Teil 1: Mundgeruch: Ursachen, Behandlung, Vorbeugung

Von wegen, peinlich! Manche Leiden kennt jeder, aber kaum einer spricht aber über sie. Wir zeigen in dieser Serie Tabu-Leiden und wie man mit ihnen am besten umgeht. Heute: Mundgeruch!
Verena Lehner |
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Wie Käse, Knoblauch, Fisch und faule Eier in einem: Muffeliger Geruch aus dem Mund ist unangenehm und rührt meist von Eiterbakterien her.
imago/AZ Wie Käse, Knoblauch, Fisch und faule Eier in einem: Muffeliger Geruch aus dem Mund ist unangenehm und rührt meist von Eiterbakterien her.

Das kennt jeder: Morgens direkt nach dem Aufstehen, nach einem Abend-Döner oder dem Genuss von deftigem Knoblauch-Tzatziki, duftet der eigene Atem nicht gerade nach Rosen. Doch der morgendliche Mief verschwindet nach dem Frühstück in der Regel von alleine, und Zwiebel-Atem lässt sich durch Kaugummikauen überdecken.

Allerdings gibt es Menschen, die ständig oder sehr häufig unangenehm aus dem Mund riechen. In solchen Fällen sprechen Mediziner von Halitosis – ein Thema, worüber keiner so gerne spricht.

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Doch schlecht riechender Atem ist nichts, was aus Scham einfach totgeschwiegen werden sollte. Im Gegenteil. „Mundgeruch ist nichts Gesundes, da steckt immer mehr dahinter“, sagt der Münchner Zahnarzt Dr. Ottaviano Tapparo. Für die AZ erklärt er, was Mundgeruch auslöst, wie das Leiden am besten therapiert wird und wann Patienten unbedingt zum Arzt gehen sollten.

 

Mundgeruch: Die Ursachen

 

„Mundgeruch ist immer das Gleiche, es ist nichts anderes als Eitergeruch“, sagt Tapparo. Doch der kann verschiedene Ursachen haben. Die zu finden, ist Sache eines Arztes. Tapparo rät, bei chronisch schlechtem Atem immer zum Arzt zu gehen. „Vor allem, wenn Fieber dazukommt, obwohl man eigentlich gesund ist. Dann ist es allerhöchste Eisenbahn.“ Wodurch Mundgeruch entstehen kann:

Zahnfleisch: Ist das Zahnfleisch krank, entzündet es sich in den meisten Fällen. Bakterien fangen dann an, das Gewebe zu zersetzen. „Das ist dann das, was schlecht riecht“, so Tapparo. Krankes Zahnfleisch bleibt nicht mehr am Zahn haften, sondern löst sich. Dabei bilden sich sogenannte Zahnfleischtaschen. Dort können sich dann die Eiterbakterien sammeln.

Kiefern-/Stirnhöhlen und Rachenraum: Auch Erkrankungen der Nasennebenhöhlen können dazu führen, dass jemand aus dem Mund müffelt. „Ist der Mundraum gesund, verströmt aber trotzdem Eitergeruch, kann das ein Vorbote einer Grippe oder einer Erkältung sein – obwohl der Patient noch keine Symptome hat“, erklärt Tapparo. Bei einer Erkältung lassen Bakterien oder Viren die Schleimhäute anschwellen. „Dadurch werden die Belüftungslöcher verschlossen und es kommt kein Sauerstoff mehr in die Nebenhöhlen. Das sind die besten Bedingungen für Eiterbakterien.“ Auch Bakterienansammlungen auf den Mandeln können einen schlechten Geruch aus Mund und Nase erzeugen.

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Allergie: Auch Allergiker haben oft mit schlechtem Mundgeruch zu kämpfen. Denn bei einer Allergie passiert dasselbe wie bei einer Erkältung oder einer Grippe. Die Schleimhäute schwellen an, dadurch bilden sich Nischen, in die Bakterien wandern können. Es bildet sich Eiter in den Nebenhöhlen.

Magen: Zwar nicht die häufigste Ursache, aber auch nicht selten: Mundgeruch kann auch von Magenproblemen herrühren. „Vor allem gestresste Menschen haben damit zu kämpfen, weil sie häufig unter Sodbrennen leiden“, erklärt Tapparo. Wer Sodbrennen hat, leidet meist unter Reflux – einer Störung des Zusammenspiels von Speiseröhre und Magen. Magensäure kann dabei ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen. Das verursacht ein Brennen, reizt die Speiseröhre und kann zu einer Entzündung führen. „Diese Entzündung verursacht Mundgeruch“, erklärt Tapparo.

 

Die Untersuchung

 

Sobald der schlechte Atem über einen längeren Zeitraum nicht weggeht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der erste Weg führt dabei zum Zahnarzt. Die Untersuchung dort sieht folgendermaßen aus.

