Viele Skifahrer überschätzen sich: Was sie auf der Piste falsch machen

Gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung am Berg? Welches Equipment sollte jeder Fahrer dabei haben? Fragen und Antworten rund um den Pistenspaß.
Leonie Fuchs |
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Skifahrer sind beim Skisaisonstart an der Zugspitze auf der Piste unterwegs.
Skifahrer sind beim Skisaisonstart an der Zugspitze auf der Piste unterwegs. © picture alliance/dpa

München - Immer mehr Skifahrer verletzen sich auf deutschen Pisten. In der letzten Saison 2023/24 waren es etwa 46.000 bis 48.000 Sportler, die aufgrund von Verletzungen ärztlich behandelt werden mussten.

Dies geht aus Daten hervor, die von der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) und der Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU) veröffentlicht wurden.

Konstantin Lanzl vom DSV aktiv hat der AZ Fragen rund um das Thema Sicherheit im Skigebiet beantwortet und Tipps für Pisten-Junkies gegeben:

Konstantin Lanzl.
Konstantin Lanzl. © Mirja Geh

Sicher Skifahren: Was bei Kunstschnee anders ist

Wodurch entstehen die meisten Unfälle am Berg?
"Der Grund ist oft, dass Skifahrer nicht ihrem Können entsprechend und mit zu hoher Geschwindigkeit fahren", sagt Lanzl. Er ist Mitarbeiter beim DSV aktiv und dort für die Themen Verbraucherschutz und Marketing zuständig. Viele würden auch die Pistenbedingungen unterschätzen. "Bei Kunstschnee und harten Bedingungen fährt es sich halt einfach deutlich schneller."

Unfälle würden gerne auch nachmittags passieren. "Nach einem fettigen Schnitzel zum Mittagessen sind die meisten müde und überschätzen ihre Leistungsfähigkeit." Er rät, die Geschwindigkeit anzupassen und auf den Körper zu hören.

"Es gibt keinen Tacho auf dem Brett"

Doch wie schnell ist zu schnell?
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es am Berg nicht. "Es gibt keinen Tacho auf dem Brett", so Lanzl. "Der Grundsatz lautet: Ich muss mich wohlfühlen und die Kontrolle über meine Ski oder mein Snowboard behalten. Sprich: Ich fahre den Ski und bin nicht nur Passagier."

Er zitiert zudem die Regeln des Internationalen Ski-Verbandes FIS: Die Verhaltensempfehlungen sind international gültig. Sie beinhalten etwa "Rücksicht auf die anderen" zu nehmen. Zudem wird die "Beherrschung der Geschwindigkeit" sowie die "Wahl der Fahrspur" genannt.

Immer mehr Knieverletzungen

Letztere Regel meint, dass der von hinten kommende Fahrer seine Spur so wählen muss, dass er den vor ihm fahrenden Skifahrer oder Snowboarder nicht gefährdet.

Gibt es Körperstellen, die besonders häufig verletzt werden?
Laut ASU-Unfallanalyse hat das Risiko für Knieverletzungen in der Saison 2023/24 im Vergleich zu der vorherigen zugenommen. Auch verletzten sich mehr Skifahrer an Schulter und Oberarm sowie an Hüfte und Oberschenkel. Als Ursache vermutet Lanzl generell härtere Pisten. "Weil der Schneefall in den letzten Jahren immer punktueller geworden ist, wird mehr Kunstschnee eingesetzt. Das sorgt häufiger für harte Pisten."

Die Statistik zeigt, welche Verletzungen beim Skisport häufig vorkommen.
Die Statistik zeigt, welche Verletzungen beim Skisport häufig vorkommen. © ASU/SIS

 Welches Equipment wird (Anfängern) empfohlen?
"Das Wichtigste ist der Helm", sagt Lanzl. Und weiter: "Der kann auch günstig sein, aber er muss passen." Die Ski dürften zudem nicht zu alt sein.

"Wenn ein Teil abgebrochen ist, sie rostig sind, oder die Skala an der Bindung nicht mehr lesbar ist, sollte man dringend zum Sportfachhandel gehen, die Ski in den Service geben, die Bindung richtig einstellen und notfalls ersetzen lassen." Die Bindung sollte dabei jährlich von Profis überprüft werden, sagt der Experte.

Zum Thema Leihen oder Kaufen sagt Lanzl: "Der Schuh ist etwas Individuelles, der muss passen. Da würde ich zum Kauf raten." Die Ski könne man leihen. "Dann muss man sich nicht um den jährlichen Service Gedanken machen." Je öfter man aber den Sport ausübe, desto mehr lohne es sich auch, passende Ausrüstung zu erwerben.

Unfall auf der Piste: Das ist im Ernstfall zu tun

Was ist im Falle eines Unfalles im Skigebiet zu tun?
"Wenn man einen Sturz beobachtet hat, sollte man zu der Person fahren und sich vergewissern, wie es ihr geht", sagt Lanzl.

Bei einem schweren Sturz rät er, die Unfallstelle durch die eigenen Ski abzusichern, indem man mit ihnen ein Kreuz in den Schnee steckt. Als Nächstes sollte der Notruf gewählt werden. "Die 112 geht immer, alternativ ist die Nummer der lokalen Bergretter immer auf der Panoramatafel im Tal des jeweiligen Skigebiets zu finden."

Sich unbedingt vorab informieren

Immer mehr Menschen fahren abseits der gesicherten Wege, gehen Skitouren. Worauf sollte hierbei geachtet werden?
Sich vorab zu informieren, sei das A und O, sagt Lanzl. Vor jeder Tour müsse der Lawinenlagebericht geprüft werden.

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Dabei sollte man auf Fragen achten, wie: "Welche Lawinenstufe herrscht gerade? Welche Gefahren birgt das Gelände?" Witterungsbedingungen würden sich täglich ändern.

Lanzl legt Anfängern ans Herz, erste Erfahrungen im Tourengehen im Skigebiet zu sammeln, bevor man sich in das ungesicherte Gelände wage. "Noch besser ist, wenn man vorab ein Sicherheitstraining mit einem Bergführer absolviert."

"Das muss man unbedingt üben"

Lawinenausrüstung wie Sonde oder Piepser müssen im Notfall auch benutzt werden können. "Das muss man unbedingt üben."

Bei den Sicherheitstagen ist auch die DSV-Skiwacht vor Ort. Wie eine Rettung ablaufen soll und der Einsatz von Piepser und Sonde gelingt, kann dann geübt werden.

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