Teil 3: Warzen - Ursachen, Behandlung, Vorbeugung
AZ: Herr Dr. Voigt, Warzen sind für viele ein unangenehmes Thema. Wie entstehen die Wucherungen eigentlich?
Hans-Ulrich Voigt: Warzen sind Virusinfektionen der Haut und der Schleimhäute mit sogenannten HPV-Viren, den humanen Papillomviren. Davon gibt es insgesamt etwa 100 Typen. Einige von ihnen lösen warzenartige Wucherungen aus.
Hans-Ulrich Voigt: Dem Münchner Hautarzt gehört die Dermatologie am Dom. Aus seiner Praxiserfahrung weiß er, dass Betroffene häufig erst sehr spät mit ihrer Warzen-Erkrankung zum Arzt gehen.
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Wie steckt man sich damit an?
Sie werden durch direkten Haut- und Schleimhautkontakt übertragen. Denkbar ist auch eine Schmierinfektion zum Beispiel über Türgriffe oder Handtücher. Aber das ist eher unwahrscheinlich. Der häufigste Weg ist der direkte Hautkontakt.
Viele glauben, man infiziert sich nur, wenn man selbst eine Wunde hat. Stimmt das?
Nein, das kann auch an einer gesunden Hautstelle passieren.
Und was sagen Sie zu dieser Annahme: Warzen sind nur dann gefährlich, wenn sie bluten.
Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Denn Blut hat eigentlich nicht viel mit der Übertragung zu tun.
Heißt also zusammengefasst: Eine einfache Berührung mit einer Warze kann für eine Infektion ausreichen.
Die Empfänglichkeit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es gibt Menschen, die die Warzenviren relativ leicht aufnehmen, und es gibt solche, die können die Stelle zehn Mal anfassen und es passiert nichts. Sprich: Nicht jeder, der eine Warze anfasst, bekommt automatisch eine.
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Wer ist besonders anfällig für eine Ansteckung?
Typischerweise bekommen solche Menschen leichter Warzen, die eine Immunschwäche haben. Menschen, die zum Beispiel hochdosiert Cortison bekommen oder auch Immun–oder Blutkrankheiten haben.
Gibt es sonst noch Gruppen, die besonders aufpassen müssen?
Kinder bekommen Warzenviren leicht, weil ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Auch das Immunsystem von Diabetikern ist anfällig. Bei Schwangeren besteht das Risiko, dass die Viren in den Genitalbereich gelangen und bei der Geburt auf das Kind übertragen werden können. Deswegen sollten Schwangere Warzen so schnell wie möglich entfernen lassen.
Sollte man generell mit einer Warze zum Arzt gehen?
Eine Warzen-Erkrankung ist eigentlich immer ein Grund, zum Hautarzt zu gehen.
Was passiert ohne Behandlung?
Meistens werden die Warzen dann größer. Am Fuß können sie sich zum Beispiel in die Tiefe drücken. Manchmal bilden sich ganze Warzen-Beete. Sie können sich auch auf die andere Körperseite übertragen, sodass man auf beiden Händen oder Füßen plötzlich Warzen hat. Oder sie gehen auf andere Menschen über, wie auf Familienmitglieder oder Mitbewohner. Deswegen ist es sinnvoll, Warzen so früh wie möglich behandeln zu lassen. Denn wenn es noch kleine Warzen sind, ist das ja mit einer relativ kleinen Maßnahme erledigt.
Zögern aus Ihrer Erfahrung viele Betroffene mit dem Gang zum Spezialisten?
Wir sehen leider oft Fälle, die die Warzen verschleppt haben: große Mosaikwarzen oder Patienten, bei denen schon die ganzen Finger um die Nägel befallen sind. Häufig kommen die Patienten erst dann, wenn die Warzen wehtun oder wenn sie merken, dass sie wirklich selbst nicht mehr damit zurechtkommen. In solchen Fällen wird die Behandlung dementsprechend schwieriger.
Wie wird man die Warze wieder los?
Man kann die Warze zum Beispiel abtragen oder auch weglasern. Man kann sie genauso thermisch zerstören. Es sind im Prinzip gutartige Tumore, die von Viren ausgelöst wurden, und diese Zellen muss man wie Tumorzellen entfernen. Die Behandlung kommt ganz darauf an, wie groß die Warze ist und wo sie sitzt.
Nehmen wir als Beispiel eine kleine Warze an der Hand.
Das Einfachste und Schonendste ist in diesem Fall, sie wegzulasern. Dies wird mit örtlicher Betäubung durchgeführt, man spürt von dem Eingriff nichts. Ganz kleine Warzen kann man auch mit Ätzlösungen wie Milchsäure behandeln. An den Füßen geht das im Übrigen meist nicht, weil dort die Hornhaut zu dick ist.
