Bitter, Bayern! Die Stimmen zum Finale in Bamberg

Bamberg, München - Um 16.52 Uhr ging zu Ende, was für den FC Bayern zum Saisonbeginn am 5. September abends um halb neun mit einem 97:60 in Köln begonnen hatte: eine selten spannende Bundesliga-Saison – allerdings mit dem besseren Ende für die fränkische Konkurrenz der Brose Baskets Bamberg. Die hatten beim 88:84-Heimsieg im fünften und entscheidenden Spiel der Finalserie knapp die Nase vorn und entrissen dem Titelverteidiger die nationale Trophäe in den allerletzten Sekunden der Saison.
Heiko Schaffartzik sagte geknickt: „Bamberg war ein kleines Stück besser als wir, über die ganze Saison, nicht nur heute. Wenn wir Spiel zwei gewonnen hätten, hätten wir die Serie gewonnen. Da haben wir’s verschenkt. Das ist schon bitter und tut sehr weh. Da werde ich auch noch eine Weile dran zu knabbern haben.“
Bitter enttäuscht war auch Bayern-Trainer Svetisalv Pesic, der einmal mehr auf den Schiedsrichter losging. „Ich will, dass er mich nicht mehr pfeift“, sagte Pesic über Hauptreferee Robert Lottermoser. Ich fordere mehr Respekt“, sagte der Serbe, der im Verlauf der Serie mehrmals mit Deutschlands bestem Unparteiischen aneinandergeraten war.
Der Bamberger Dennis-Schröder-Kumpel Daniel Theis meinte dagegen überglücklich: „Wir haben das ganze Spiel über geführt und es noch ein bisschen spannend gemacht. Aber am Ende ist das scheißegal.“
NBA-Star Dennis Schröder bekam diesmal ein Ticket – und ein Fan-Plakat: „Platz ist in der kleinsten Hütte“. Ein kleiner Seitenhieb Richtung München, wo Schröder für Spiel vier keine Karte bekommen hatte – laut den Bayern, weil er zu spät angefragt hatte.
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Mit fünf Fan-Bussen waren ein paar Hundert Bayern-Anhänger nach Franken angereist, in der Hoffnung auf die Titelverteidigung. Doch noch nie konnte ein Auswärtsteam ein fünftes Endspiel für sich entscheiden, und so sahen die Bayern-Fans am Ende eine Weißbier- und Champagner-Dusche für Bamberg-Coach Andrea Trincheri. Der japste triefnass: „Ein großartiges Erlebnis, eine tolle Erfahrung. Ich glaube, wir haben’s verdient.“ Generell möge er aber lieber Wein im Glas als Bier über den Kopf. Bradley Wanamaker wurde zudem als wichtigster Spieler der Final-Serie ausgezeichnet.
Bamberg qualifizierte sich mit dem insgesamt schon siebten Meistertitel für die Euroleague. Wer die Bundesliga als zweites Team vertreten wird, entscheidet sich Anfang Juli. Neben den Bayern hat Alba gute Aussichten, da das Final Four 2016 in Berlin ausgetragen wird.
Spiel fünf begann für die Bayern unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen. Nachdem einen Tag vor Spiel vier der Vater von Dusko Savanovic gestorben war, musste auch Ex-Nationalspieler Jan-Hendrik Jagla den Tod seines Vaters verkraften. „Wir sind noch einmal zusammengerückt und haben bisher so viele Probleme gemeistert, von denen die Leute gar nichts wissen“, sagte Kapitän Bryce Taylor. Der zuletzt verletzte und schmerzlich vermisste Anton Gavel gehörte zwar wieder zum Team, musste aber bald wieder auf der Bank bleiben: die Hüfte.
Der Start ins Spiel missriet: 0:9-Start stand es aus Sicht der Bayern, die mit dem so genannten „kleinen Spiel“ der Gastgeber mit drei flinken Guards nicht zurecht kamen. Bamberg gab den Rhythmus vor, führte 26:19 nach dem ersten Viertel, 49:36 zur Halbzeit und 63:50 nach dem dritten Viertel. Ex-Nationaltrainer Dirk Bauermann meinte zwar, es gebe noch keinen Grund panisch zu werden, doch der Rückstand wuchs weiter, zeitweise auf 18 Punkte.
Doch einmal mehr zeigten die Bayern Charakterstärke, gaben nicht auf, kämpften sich auch dank einiger Dreier von Paul Zipser und Lucca Staiger wieder heran bis auf sieben Punkte. Doch Bamberg zog erneut weg, führte mit 15 Punkten Vorsprung, ehe Bayern 21 Sekunden vor Schluss wieder auf drei Punkte dran war. Doch vier Sekunden vor Schluss verwandelte Dawan Robinson zwei Freiwürfe und machte damit alles klar für Bamberg.
Und die Bayern? Ließen erschöpft die Köpfe hängen – und nahmen die Vize-Meister-Medaillen gleich wieder vom Hals.