping-System zu etablieren."

Der Weltleichtathletikverband IAAF will am 17. Juni entscheiden, ob die Suspendierung des russischen Verbands aufgehoben wird oder der Bann für die Sommerspiele in Brasilien bestehen bleibt.

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