Solche Ätzlösungen gibt es in der Apotheke zu kaufen. Wie wirken sie?
Das Mittel muss man täglich auftragen, dann trocknen die Warzen in Form einer weißlichen Kruste ab. Das kann bis zu vier Wochen dauern. Wenn man innerhalb dieses Zeitraums keinen Erfolg hat, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen.
Und wie behandelt man größere Warzen-Beete?
In einem solchen Fall machen wir es meist auf die konservative Methode: Die Warze wird aufgeweicht, abgehobelt und abgetragen. Dann wird sie noch geätzt und mit Licht bestrahlt. Diese Methode muss ein bis zweimal die Woche über eine längere Zeit durchgeführt werden.
Können Warzen auch von allein wieder verschwinden?
Bei Kindern ist es häufig so, dass die Warzen von selber weggehen können. Wenn das Immunsystem stärker wird, kommt der Körper oftmals mit den Viren selbst zurecht. Aber auch das ist nicht garantiert. Bei Erwachsenen ist das unwahrscheinlich.
Was halten sie von Hausmitteln wie etwa Rizinusöl?
Wenig. Wie gesagt, es gibt sehr viele wirksame Mittel. Warum sollte man dann auf weniger wirksame zurückgreifen?
Was sagen Sie Patienten, die sich für ihre Warzen-Erkrankung schämen?
Für eine Infektion muss man sich nicht schämen. Man sollte sich eher schämen, wenn man damit nicht zum Arzt geht und die Warzen verbreitet. Es ist kein Makel, wenn man sich eine Infektion holt. Es schämt sich ja auch niemand für eine Erkältung, Masern oder Röteln.
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Formen von Warzen: Dornwarzen, Feigwarzen, Alterswarzen
Warzen werden von Viren ausgelöst und sind gutartige Wucherungen auf der Haut. Je nachdem, wo sie auftreten, sehen sie unterschiedlich aus. Welche Formen es gibt erfahren Sie hier. Darunter sind auch zwei Sonderformen.
Vulgäre Warzen: Sie werden auch Stachelwarzen genannt – die häufigste Warzenform. Sie tritt vor allem an den Fingern, im Gesicht und unter den Nägeln auf und sieht rau und schuppig aus. Meist hat sie eine Größe wie ein Stecknadelkopf oder eine Erbse.
Eine vulgäre Warze.
Dornwarzen: Dornwarzen sind Formen, die an den Füßen wachsen. Sie heißen deswegen Dorn, weil man ständig darauf tritt und sie dadurch in die Tiefe gedrückt werden wie ein Dorn. Dornwarzen können weh tun und sie sind auch nicht so leicht zu entfernen, weil sie sehr tief in die Haut reichen können.
Eine mit Ätzmittel behandelte Dornwarze.
Mosaikwarzen: Sie wachsen ebenfalls an den Füßen und sind recht flach. Das Besondere: Sie treten in großer Zahl auf. Die Anordnung erinnert an ein Mosaik.
Fadenwarzen: Sie werden auch filiforme Warzen genannt, weil sie längliche, oben verhornte Wucherungen verursachen. Sie kommen häufig im Gesicht vor.
Schleimhautwarzen: Sie können unter anderem im Mund auftreten. Sie sehen häufig flach und weißlich aus.
Feigwarzen: Diese Form kommt im Genital- und Analbereich vor und wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Sie bilden Knötchen, die rötlich bis grau-weiß sein können.
Dellwarzen: Dellwarzen kommen aus einer anderen Virengruppe als die HPV-Viren, sie werden von Pockenviren verursacht, erklärt der Münchner Hautarzt Dr. Hans-Ulrich Voigt. Vor allem Kinder bekommen Dellwarzen. Sie sehen wie kleine, gedellte Kügelchen aus.
Alterswarzen: Sie haben nichts mit Viren zu tun – und sind deswegen auch nicht ansteckend. Alterswarzen zeigen sich oftmals ab dem 50. Lebensjahr an der Brust, am Rücken oder im Gesicht. UV-Strahlen verstärken ihr Auftreten.
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HPV-Viren: Bestimmte Typen lösen Krebs aus
Von der Familie der Humanen Papillomviren (HPV) sind mittlerweile rund 100 verschiedene Typen bekannt. Bei einer Infektion können sie gutartige Warzenwucherungen auf der Haut hervorrufen.
Es gibt allerdings auch HPV-Typen, die bösartige Wucherungen auslösen, und zwar Gebärmutterhalskrebs. Gegen diese speziellen HPV-Erreger gibt es eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät, dass sich Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren gegen die Erreger von Gebärmutterhalskrebs impfen lassen sollten.
Gegen die verwandten Viren, die Warzen auslösen, gibt es keine Impfung, wie Dr. Hans-Ulrich Voigt aus München erklärt.
Mehrere HPV-Viren.
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