DEB-Kapitän Wolf kritisiert Absagen
Prag - Dritter Auftritt für die DEB-Auswahl bei der Eishockey-AM in Tschechien: "Ich glaube schon, dass die Schweiz da Favorit ist", sagte Michael Wolf vor dem Spiel gegen den Vize-Weltmeister von 2013 am Dienstag (16.15 Uhr/Sport 1).
Der Stürmer des EHC München beklagt die Absagenflut von 22 Spielern vor der WM. "Es gab schon viele Absagen, das hilft sicher nicht weiter." Und kündigte eine Reaktion an: "Wir wollen da mit Sicherheit mitspielen."
Trainer Pat Cortina wollte Nach dem üblen 0:10 gegen Kanada Eishockey-Bundestrainer Cortina nicht zu hart mit seinen Spielern ist Gericht gehen. Er erwartet jetzt vor allem ein Zeichen seiner Führungsspieler und ist von einer positiven Reaktion gegen die Schweiz überzeugt. "Jetzt geht's erst einmal mit Videoanalyse weiter. Wir müssen den Spielern zeigen, was nicht gut war. Es geht weiter."
Gegen Kanada hatten die Deutschen ein peinliches Debakel erlebt. Gegen Superstar Crosby und Co. war das ersatzgeschwächte deutsche Team völlig überfordert - und am Abend kam der Befehl zum Frusttrinken von DEB-Routinier Christoph Ullmann. "Bier trinken, Kopf freikriegen", befand der enttäuschte Mannheimer Stürmer nach der höchsten deutschen WM-Niederlage gegen Kanada seit 48 Jahren. 1967 in Wien hieß es am Ende gar 1:13. Viel fehlte dazu nicht mehr.
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"Wir haben vergessen zu kämpfen", meinte Bundestrainer Cortina, der die peinliche Abfuhr zuvor meist mit versteinerter Miene von der Bande aus mit angesehen hatte: "Manchmal kann man einfach nichts mehr tun."
Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ergab sich nach dem 0:2 durch Weltstar Sidney Crosby und Taylor Hall binnen 23 Sekunden in der 9. Minute kampf- und emotionslos ihrem Schicksal. "Danach haben wir Muffensausen bekommen", bekannte Kapitän Wolf.
In nur 60 Minuten verspielte das deutsche Team die gute Stimmung vom enorm wichtigen 2:1-WM-Auftaktsieg am Samstag gegen Frankreich. "Nach so einem Ergebnis überwiegt nichts Positives mehr", bekannte auch Wolf. "Gut ist gar nichts mehr gewesen", sagte auch Tobias Rieder aus Arizona, für den es ein bitteres Wiedersehen mit den NHL-Stars vom 24-maligen Weltmeister gab.
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Die weiteren Tore für die NHL-Stars besorgten Edmontons Taylor Hall (9./23./40.), Cody Eakin aus Dallas (17./20.), Floridas Aaron Ekblad (25.), Philadelphias Claude Giroux (28.), Tyler Ennis aus Buffalo (36.) und Colorados Matt Duchene (43.) per Penalty.
Noch am Abend zuvor war der Jubel groß gewesen, als Patrick Reimer 59 Sekunden vor dem Ende den erlösenden 2:1-Siegtreffer erzielt hatte. Durch den späten Siegtreffer sicherte sich die durch 22 WM-Absagen stark geschwächte DEB-Auswahl gleich zu Beginn gegen einen vermeintlichen Gegner auf Augenhöhe drei wichtige Punkte.
Gegen Kanadas Superstars bekam das deutsche Team dagegen brutal vorgeführt, wie eiskalt jeder kleinere Fehler auf dem Top-Niveau ausgenutzt wird. Bis zur Führung des Titelfavoriten spielte Deutschland forsch mit und hatte sogar durch Mannheims Kai Hospelt die erste Chance nach wenigen Sekunden. Im Gegensatz zu Kanada nutzte das DEB-Team seine Chancen aber selbst in Überzahl nicht. Hinzu kamen etliche individuelle Fehler.
"Wir werden das jetzt einfach vergessen", meinte Rieder. Ob an der Bar oder anderswo, sagte er nicht.
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