Das sagt Promoter Alexander Petkovic im AZ-Interview übers Box-Geschäft

Box-Promoter Alexander Petkovic spricht in der AZ über seinen Schützling, ein dreckiges Geschäft und jahrelange Sehstörungen. "Es war eine harte Zeit, die zeigt, wie hart dieser Sport eben ist."
Matthias Kerber |
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"Ihn hatten ja alle schon völlig abgeschrieben", sagt Promoter Alexander Petkovic über Francesco Pianeta, der hier im Jahre 2013 von Wladimir Klitschko ausgeknockt wird.
dpa/privat "Ihn hatten ja alle schon völlig abgeschrieben", sagt Promoter Alexander Petkovic über Francesco Pianeta, der hier im Jahre 2013 von Wladimir Klitschko ausgeknockt wird.

München - Der Münchner Alexander Petkovic (37) boxte 2003 gegen Johnny Nelson um die WM im Cruisergewicht und verlor. 2015 beendete er seine Karriere und agiert nun als Promoter. Am Samstag steigt in Unterschleißheim seine Fight Night (Restkarten noch an den bekannten Vorverkaufsstellen).

AZ: Herr Petkovic, vom Boxer zum Box-Promoter, Hand aufs Kämpferherz: Hätten Sie es sich so schwer vorgestellt, auf der anderen Seite zu stehen?
Alexander Petkovic: Ich wusste, dass es schwer ist, aber so schwer? Das Problem ist, dass es schon ein dreckiges Business ist, bei dem jeder versucht, dir Steine in den Weg zu legen. Das Pflaster hier in München ist besonders hart. Aber wenn ich mich an unsere Ursprünge erinnere, als wir im Circus Krone vor 400, 500 Leuten Kämpfe veranstaltet haben, und die Halle erschreckend leer war, dann weiß ich, wie weit wir gekommen sind. Die Veranstaltung im Ballhausforum in Unterschleißheim ist fast ausverkauft, es werden über 4000 Fans da sein. Unser Weg war sicher schwierig, aber in meinen Augen auch richtig.

Dieser Weg ist auch sehr riskant, weil Sie für Ihre Kämpfer keine handverlesenen Gegner suchen, sondern Kontrahenten, die auf Augenhöhe sind.
Klasse statt Masse. Lieber verlieren meine Leute einen Kampf, haben dabei aber hundert Prozent gegeben, als dass sie durch Beschiss gewinnen. Das wird es bei mir nicht geben. Am Samstag habe ich drei Hauptkämpfer, wenn zwei davon den Ring als Sieger verlassen, bin ich absolut zufrieden. Boxer wachsen nur, wenn man ihnen echte Aufgaben gibt. Howik Bebraham wird in seinem erst elften Profikampf gegen einen harten Gegner antreten, wenn er den schlägt, hat er das Recht, um die Interims-WM zu boxen und könnte der erste Münchner Weltmeister sein.

Daran sind Sie 2003 knapp gescheitert, als Sie gegen Box-Legende Johnny Nelson nach Punkten verloren.
Ja, ich hatte die Chance, konnte sie aber leider nicht nutzen, ich habe knapp nach Punkten verloren. Robin Haxhi Krasniqi hatte zwei Mal die Chance, ist aber auch jeweils gescheitert. Howik aber, da bin ich mir sicher, wird den Titel nach München holen. Er ist ein Ausnahmetalent.

Das sagte man vor vielen Jahren auch mal über Francesco Pianeta, der schon zwei Mal um die WM im Schwergewicht geboxt hat, aber gegen Wladimir Klitschko und Ruslan Chagaev jeweils K.o. ging. Er tritt gegen Kevin Johnson an, der gegen Vitali Klitschko und Anthony Joshua verloren hat.
Ja, ihn hatten ja alle schon völlig abgeschrieben, aber hier bei uns erhält Francesco jetzt eine neue Chance. Aber die muss er auch nutzen. Er muss sich auch beweisen, zeigen, dass er es noch will und draufhat. Johnson ist jetzt kein Weltmeister, aber er ist ein erfahrener Mann, der sehr unangenehm zu boxen ist und der eine wirklich schwere Aufgabe ist, ein echter Prüfstein. Wie gesagt, leichte Gegner und Aufgaben gibt es bei mir nicht.

"Ich bin fast wieder der Alte"

So muss man wahrscheinlich auch Ihren letzten Kampf als aktiver Boxer einordnen. 2015 gegen Raymond Ochieng.
Ich hätte mich gerne mit einem anderen Kampf von der Box-bühne verabschiedet, das stimmt. Es war ein Kampf, den man sicher nicht erleben will. Ich bin allein in der ersten Runde drei Mal zu Boden gegangen, er hat mich mit dem Ellenbogen am Kiefer getroffen. Ich habe mir dabei den Oberkiefer drei Mal gebrochen, dazu noch das Jochbein und die Hand in diesem Fight. Leider hat es mir dabei auch noch die Sehnerven verdreht. Ich habe alles nur noch doppelt gesehen.

Eigentlich hätte der Kampf abgebrochen gehört.
Ich hatte zudem ja auch noch eine schwere Gehirnerschütterung und war insgesamt sicher 15 Mal am Boden. In der zehnten Runde habe ich ihn dann aber voll erwischt und durch technischen Knockout gewonnen. Das war eigentlich ein kleines Wunder, denn ich habe ihn ja überhaupt nicht richtig gesehen. Das Ganze hatte, wenn man ehrlich ist, mit Boxen nicht viel zu tun. Dafür umso mehr mit Kampf, mit Wille, mit Hingabe. Daher kann ich den Jungs auch immer ins Gesicht sagen, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will. Der Kampf sagt alles.

Sie litten unter den Folgen noch lange Zeit.
Genau genommen zwei Jahre. Das erste Jahr ging es mir gar nicht gut. Ich habe immer noch alles doppelt gesehen, hatte Kopfschmerzen. Es war eine harte Zeit, die zeigt, wie hart dieser Sport eben ist. Daher lege ich auch so viel Wert darauf, dass meine Boxer immer in der besten Form antreten, das ist der beste Schutz. Zum Glück geht es mir jetzt wieder gut, ich bin fast wieder der Alte. Nur mit vielen Kilos mehr.

Also Superschwergewicht.
Die Gewichtsklasse für mich muss zumindest erst geschaffen werden (lacht).

Lesen Sie hier: Starke Bayern-Teamleistung - die Gala gegen Gala

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