Riech-Test: Zunächst muss der Arzt feststellen, ob der Patient tatsächlich unter Mundgeruch leidet oder sich das nur einbildet. Es gibt mittlerweile spezielle Geräte, mit denen sich Schwefelverbindungen im Atem messen lassen, das beste Instrument ist aber immer noch die Nase. Tapparo: „Eiter ist zerfallenes Eiweiß, dabei entstehen Gase und das riecht man sofort.“

Zunge ansehen: Der Zahnarzt sieht sich zuerst die Zunge genau an. „Hat die einen weißen Belag, dann stimmt etwas nicht“, so Tapparo. Ist die Zunge weiß, heißt das, dass der Candida-Pilz – der in jedem gesunden Mundraum vorkommt und eigentlich harmlos ist – ungehindert wuchern kann. „Wenn er das tut, dann weiß ich, da ist etwas aus dem Gleichgewicht.“

Zahnfleisch kontrollieren: Das Zahnfleisch wird nach entzündeten Stellen abgesucht. Der Zahnarzt hat dazu kleine Messstäbchen, mit denen er den Abstand zwischen Zahn und Zahnfleisch kontrolliert. Haftet das Zahnfleisch nicht mehr am Zahn und bilden sich Taschen, kann sich darin Eiter sammeln. „Sammelt sich in den Zahntaschen bereits Eiter, ist das meist gut sichtbar“, so Tapparo. Oft reiche auch ein kleiner Druck auf die Zahntasche und der Patient hat starke Schmerzen. „Auch dann weiß ich, dass Eiter drin ist. Denn der Eiter drückt auf die feinen Nerven der Zahnwurzel, und das tut unglaublich weh.“

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Nebenhöhlen abtasten: Ist im Mund alles in Ordnung, werden sämtliche Nebenhöhlen abgetastet. Die Nervenenden der Stirn- und Kiefernhöhlen sitzen an der Stirn und unterhalb des Auges. Der Arzt drückt an den entsprechenden Stellen leicht hin. Hat der Patient dabei Schmerzen, dann muss man davon ausgehen, dass die Nebenhöhlen entzündet sind.

 

Die Behandlung

 

Je nachdem, wo die Ursachen für den schlechten Atem liegen, muss unterschiedlich behandelt werden. Folgende Möglichkeiten gibt es:

Mundspülungen: Sind Zahnfleischentzündungen die Ursache, dann wird meist mit Mundspülungen behandelt. „Die Zahntaschen müssen gereinigt, belüftet und desinfiziert werden“, so Tapparo. Meist werden dafür Chlorhexamed-Lösungen verwendet. Tapparo setzt aber noch auf ein anderes Mittel: Pflanzliche Spüllösungen von der Zistrose. „Die ist schonender und zerstört nicht sämtliche Bakterien im Mundraum, sondern nur die, die verschwinden sollen.“

Nasenduschen/Inhalieren: Sind eitrige Nasen- und Kiefernhöhlen die Ursache, hilft Inhalieren oder eine Nasendusche. So kommen Sauerstoff und Feuchtigkeit an die Schleimhäute, die Bakterienzahl wird drastisch vermindert.“

Antibiotikum: Für Tapparo das allerletzte Mittel. „Hat der Körper mit einem Entzündungsherd so sehr zu kämpfen, dass er fiebert, dann muss Antibiotikum gegeben werden.“

Hausmittel: Laut Tapparo kann jeder versuchen, mit Hausmitteln gegen Mundgeruch vorzugehen. Er empfiehlt Mundspülungen mit Myrrhe, Weihrauch oder Salbei. „Das beruhigt und desinfiziert.“ Für Nasenspülungen und Inhalationen rät er unter anderem zu Meersalz.

 

So beugen Sie schlechtem Atem vor

 

Um miefigen Geruch zu vermeiden, ist vor allem die richtige Mundhygiene wichtig. Ein paar Tipps:

Zähne putzen: Um übelriechendem Atem vorzubeugen, rät Prof. Christoph Benz, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeszahnärztekammer, täglich zweimal die Zähne zu putzen.

Zahnzwischenräume säubern: Mit Putzen alleine ist es noch nicht getan. Auch die Zahnzwischenräume müssen regelemäßig gesäubert werden. Das geht am besten mit Zahnseide oder kleinen Zahnzwischenraumbürsten. Die gibt es in verschiedenen Größen, damit man das Zahnfleisch damit nicht verletzt.

Zunge reinigen: Manche Zahnärzte empfehlen auch eine Reinigung der Zunge, da sich auf dem Zungenrücken viele Bakterien tummeln. „Das sollte man allerdings mit Vorsicht tun“, mahnt Zahnarzt Christoph Benz. Häufig werden die Zungenschaber, die es mittlerweile in allen Drogerien zu kaufen gibt, mit zu viel Kraft angewendet. Unter Umständen gelangen durch zu starkes Schrubben Bakterien in die Blutbahn.

Zahnstein entfernen: Ein- bis zweimal im Jahr sollte man sich beim Zahnarzt die harten Beläge wie Zahnstein entfernen lassen. Denn sie sind der ideale Nährboden für Bakterien.

Professionelle Zahnreinigung: Zahnarzt Dr. Ottiviano Tapparo empfiehlt mindestens zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung. Dabei werden Zahnstein entfernt und die Zahnzwischenräume und Zahnfleischtaschen gründlich gesäubert. Außerdem werden dabei die Zahnoberflächen glatt poliert und Bakterien haften nicht mehr so leicht daran. „Wer schon einmal eine Zahnfleischentzündungen hatte, der sollte alle drei Monate zur Zahnreinigung“, rät Tapparo.

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