45. Geburtstag: Schumachers Kampf geht weiter
Grenoble – Corinna Schumacher sieht müde aus, als sie am Donnerstag um kurz vor zehn Uhr aus der schwarzen Limousine steigt. Der Himmel über Grenoble hängt tief, es regnet, und Corinna Schumacher eilt sofort zu ihrem Mann ans Krankenbett. Ihr Gesicht verrät, wie schmerzhaft die Ungewissheit und Sorge an ihr und den beiden Kindern nagen müssen. Im fünften Stock des Universitätskrankenhauses kämpft Michael Schumacher weiter um sein Leben – nun schon seit fünf Tagen.
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Niemand weiß, ob er diesen Kampf gewinnt. Am Freitag wird er 45 Jahre alt. Neuigkeiten über seinen Gesundheitszustand wurden am Donnerstag zunächst nicht bekannt gegeben. "Wir machen keine Aussagen, wenn es nichts Neues gibt", teilte Schumachers Managerin Sabine Kehm am Mittag per SMS mit. Schon an Neujahr hatte sie betont, dass man sich erst wieder äußern werde, wenn sich das Krankheitsbild des Formel-1-Rekordweltmeisters deutlich verändert hat – positiv wie negativ. Und so gehen die Beobachter davon aus, dass Schumachers Zustand zwar weiter kritisch, aber stabil ist. "Michael wird weiter rund um die Uhr überwacht, die Ärzte kümmern sich sehr um ihn", hatte Kehm gesagt und eine Prognose über Heilungschancen, wie schon die Ärzte zuvor, vermieden: "Es lässt sich nicht sagen, was in den kommenden Tagen passiert."
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Schumacher wird wohl auch an seinem 45. Geburtstag mit dem Tod ringen. Seine Frau Corinna, seine beiden Kinder, sein Vater Rolf, Corinnas Mutter sowie einige enge Freunde der Familie wie Jean Todt, Präsident des Motorsport-Weltverbandes FIA, sind bei dem verunglückten Rennfahrer. Die Familie bedankte sich am Abend auf dessen Homepage für die weltweite Anteilnahme. "Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich den Menschen aus der ganzen Welt danken, die uns nach Michaels Skiunfall ihre Sympathie geschenkt und uns ihre besten Genesungswünsche geschickt haben. Das ist für uns eine tolle Unterstützung. Wir wissen alle, Michael ist ein Kämpfer und wird nicht aufgeben. Danke sehr", heißt es in der Mitteilung.
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Normalerweise feiert die Familie den Geburtstag des Idols gerne im eigenen Chalet in Méribel, unweit der Stelle, an der er am Sonntag beim Skifahren verunglückt war und so stark mit dem Kopf auf einen Felsen aufschlug, dass ihn die Ärzte mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ins künstliche Koma versetzen mussten. Nun versuchen Familie und Freunde Schumacher, dem wohl besten Rennfahrer der Geschichte, Kraft und Mut zu machen. Genau wie Millionen Fans rund um die Welt. "Wir wollen diese Schlacht gewinnen – eine schwere Schlacht, die noch lange nicht gewonnen ist", sagte Gerard Saillant, Mediziner und Vertrauter Schumachers.
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Sein Kumpel Lukas Podolski schickte mit Kollegen vom FC Arsenal über Facebook wie Hunderte auch Genesungswünsche: "GET WELL SOON SCHUMI" ("Werde bald gesund Schumi"). Am Freitag wollen sich zahlreiche Ferrari- und Schumacher-Anhänger vor der Klinik versammeln und so ihr Idol unterstützen. Das teilte die Vereinigung der Ferrari-Fanklubs mit. "In diesen schwierigen Tagen und anlässlich seines Geburtstages wollen die Scuderia Ferrari Klubs ihre Unterstützung für Michael Schumacher ausdrücken", hieß es. Alle Fans seien aufgerufen, ganz in rot, still und respektvoll ihre Verbindung zu Schumacher auszudrücken.
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Während Schumacher – der Körper heruntergekühlt, damit der Druck im Kopf abnimmt, überwacht vom Ärzteteam und medizinischen Hightech-Geräten – im Krankenhaus nach insgesamt zwei Operationen seinen Weg zurück ins Leben sucht, kehrt draußen ein bisschen Normalität ein. Die Eingangshalle wird etwas leerer, die Übertragungswagen der TV-Teams aus aller Welt mussten das Klinikgelände verlassen, Fans fanden sich zuletzt nur noch vereinzelt am Krankenhaus ein. Trotzdem wird Schumacher weiter von einem Sicherheitsteam bewacht, so dass sich niemand unbefugten Zutritt zu seinem Zimmer verschaffen kann.
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Die Ärzte, die ja nicht nur Schumacher zu betreuen haben, brauchen Zeit und Ruhe, um sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Inwieweit Schumacher am Sonntag sein Schicksal herausgefordert hat, bleibt weiter unklar. Während die behandelnden Ärzte meinten, Schumacher sei wohl mit großer Geschwindigkeit unterwegs gewesen, widersprach Kehm dieser Einschätzung. "Er war nicht allzu schnell", sagte sie am Dienstag. Vielmehr habe ein unglückliches Manöver den tragischen Unfall ausgelöst. Der Focus berichtet aber nun, dass Schumacher doch schnell unterwegs gewesen sei. Das gehe aus den Ermittlungsakten der Polizei hervor.